Zum Inhalt springen

Subventionsabbau Zäh und langwierig

Der Bund kann nicht jede Finanzhilfe ohne weiteres streichen. Mal muss die Bundesregierung Rücksicht auf die Empfänger nehmen, mal auf Deutschlands Landesfürsten, die mitentscheiden dürfen, manchmal auch auf die Europäische Union. manager-magazin bietet einen Überblick über die besonders zähen Subventionsfälle.
Von Karsten Stumm

Europäische Union:

Europa gibt Milliarden für seine Landwirtschaft aus. Das nötige Steuergeld dazu fließt sowohl in die so genannten Marktordnungen als auch in die Verwaltung der Ausgaben. Sie können nicht gekürzt werden, solange die EU Agrarsubventionen nach den geltenden Regeln weiterhin gewährt. Sie werden auf Grund rechtlicher Hemmnisse als mindestens kurzfristig nicht änderbar betrachtet.

Bundesrat: Die meisten Steuereinnahmen teilen sich Bund, Länder und Gemeinden. Deshalb kann die Bundesregierung einseitig nur Vergünstigungen jener Steuern streichen, die nur dem Bund zufließen. Im vergangenen Jahr war das gerade einmal die Hälfte aller Subventionen.

Deutsche Einheit: Der Bund hat Verträge mit Firmen geschlossen, die aus der Treuhandanstalt hervorgegangen sind. Die "Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH" beispielsweise soll wenigstens einen Teil der Landschaftsschäden mit dem Geld deutscher Steuerzahler beseitigen, die der ostdeutsche Braunkohletagebau angerichtet hat. Und ihre Tochtergesellschaft zur "Verwahrung und Verwertung von stillgelegten Bergwerksbetrieben mbH" kümmert sich im Bundesauftrag unter anderem um die Stilllegung des Uranerzbergbaus der DDR. Die Verträge mit den Firmen können nicht kurzfristig gekündigt werden.

Subventionsfeld Bergbau: Die Absatzhilfen des Bundes und der Länder Nordrhein-Westfalen und Saarland für deutsche Steinkohle sollen lediglich von 2,7 Milliarden Euro im Jahr 2005 auf 1,8 Milliarden Euro im Jahr 2012 vermindert werden. Im Bild bedient ein Bergmann eine Teilschnittmaschine im Grubenfeld Teutschenthal.

Subventionsfeld Bergbau: Die Absatzhilfen des Bundes und der Länder Nordrhein-Westfalen und Saarland für deutsche Steinkohle sollen lediglich von 2,7 Milliarden Euro im Jahr 2005 auf 1,8 Milliarden Euro im Jahr 2012 vermindert werden. Im Bild bedient ein Bergmann eine Teilschnittmaschine im Grubenfeld Teutschenthal.

Foto: DDP
Subventionsfeld Deutsche Bahn: Seit dem 15. November 1993 trägt der Bund die finanzielle Verantwortung für Ersatzinvestitionen in die Schienenwege, festgeschrieben im Bundesschienenwegeausbaugesetz. Kurzfristige Kürzungen bei diesen Finanzhilfen sind deshalb nur durch Gesetzesänderungen möglich. Das ginge durchaus, wenn die Bundesregierung sich dazu durchringen würde.

Subventionsfeld Deutsche Bahn: Seit dem 15. November 1993 trägt der Bund die finanzielle Verantwortung für Ersatzinvestitionen in die Schienenwege, festgeschrieben im Bundesschienenwegeausbaugesetz. Kurzfristige Kürzungen bei diesen Finanzhilfen sind deshalb nur durch Gesetzesänderungen möglich. Das ginge durchaus, wenn die Bundesregierung sich dazu durchringen würde.

Foto: DDP
Subventionsfeld Landwirtschaft: Die Nettoausgaben, die im Haushaltskapitel "Marktordnung" angesetzt und zu einem großen Teil Verwaltungsausgaben sind, können nicht gekürzt werden, solange die EU-Agrarsubventionen nach den geltenden Regeln gewährt werden. Sie werden auf Grund rechtlicher Hemmnisse als mindestens kurzfristig nicht änderbar betrachtet, sagt das Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Im Bild: Mähdrescher der Märkischen Agrargenossenschaft (MAG) werden auf einem Feld bei Mittenwalde zur Roggenernte eingesetzt.

