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Steigende Dividenden Aktien sind die neuen Anleihen

Staatsanleihen bringen kaum noch Zinsen. Dagegen haben viele Dax-Konzerne eine Erhöhung der Dividende versprochen. Eine dividendenstarke Aktie wird damit attraktiver - auch für langfristig orientierte Sparer.
Von Arne Gottschalck
Dividenden-Mann: Daimler-Chef Dieter Zetsche hat seinen Aktionären in dieser Woche eine Rekorddividende versprochen. Er ist nicht der einzige

Dividenden-Mann: Daimler-Chef Dieter Zetsche hat seinen Aktionären in dieser Woche eine Rekorddividende versprochen. Er ist nicht der einzige

Foto: Peter Kneffel/ dpa

Hamburg - Anleihen sind mit ihren Niedrigzinsen für viele Sparer uninteressant geworden. Warum soll ein Anleger bei Bonds noch zugreifen, wenn sie auf absehbare Zeit nichts mehr abwerfen? Während die Notenbanken weltweit für extrem niedrige Zinsen bei festverzinslichen Papieren sorgen, haben in den vergangenen Monaten zahlreiche börsennotierte Unternehmen ihre Dividenden an die Aktionäre erhöht oder eine Erhöhung versprochen. Das bedeutet: Aktien sind die neuen Anleihen.

In der guten alten Zeit, sofern es so etwas an den Finanzmärkten je gab, waren Anleihen eine Art Stoßdämpfer des Portfolios. Wenn sie beispielsweise bei überschaubaren Risiken mit vier Prozent verzinst wurden, war dieser Jahresertrag schon einmal sicher. Und der Anleger wusste, dass er mit dem Rest seines Vermögens Risiken eingehen konnte, zum Beispiel am Aktienmarkt.

Wurde es am Aktienmarkt ungemütlich, federte die Anleihe das Gesamtportfolio ab. Viele Investoren erhöhten ihren Sicherheitspuffer und schichteten in Anleihen um. Doch dieser Zins-Stoßdämpfer ist nun Geschichte: Die Leitzinsen sind in Europa rekordniedrig und dürften dort verharren. Entsprechend ist mit Staatsanleihen kaum mehr Geld zu verdienen - die Aktie hat ihre klassische Alternative, die Anleihe, verloren.

Anleger müssen also umdenken. "Die unverändert expansive Geldpolitik und der niedrige Ölpreis können aus globaler Sicht als Konjunkturpakete gesehen werden", schreibt Allianz Global Investors in einem Kommentar. "Dabei spricht die üppige Liquidität dafür, dass die Anleiherenditen in den wichtigsten Marktsegmenten weiterhin dramatisch niedrig bleiben und gleichzeitig die risikobehafteteren Vermögensklassen profitieren." Und dazu gehören Aktien.

Der verlorene Stoßdämpfer - und wer ihn ersetzen kann

Den verlorenen Stoßdämpfer können aber nur jene Aktien ersetzen, die regelmäßig Dividenden auszahlen. Denn diese Zahlungen verschaffen dem Anleger einen regelmäßigen Geldzufluss - in gleicher Weise, wie früher der Besitzer von Anleihen mit regelmäßigen Zinszahlungen rechnen konnte.

Die Unternehmen sind sich bewusst, dass eine attraktive und regelmäßige Dividende - kurzum eine verlässliche Dividendenpolitik - für Anleger sehr attraktiv ist und Investoren anlockt. Der Autobauer Daimler  beispielsweise garnierte in dieser Woche seinen Rekordgewinn mit der höchsten Dividendenzahlung der Unternehmensgeschichte.

Und der Versicherungskonzern Munich Re  blickt zwar etwas skeptisch in die Zukunft, tröstete seine Anleger aber ebenfalls mit einer erhöhten Dividende. Das Kalkül ist klar: Man will für Anleger durch eine attraktive Dividendenpolitik attraktiv bleiben - im Niedrigzinsumfeld hat diese umso höheren Reiz.

Ein Trend: Allein im Jahr 2013 wurden weltweit Dividenden in Höhe von rund 1,17 Billionen US-Dollar ausgeschüttet. Und es sollen mehr werden. Denn auch in den aufstrebenden Ländern der Welt, den "emerging markets", wird immer öfter eine Dividende verteilt. Entsprechend bieten dividendenstarke Aktien mit Blick auf laufende Erträge "eine gute Alternative zu Anleihen", bestätigt Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity Worldwide Investment. Statt steter Zinsen aus Anleihen also stete Dividenden aus Aktien.

Billig sind diese Wertpapiere freilich nicht mehr. Doch stellt man die durchschnittliche Dividendenrendite in Rechnung - im Dax 30  pendelte sie zuletzt zwischen drei und vier Prozent - so würden sich Aktien mit dieser Dividendenrendite auch dann schon rechnen, wenn der Kurs lediglich seitwärts pendelt. Wer zum Beispiel 10.000 Euro in eine beliebige Aktie mit drei Prozent Dividendenrendite investiert, lässt mit dieser "Verzinsung" Anleihen weit hinter sich. Der Anleger muss sich dann auch weniger Sorgen über Kursschwankungen machen - immer vorausgesetzt, eine solche Dividende wird regelmäßig gezahlt.

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