Die ewige Scheisserei

Nach mittlerweile sechs Jahren Pipi-Gagga-Putzen hat man so ziemlich jede Variation von Ausscheidung in den Windeln gehabt. Erschrecken tut einen da herzlich wenig.

Die einzige Reaktion von alteingesessenen Eltern auf ungewöhnliche Gerüche oder ungewöhnliches Aussehen lautet: «Das ist ja mal wieder einer von der ganz üblen Sorte.»

Trotzdem sehnt man sich als Kleinkindeltern (je nach Windelinhalt noch mehr) das Ende der Windelphase herbei. Dass sich die Phasen von Windelträger bis hin zu absoluter Trockenheit hinziehen, davon spricht aber niemand.

Trockenwerden, so glaubt man als Erstkindeltern, geschähe völlig natürlich.

Tut es selten.

Noch ärger, als die übelsten Ausscheidungen von der Pohaut zu kratzen ist nur, übelste Ausscheidungen aus Hosen auszuwaschen. Meine Meinung.

Und das geschieht in dieser endlosen Übergangsphase zum selbstständigen Klogeher häufiger, als einem lieb ist.

Dann endlich ist das Kind vier Wochen trocken. Und nein, diesmal ohne ernstzunehmenden Rückfall. Diesmal bleibt alles stabil.

Das Kind geht aufs Klo.

Damit aber nicht das Ende, sondern nur der Anfang eines neuen Kapitels.

Neu putzt man Kinderpos nicht mehr in angenehmer, ergonomisch korrekter Haltung auf Wickeltisch in erhöhter Lage. Sondern vornübergebeugt, den Kopf halber in der Kloschüssel und deren Inhalt. Ohne Feuchttücher, dafür mit staubtrockenem Toilettenpapier. Putzt und putzt und putzt und noch immer die bräunliche Spur auf dem Papier. So dass man sich fragt, ob man selber wirklich so schlecht putzt, oder ob das Kind zwischen den einzelnen Putzgängen heimlich noch etwas Scheisse rausdrückt.

Heisser Tipp für alle, die das Stadium gerade erst betreten haben: Feuchttücher beim Klo deponiert spart so manche Rolle Toilettenpapier (einfach bitte NICHT im Klo selbst entsorgen, gell).

Die Häufigkeit des «Füdliputzens» gleicht ungefähr der, mit der man früher gewickelt hat. Abgesehen davon, dass man den Zeitpunkt des Wickelns zuweilen noch selbst bestimmen konnte (nämlich dann, wenn die Windeln in den Knien hing – solange das Kind sich nicht vorher beklagt hat).

Jetzt aber, bei den autonomen Klogängern, wird dieser Füdliputz-Akt fremdbestimmt. Die Kommandos schallen durch die Wohnung jederzeit, meist dann, wenn man sich gerade mit dem heissen Kaffee für die Mittagspause hingesetzt hat.

«Mamaaa, fertig!!!»

So geschehen kürzlich.

Heisser Kaffee, erstmals am Tag die Füsse hochgelagert.
Dann das Kommando.
«Fertig!!!»
Seufzend erhebe ich mich, trinke im Aufstehen einen letzten Schluck des noch warmen Kaffees. Das Kind befindet sich natürlich nicht im gleichen Stockwerk, sondern eins obendran. Wie wenn man nicht den ganzen Vormittag schon hin und her, hoch und runter gerannt wäre. Fitnesscoach for free.

Oben angekommen empfängt mich das Kind mit den Worten: «Mama, du putzt einfach am besten von allen!»

Oh. Das kam unerwartet.
Denn der Putzjob wird generell unkommentiert hingenommen.

Jiippiii, ich mache etwas richtig gut. So richtig, richtig gut. So gut, dass das Kind diesen Umstand sogar erwähnenswert findet. Ich muss ein wahrer Füdliputz-Profi sein.

Und auf krude Art und Weise macht es mich ganz ernsthaft im Fall wirklich happy, im Füdli-Putz-Ranking den ersten Platz zu belegen. Ist, was früher das Lob des Chefs war oder die Story auf der Titelseite.

Bester Füdliputzer der Familie: Check.

Etwas fröhlicher als sonst putze ich bereits zum zweiten Mal an diesem Tag (oder war’s das dritte?) einen Kinderpo. Das Windelkind hat ebenfalls schon paarmal neue Windeln gekriegt. Vom Neugeborenen, das quasi bei jedem Furz scheisst, wollen wir gar nicht sprechen. Ich selbst hingegen war die ganze Woche noch nicht auf dem Klo (auch nicht gut).

Tröste mich mit dem Füdli-Putz-Award und damit, dass ich lieber dreckige Füdli  putze als dreckige Unterhosen auswasche.

Nur soviel an all die Eltern, die sich schon auf diese Phase freuen:
Stellt euren Kaffee schon mal kalt.

Teilen mit

2 Kommentare zu “Die ewige Scheisserei

  1. Haha herrlich, ich kenne das zu gut. Mein Tipp: feuchtes Klopapier, das kann man dann auch ins Klo versorgen. Lg und weiterhin durchhalten!

  2. 😀 Ich habe mich köstlich amüsiert – danke für diesen erheiternden Artikel. Wir sind gerade am Anfang der “Windelfrei-Story”…mal schauen, wie sich das mit dem Kaffee so entwickelt 😀 LG Jasmina

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert