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Siegfried Rischar, Anton Bruder, ein Picasso-Schüler - die Moderne dominiert an den Wänden von Irmes Eberths Wohnzimmer. Eine Glasfront lässt viel Licht in den Raum, Stilmöbel und Skulpturen sind mit leichter Hand verteilt, trotz des Pianos hat der Gast viel Platz - so also wohnt eine Mundartdichterin.
So wie hier die Häkeldeckchen fehlen, sind auch ihre Gedichte und Geschichten: Irmes Eberth beweist, dass eine Autorin nicht heimattümelnd sein muss, wenn sie voller Wärme von ihrer Heimat erzählt. In ihrem neuen, dem siebten Buch dominiert sogar das Hochdeutsche, weil die vielen längeren Erzählungen sich so mehr Menschen mitteilen. Der Band »Wie's halt so war« erscheint zum 85. Geburtstag der Aschaffenburger Schriftstellerin am heutigen Dienstag.
Dichten gegen das private Leid: Das neue Buch (siehe Besprechung auf dieser Seite) enthält im Epilog Gedichte für den 1990 verstorbenen Sohn Mathias. Diese Arbeiten öffnen einen ungewöhnlichen Blick auf Irmes Eberth, deren Leben nicht so heiter war wie der Alltag vieler ihrer Figuren. Auch ein schwer kranker Ehemann war über Jahrzehnte zu betreuen. Sie spricht vom »Kraftaufwand«, mit dem sie in solchen Zeiten beschwingte Gedichte schrieb. Sie zeigte damit den Angehörigen: Es geht weiter.
Diese Anstrengungen des Alltags merkt man ihren Arbeiten überhaupt nicht an. Denn das Schicksal hat Irmes Eberth auch eine großartige Gabe beschert: In ihr sprudelt unaufhörlich eine Quelle munterster Sätze.
Die Erzählgabe war ihr fast ins Kinnerbeddche gelegt worden, das sie in einem Gedicht beschreibt und das in der Aschaffenburger Cunibertstraße stand. In den Erzählungen von Vater und Großmutter schnappte Irmes Eberth viel Buntes über das Leben in Aschaffenburg auf, doch es dauerte bis zu den 70er Jahren, dass sie selbst Erinnerungen und Beobachtungen zu Papier brachte.
Erst trug sie ihre Reime auf Familienfesten vor, dann erschienen erste Arbeiten im Main-Echo, 1983 begann die Reihe ihrer Buchveröffentlichungen. »Es hat sich zammegeläbbert«, sagt sie heute über ihr umfangreiches Werk, das ständig weiter wächst: Seit 1995 erscheint jeden Samstag ihre Mundart-Kolumne »Meiers Kätt« in der Aschaffenburger Main-Echo-Ausgabe.
Ihre Gedichte - viele ruhen noch in den Schubladen - sind zu Papier gebrachte Heimatpflege. Irmes Eberth hält nicht nur die Mundart lebendig, sie beschreibt auch treffend den bodenständigen und gewitzten Menschentypen, den man hier häufig trifft.
Begleiterin durch den Alltag: Sie begleitet den Leser nachdenklich, meistens heiter und oft ein bisschen frech durch den Alltag: E Dame, obzwar scho ergraud / doch von ihr'm Ausseh'n noch erbaud. Auch zur großen und zur kleinen Politik hält sie ihre Gosche nicht. So meinte die »Kätt« dieser Tage zur strahlenden Frühlingssonne: Wobei ähm ja's Wördche »strahle« / so nimmer richdich will gefalle.
Ihren Ärger über manche Verschandelung des Aschaffenburger Stadtbilds hatte sie 1989/90 auch als CSU-Stadträtin vorgebracht. Inzwischen ist Irmes Eberth sanfter geworden: »Man muss die Stadt auch loben, zum Beispiel für das viele Grün, das sie plant.«
Zu den vielen Anlässen, zu denen sie Gedichte geschrieben hat, gehört auch ein 85. Geburtstag: Mer glaabd's ja kaum, die Kunigund' / die is ja immer noch gesund / mid ihre fünfundåchzig Jåhr'! / Noch ni verkalchd, im Kobb noch klår. Erschienen ist der Vers schon 1989, doch man tritt der Autorin wohl nicht zu nahe, wenn man die Kunigund' zur Feier des Tages durch die Irmes ersetzt.
Claus Morhart
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