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Experten sind verblüfft

Studenten erarbeiten neue Visionen für Leipzigs Promenadenring

Ein Triumphbogen wurde am Bürgermeister-Müller-Denkmal vorgeschlagen.

Ein Triumphbogen wurde am Bürgermeister-Müller-Denkmal vorgeschlagen.

Leipzig. Die Diskussion um die Neugestaltung des Promenadenrings wird wieder aktuell. Die Stadtverwaltung prüft intensiv Möglichkeiten, die Blockadewirkung dieses Innenstadtrings zu mildern, um die City besser mit den angrenzenden Stadtvierteln zu verbinden. Jüngster Schritt dazu war ein Workshop, zu dem die Planer der Stadt Architekturstudenten der Bauhaus-Universität Weimar ins Neue Rathaus einluden. Die Studenten sollten mit einem unbefangenen, frischen Blick Vorschläge für die Neugestaltung beisteuern – und verblüfften damit die Experten der Stadt genauso wie die anwesende Stadträte. Denn die Studenten schlugen vor, einem in Zukunft von Autoverkehr weitgehend entlasteten Ring nicht nur neue Grünanlagen zu spendieren, sondern an besonders breiten Stellen auch neue Plätze und sogar neue Gebäude zu errichten.

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Ein Arc de Triomphe wie in Paris

Einige der 14 Studenten hatten im Vorfeld Pläne für einen neuen „Kulturring mit Plätzen und Parks“ entworfen. Andere plädierten dafür, den Promenadenring in „verschiedene Aktionsflächen“ aufzuteilen und jedes dieser Areal separat zu entwickeln. Dabei könnten auch „Ensemble von Gebäuden mit Freiräumen im Umfeld“ kreiert werden, hieß es. Die Rede war auch davon, „neue Hochpunkte“ zu schaffen – ähnlich wie es am Martin-Luther-Ring mit der neuen katholischen Kirche gelungen ist, deren Kirchturm gegenüber dem Rathausturm entstand und so architektonisch eine neue „Tor-Situation“ auf dem Ring schuf, die heute vor allem Autofahrer erleben. In diesem Zusammenhang wurde auch dafür plädiert, die von Leipzigs Stadtplanern in den 1920er-Jahren präferierten Hochhaus-Standorte zu bebauen.

Am Tröndlinring können sich die Studenten den Bau eines Hochhauses mit weiteren hohen Häusern im Anschluss vorstellen

Am Tröndlinring können sich die Studenten den Bau eines Hochhauses mit weiteren hohen Häusern im Anschluss vorstellen.

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Vorgeschlagen wurde auch, den Promenadenring an besonders breiten Stellen „in zwei Hälften zu unterteilen“ – zum Beispiel im Bereich Tröndlinring/Am Hallischen Tor. Dort sei genug Platz vorhanden, um sogar eine Blockbebauung mit Wohnungen und Ruhezonen im Inneren zu errichten, hieß es. Vorgeschlagen wurde auch der Bau eines Triumphbogens – ähnlich dem Arc de Triomphe in Paris, hieß es. Der Platz ringsum könnte wie in Frankfurt am Main als grüner Ring ausgeführt werden.

Stadtplaner wollen neue Wege gehen

Stadtrat Sven Morlok (FDP) gestand, dass ihn diese Vorschläge überraschen. „Ich habe mir eigentlich alles vorstellen können – außer eine Bebauung des Promenadenrings“, erklärte er. Fritjof Mothes vom Planungsbüro Stadtlabor, sagte, ihn überrasche „die Radikalität“ der vorgeschlagenen Verzahnung der City mit den angrenzenden Stadtteilen. Er sei dagegen, die Struktur des geschützten Ringgrüns zu verwischen und teilweise zu bebauen.

In den Neubauten auf dem Ring könnte es begrünte Innenhöfe geben

In den Neubauten auf dem Ring könnte es begrünte Innenhöfe geben.

Professor Steffen de Rudder von der Bauhaus-Universität Weimar plädierte an Leipzigs Entscheider, alle Gedanken zuzulassen. „In dieser Phase des Entwerfens darf es für die Studenten keine Tabus geben“, betonte er. Auch Torben Heinemann vom Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA) sah dies so. „Es muss auch jemanden geben, der das ,Unvorstellbare’ macht, um dann ein neues ,Mögliche’ zu erreichen“, erklärte er. Der Promenadenring sei in seiner jetzigen Gestalt eine städtebauliche Zäsur. „Vor hundert Jahren gab es ganz andere Straßenverbindungen“, sagte er. „Und es sollte untersucht werden, welche Rolle diese Verbindungen heute spielen könnten.“ Die Stadtverwaltung will den Diskurs mit den Studenten am 14. Januar fortsetzen.

Von Andreas Tappert

LVZ

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