In der Schule beschäftigen wir uns theoretisch mit den chemischen Hintergründen von Oxidationsprozessen, lernen im Waldpraktikum im historischen Hauberg Fellinghausen die Herstellung von Holzkohle im Kohlenmeiler kennen, erfahren im Mathematikunterricht, wie sich radioaktive Zerfallsprozesse mit Hilfe von Exponentialfunktionen beschreiben lassen oder bekommen in Erdkunde kartesische Koordinatensysteme nähergebracht, mit denen wir uns auf der Erde orientieren können. Schön und gut, aber, um mit Goethe zu sprechen: Grau, teurer Freund, ist alle Theorie, und grün des Lebens goldner Baum. Theorie ist halt nur die eine Seite der Medaille, die andere ist, das theoretisch Gelernte in die Praxis umzusetzen...und dazu sollten wir reichlich Gelegenheit erhalten.
Als Schülergruppe vom Gymnasium Stift Keppel durften wir zusammen mit unserem Betreuungslehrer, Herrn Thomas Mockenhaupt, drei Tage lang vom 28. bis 30.06.2016 an einer waschechten archäologischen Ausgrabung der LWL-Archäologie für Westfalen (LWL) am Fuße des Altenbergs teilnehmen. Den Altenberg kennt man im Siegerland wahrscheinlich am ehesten wegen seiner Sage, die von einer reichen Stadt berichtet, deren Bewohner aber hochmütig und habgierig waren. Trotz mehrerer Warnungen änderten sie ihren Lebenswandel nicht, so dass die Siedlung als Strafe Gottes durch eine große Feuersbrunst vernichtet wurde. Die Sage hatte einen wahren Kern, wie man durch Ausgrabungen in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts herausfand. Zum Vorschein kam eine mittelalterliche Bergbausiedlung, in der im 13. Jahrhundert Bergbau auf Silber umging.
In der jetzigen Grabung ging es nun darum, einen vermuteten Verhüttungsstandort zu erforschen, der mit der Bergbausiedlung in Zusammenhang stehen könnte. Und wo verhüttet wurde, brauchte man auch viel, viel Holz zum Verhütten, also auch Kohlenmeiler. Als Nachwuchsausgräber bekamen wir somit unser eigenes Grabungsobjekt zugeteilt, einen vermutlichen Meilerplatz in unmittelbarer Nähe der Verhüttung. Dr. Manuel Zeiler vom LWL, der uns bei unserer Ausgrabung betreute, erklärte uns, dass die frühesten Meiler, wie wir sie z.B. vom historischen Hauberg her kennen, im Siegerland ins 16. Jahrhundert datieren. Mittelalterliche „Meiler“ hat man zwar auch gefunden, sie bestanden aber nur aus einer kleinen Grube, in der lediglich kleine Mengen Holzkohle hergestellt werden konnten. Wenn man nun aber am Altenberg eine größere Verhüttungsstelle hatte, benötigte man auch große Mengen Kohle, also vielleicht auch große Meiler mit großer Produktion. Unsere Ausgrabung widmete sich damit der Fragestellung, ob der Meilerplatz evtl. auch mit der mittelalterlichen Bergbausiedlung in Verbindung stehen und könnte und wir somit den Nachweis für den frühesten „echten“ Kohlenmeiler hätten.