Die Dalborner Lebensgemeinschaft wächst

Marascha Heisig und Frank Merkord sind die Gründer einer neuen Wohnform

Von Manuela Schürstedt

Dalborner leben gemeinschaftlich - © Blomberg
Dalborner leben gemeinschaftlich (© Blomberg)

Blomberg-Dalborn. Eine eigene Antwort auf die allgemeinen Fragen der Zukunft will die Lebensgemeinschaft Dalborn geben. In den nächsten Tagen wollen die Bewohner eine Genossenschaft gründen.

Die Lebensgemeinschaft Dalborn wächst. April 2010: Der Garten am Haus Meierhans in Dalborn wird angelegt. Mai 2010: Das Haus wird bezogen. Jahreswechsel 2010/2011: Eine Familie aus Siegburg nahe Bonn zieht ein. Der Wunsch für 2011 und viele weitere Jahre: 30 Menschen, die in unterschiedlichen Wohnformen in Dalborn zusammen leben, arbeiten, diskutieren und das Credo der Lebensgemeinschaft als "neue Form eines sozial-ökonomisch-ökologischen Miteinanders" teilen.

Was sich theoretisch hochgestochen anhört, ist praktisch die Konsequenz einer Erkenntnis, die die beiden Mitbegründer der Lebensgemeinschaft Marascha Heisig und Frank Merkord so formulieren: "Die Zukunft ist keine Verlängerung dessen, was derzeit ist." Oder kurz und knackig: So kann es nicht weitergehen.

inks Frank Merkord, Zweite von rechts: Marascha Heisig, Vierter von links: Holger Sonnenburg, sowie einige Gäste der Hofbewohner.
inks Frank Merkord, Zweite von rechts: Marascha Heisig, Vierter von links: Holger Sonnenburg, sowie einige Gäste der Hofbewohner.

Dieses "so" bezieht sich auf die Umwelt, die von Klimawandel und Atomkraft bedroht ist. Aber auch auf eine Gesellschaft, die auf Konsum und Wachstum basiert. Und nicht zuletzt auf den Menschen, der zum Einzelgänger geworden ist und es verlernt hat, in einer Gemeinschaft zu leben und zu erkennen "wie reich wir sind, wenn wir uns zusammentun und teilen", so Heisig. Sozial-ökonomisch-ökologisch: hehre Ziele, die auf einem historischen lippischen Hof mit angrenzenden 6 Hektar Land in die Tat umgesetzt werden sollen.

An die Solaranlage und das "Atomkraft? Nein Danke"-Plakat auf der Scheunenwand in direkter Nachbarschaft zur Lippischen Rose haben sich die Dalborner schnell gewöhnt. Mehr noch: "Wir wurden ausgesprochen freundlich aufgenommen als Teil der Dorfgemeinschaft", sagt Sozialpädagoge Frank Merkord, der sich in der "noch nicht kaputt renovierten" Dorfstruktur mit 75 Einwohnern wohl fühlt.

Angekommen, verwurzelt. Merkord, 58: "Ich hatte das Gefühl, dass ich irgendwann nicht mehr nach außen wachse, sondern nach unten." Natürlich sei das auch eine Frage des Alters und die Lebensgemeinschaft neben der ökologisch-ökonomischen Wahlheimat eine persönliche Zukunftsperspektive. "Was trägt auch im Alter?" Diese Frage stellte sich auch Psychologin Marascha Heisig, 43, die in ihrem Leben viel umgezogen ist.

Antwort: Sicherheit. Darauf wollen auch die Dalborner in ihrem neuen Lebenskonzept nicht verzichten. Zur Sicherung ihrer finanziellen Einlagen in Haus und Land wollen sie am 7. Januar eine Genossenschaft gründen. "Eine Genossenschaft entspricht genau unserer Philosophie. Sie ist selbstverwaltet, selbst versorgend und beruht auf Gemeinschaft", erklärt Marascha Heisig.

Auf die Gemeinschaft baut auch das jüngste Mitglied in Dalborn: Anna Hauenschild, 29, von Beruf Lehrerin. Sie fand hier ein Zuhause, einen Ort, nach dem sie - laut eigener Aussage - "so lange gesucht hat". Holger Sonnenburg, 46, Biologe, hat nach Erfahrungen in größeren Lebensgemeinschaften von bis zu 100 Mitgliedern im beschaulichen Dalborn sein "Bekenntnis zur Bodenständigkeit abgegeben".

Regeln - ganz ohne geht es natürlich auch in Dalborn nicht. In den 14-tägigen Organisations-Treffen werden Alltags-Geschäfte wie die Höhe des Haushaltsgeldes, notwendige Bauarbeiten, finanzielle Rücklagen oder die Planung eines Netzwerk-Gartens besprochen. Wichtigstes Thema derzeit: die Schaffung von neuem Wohnraum, damit die Lebensgemeinschaft Dalborn wachsen kann.

Mehr Informationen unter www.lebensgemeinschaft-dalborn.de.

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