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Berichte über AfD Schweizer Pharmafirma soll Spenden für "Geschäftsfreund" überwiesen haben

Woher kamen die rätselhaften Spenden an den AfD-Kreisverband von der Co-Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel? Neue Medienberichte lenken den Blick auf einen unbekannten Hintermann einer Firma aus Zürich.
Alice Weidel: Schuld sind immer die anderen

Alice Weidel: Schuld sind immer die anderen

Foto: Wolfgang Kumm/ dpa

Die Firma, über die das Geld an die AfD geflossen sein soll, heißt "PWS Pharmawholesale International AG" - ein kleines Unternehmen aus Zürich, das vor allem mit Nahrungsergänzungsmitteln handelt. PWS steht nun im Zentrum der Spendenaffäre der AfD.

Laut mehreren Medienberichten wurden die umgerechnet mehr als 130.000 Euro von einem PWS-Konto an den AfD-Kreisverband Bodensee von Co-Fraktionschefin Alice Weidel überwiesen. Der Fall ist besonders brisant, da Parteispenden aus Nicht-EU-Ländern nach deutschem Recht nicht angenommen werden dürfen.

WDR, NDR und "Süddeutsche Zeitung" , die zuerst über die Spende berichtet hatten, zitieren nun den PWS-Verwaltungsrat: Der Geschäftsführer der Firma habe demnach die Überweisung "treuhänderisch für einen Geschäftsfreund" erledigt. Er habe nicht gewusst, dass es sich um ein Konto der AfD gehandelt habe - obwohl im Verwendungszweck "Wahlspende für Alice Weidel" stand.

Der PWS-Chef habe damit lediglich einem Geschäftsfreund einen Gefallen tun wollen, teilte der Verwaltungsrat laut WDR, NDR und "Süddeutsche Zeitung" mit. Zur Identität dieses Freundes machte er offenbar keine Angaben. Auch der Schweizer "Tagesanzeiger" berichtet darüber.

Weidel weist Verantwortung zurück

Weidel selbst wies unterdessen jede Verantwortung von sich. "Bei dem Konto, auf dem die Spende einging, handelt es sich um das ordentliche Konto des Kreisverbandes des Bodenseekreises", erklärte sie am Montag. "Die Spende ist nicht an meine Person gegangen." Persönliche Konsequenzen schließe sie aus. Weidel reagierte damit auf Rücktrittsforderungen und zunehmende Kritik wegen der Spenden.

Weidel erklärte, sie habe keine Informationen über die Firma, deren Besitzer oder die Motivation des Spenders. Sie selbst sei davon ausgegangen, dass die Überprüfung der Rechtmäßigkeit beim Landesschatzmeister in guten Händen sei. "Ich habe daher zunächst keine Notwendigkeit gesehen, in dieser Angelegenheit aktiv zu werden." Die gesamte Summe sei schließlich an das Unternehmen zurück überwiesen worden. Die Rückzahlung der Spenden erfolgte aber erst im April 2018.

Auch der AfD-Kreisverband Bodensee wies die Vorwürfe zurück. "Das Geld ging auf einem Konto des Kreisverbandes ein. Wir haben es nie verwendet, zunächst, weil es explizit für den Wahlkampf von Frau Weidel gespendet wurde", sagte Kreisverbandssprecher Christoph Högel der "Schwäbischen Zeitung". Der Kreisverband habe aber ebenso wie Weidel Zweifel an der Legalität der Spende bekommen. Nach Abschluss der Prüfung habe man das Geld umgehend an den Spender zurücküberwiesen. "Es hat mich schon überrascht, dass das jetzt wieder hoch kommt", so Högel weiter.

Grüne und SPD forderten umgehende Aufklärung über die möglicherweise illegale Großspende. Alle Fakten müssten auf den Tisch, sagte die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen im Bundestag, Britta Haßelmann, dem "Handelsblatt". Die AfD-Spitze um Alexander Gauland, Jörg Meuthen und Alice Weidel könne sich "nicht länger ahnungslos geben". "Es muss Schluss sein mit Verschleierung und Ausreden."

spon