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Landwirtschaft

Agrarprodukte Kitzen bekommt sächsischen Umweltpreis

Sachsens Umwelt- und Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt (li.) verleiht den beiden Vorständen Hans-Uwe Heilmann und Thomas Rößner von der Agrarprodukte Kitzen e.G. den sächsischen Umweltpreis 2019 für umweltfreundliche Unternehmensführung.

Sachsens Umwelt- und Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt (li.) verleiht den beiden Vorständen Hans-Uwe Heilmann und Thomas Rößner von der Agrarprodukte Kitzen e.G. den sächsischen Umweltpreis 2019 für umweltfreundliche Unternehmensführung.

Pegau/Kitzen. Die Genossenschaft Agrarprodukte Kitzen ist Anfang Juli mit dem Sächsischen Umweltpreis für umweltfreundliche Unternehmensführung ausgezeichnet worden. Daran gekoppelt ist ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro. Der Betrieb hatte sich mit dem Projekt „Konventionelle Landwirtschaft stellt sich den ökologischen Problemen der Gegenwart“ für den Wettbewerb beworben.

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Kreislaufwirtschaft und tiergerechte Haltung

Was ein wenig hölzern klingt, heißt nichts anderes als: Tiergerechte Haltung, gute Energiebilanz, Erhalt von Naturschutzräumen, nachhaltiges Produzieren. Auf ihren Nutzflächen von insgesamt 3200 Hektar verwerten die Kitzener größtenteils das, was sie selber herstellen oder was bei der Produktion übrig bleibt. Moderne Kreislaufwirtschaft. Ihre Biogasanlagen und Photovoltaikfelder erzeugen jährlich 9,11 Millionen Kilowattstunden Strom für den eigenen Bedarf. Der Rest, eine Million Kilowattstunden, wird ins Netz eingespeist.

Naturschutzprojekt Werbener See

Es sind viele kleine Bausteine, die den Landwirtschaftsbetrieb für den Umweltpreis empfohlen haben. Einer davon sind Naturschutzprojekte wie der Werbener See.

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Idylle am Werbener See .

Idylle am Werbener See .

Von 1944 bis 1991 wurden hier 344 Millionen Tonnen Rohbraunkohle gefördert und dafür rund 887 Millionen Quadratmeter Abraum bewegt. Mit dem Ende der Kohleförderung blieb das Restloch Werben als Tagebau-Hohlkörper übrig und wie es der Name schon sagt, erinnerte damals alles an eine kahle, öde Mondlandschaft.

Erst mit verschiedenen Rekultivierungsmaßnahmen – Abschrägen der Böschungen, Aufforsten mit Pappeln und Birken – entwickelte die Natur ihr heutiges Gesicht. Zudem begann im November 1998 die Flutung des Sees, der voraussichtlich 2090 seinen Endwasserstand erreicht. An seiner tiefsten Stelle misst er 32 Meter.

Logo des Vereins „Freunde des Werbener Sees“ mit dem Maskottchen „Eisi“, einem Eisvogel.

Logo des Vereins „Freunde des Werbener Sees“ mit dem Maskottchen „Eisi“, einem Eisvogel.

Naturerlebnispfad mit Schautafeln

Langsam und unaufhörlich holt sich die Natur in dieser Bergbaufolgelandschaft ihre Räume zurück. So ist der Werbener See bereits Heimat von 66 Brutvogel- und 39 Gastvogelarten, elf Arten von Amphibien und Reptilien, 18 Arten Heuschrecken, 26 Libellen- und 33 Schmetterlingsarten. Vor wenigen Jahren richteten die "Freunde des Werbener Sees" auf dem 5,4 Kilometer langen Rundweg einen Naturerlebnispfad mit zehn Schautafeln und drei Beobachtungspunkten ein.

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Weideprojekt mit Galloway-Rindern

Als weiteren Trumpf spielten die Kitzener ihr Beweidungsprojekt im Aufschlussgraben Werben aus, einem 35 Hektar großen ehemaligen Tagebaugelände im europäischen Vogelschutzgebiet.

Schottische Galloway-Rinder weiden seit etwa zwei Jahren auf dem ehemaligen Tagebaugelände bei Werben.

Schottische Galloway-Rinder weiden seit etwa zwei Jahren auf dem ehemaligen Tagebaugelände bei Werben.

Durch die Offenlandhaltung mit Galloway-Rindern sollen hier Lebensräume für Vogelarten wie Grauammer, Neuntöter, Steinschmätzer oder Sperbergrasmücke erhalten beziehungsweise wiederhergestellt werden, erläutert Agrarprodukte-Vorstand Hans-Uwe Heilmann. Schon jetzt gehöre der Aufschlussgraben zu den artenreichsten Biotopen im Landkreis Leipzig.

Abriss der alten Milchviehanlage Scheidens

Darüber hinaus plane die Agrargenossenschaft, die ehemalige Milchviehanlage in Scheidens zu entsiegeln, darauf Photovoltaikfelder zu installieren sowie Weidefläche für Schafe und Ziegen zu schaffen. „Es wird definitiv keine neue Stallanlage geben“, beteuert Heilmann. Aktuell habe der Abriss des Stalles begonnen, der schon seit Jahrzehnten leer steht. „Unser Ziel ist es, der Natur und den Menschen ein Stück Grün zurückzugeben.“

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Pflanzen- und Tierproduktion

Die Agrarprodukte Kitzen ist 1991 aus den ehemaligen LPG in Großzschocher, Rehbach, Knautnaundorf, Lausen, Kitzen, Scheidens, Großdalzig, Eythra und Kulkwitz hervorgegangen. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf dem Anbau von Weizen, Gerste, Raps und Zucker sowie Futterpflanzen wie Luzerne, Gras, Mais und Gerstensilage für die Haltung von Rindern und Schweinen. 74 Mitarbeiter und neun Lehrlinge sind hier beschäftigt.

Ackerflächen für Bäume und Blühpflanzen

„Wir legen größten Wert darauf, das Land bodenschonend, umweltgerecht und nachhaltig zu nutzen“, beteuert Heilmann und zählt die Punkte auf: organische Düngung, pfluglose Bodenverarbeitung, Mulchsaaten, Anbau von Zwischenfrüchten als Erosionsschutz, Anlegen von Blühstreifen. Allein im vergangenen Jahr wurde eine Fläche von 24 Fußballfeldern stillgelegt und sich selbst überlassen. Die Begrünung mit Blühpflanzen, Luzerne oder Klee erfolgte durch den Wind. Weitere elf Hektar Ackerfläche wurden mit Bäumen aufgeforstet.

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Bequeme Betten für Kühe

In der Tierproduktion arbeitet der Betrieb unter konventionellen Bedingungen, aber mit großem Herz für seine Tiere. „Die Kühe liegen beispielsweise auf einem Stroh-Kalk-Gemisch und haben bequeme Betten“, so Heilmann. Das Platzangebot pro Kuh liege über den Mindestanforderungen und das Klima im Stall sei durch zu öffnende Seitenwände und Lüftungstechnik angenehm. In der Schweinehaltung werde großer Wert auf Hygiene und das Wohlbefinden der Tiere gelegt. Um deren Spieltrieb Genüge zu tun, wurden Spielgeräte aus organischem Material angeschafft.

Derzeit sind in den Ställen der Agrarprodukte Kitzen und der Agrargenossenschaft Großdalzig 1500 Rinder, davon 800 Kühe, sowie 2300 Mastschweine und 450 Zuchtsauen untergebracht.

Frische Milch für Automaten und Eisdielen

Schaufenster der täglichen Milchproduktion ist der Milchautomat. 2015 wurden die ersten beiden in Betrieb genommen und mittlerweile gibt es die frische Milch direkt an den Kuhställen Kitzen und Großzschocher sowie an neun Standorten in Leipzig, Markkleeberg und Schkeuditz.

Rund 130.000 Liter Milch wurden 2018 an den Rohmilchautomaten gezapft, weitere 3200 Liter flossen an Eisdielen in Leipzig. Hauptabnehmer ist jedoch das Weißenfelser Milchwerk „frischli“ mit 7,52 Millionen Litern im Wirtschaftsjahr 2017/18.

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Syrischer Weichkäse und eigene Wurst

In Zukunft wollen die Kitzener ihr Sortiment erweitern und an den Milchautomaten eigene Wurst, Joghurt, Quark und auch Käse anbieten. Dazu werde die Molkerei (Pasteurisierungsanlage) in Kitzen erweitert und „mindestens zwei Arbeitsplätze neu geschaffen“, stellt Heilmann in Aussicht. Die Genossenschaft steht zudem in engem Kontakt mit Partnern der Uni Bernburg, die in Kitzen syrischen Weichkäse und weitere Milchprodukte für ihre eigene Vermarktung herstellen möchten.

Von Kathrin Haase

LVZ

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