Subventionsfeld Landwirtschaft: Die Nettoausgaben, die im Haushaltskapitel "Marktordnung" angesetzt und zu einem großen Teil Verwaltungsausgaben sind, können nicht gekürzt werden, solange die EU-Agrarsubventionen nach den geltenden Regeln gewährt werden. Sie werden auf Grund rechtlicher Hemmnisse als mindestens kurzfristig nicht änderbar betrachtet, sagt das Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Im Bild: Mähdrescher der Märkischen Agrargenossenschaft (MAG) werden auf einem Feld bei Mittenwalde zur Roggenernte eingesetzt.

Foto: DDP
Subventionsfeld Braunkohle: Die Kosten für die Renaturierung des ehemaligen Braukohletagebaus sowie für die Stilllegung der ehemaligen Uranerzbergbau- und Aufbereitungsbetriebe der ehemaligen DDR muss der Bund bis mindestens 2007 tragen. Anschlussförderungen sind nicht ausgeschlossen. Im Bild: Braunkohleabbau im Tagebau Nochten unweit der ostsaechsischen Stadt Weisswasser. Im Hintergrund liegt das Kraftwerk Boxberg, das mit Braunkohle betrieben wird.

Subventionsfeld Braunkohle: Die Kosten für die Renaturierung des ehemaligen Braukohletagebaus sowie für die Stilllegung der ehemaligen Uranerzbergbau- und Aufbereitungsbetriebe der ehemaligen DDR muss der Bund bis mindestens 2007 tragen. Anschlussförderungen sind nicht ausgeschlossen. Im Bild: Braunkohleabbau im Tagebau Nochten unweit der ostsaechsischen Stadt Weisswasser. Im Hintergrund liegt das Kraftwerk Boxberg, das mit Braunkohle betrieben wird.

Foto: DDP
Subventionsfeld Föderalismus: Seit der Mischfinanzierung von Bund, Ländern und Gemeinden teilen sich die Gebietskörperschaften ihre Steuereinnahmen. Kürzungen darin enthaltener Steuererleichterungen sind einseitig nicht möglich. Im Bild: Das Gebäude des Bundesrates in Berlin, rot angeleuchtet beim Sommerfest.

Subventionsfeld Föderalismus: Seit der Mischfinanzierung von Bund, Ländern und Gemeinden teilen sich die Gebietskörperschaften ihre Steuereinnahmen. Kürzungen darin enthaltener Steuererleichterungen sind einseitig nicht möglich. Im Bild: Das Gebäude des Bundesrates in Berlin, rot angeleuchtet beim Sommerfest.

Foto: DDP
Subventionsfeld Europa: Die Europäische Union (EU) zahlte allein im Jahre 2003 fast sieben Milliarden Euro an Europas Landwirte. Das Geld dafür bekommt die EU von ihren Mitgliedsstaaten. Solange die sich nicht darüber einigen, künftig weniger Geld für die Landwirtschaft auszugeben, kann der Bund seine EU-Überweisungen nicht kürzen. Im Bild: Der Haupteingang zum neuen Gebäude des Europaparlaments in Straßburg

Subventionsfeld Europa: Die Europäische Union (EU) zahlte allein im Jahre 2003 fast sieben Milliarden Euro an Europas Landwirte. Das Geld dafür bekommt die EU von ihren Mitgliedsstaaten. Solange die sich nicht darüber einigen, künftig weniger Geld für die Landwirtschaft auszugeben, kann der Bund seine EU-Überweisungen nicht kürzen. Im Bild: Der Haupteingang zum neuen Gebäude des Europaparlaments in Straßburg

Foto: DPA


Wo unser Geld versickert: Die größten Finanzhilfen und Steuervergünstigungen, die der Bund nicht alleine kürzen kann
Bitte klicken Sie auf ein Bild,
um zur Großansicht zu gelangen.

Unternehmenssubventionen: Dem Bund sind die Hände gebunden, wenn Konzerne ihre Verluste von ausländischen Betriebsstätten beim deutschen Fiskus steuermindernd geltend machen. Das trifft auf Betriebsstätten in Staaten zu, mit denen der Bund ein Doppelbesteuerungsabkommen geschlossen hat. Betroffen sind beispielsweise die "Mineralölsteuerbefreiung für Luftfahrtbetriebsstoffe" sowie "die Steuerbefreiung von Schweröl als Betriebsstoff für die gewerbliche Binnenschifffahrt".

Deutscher Bergbau: Am 17. Dezember 1997 hat der Bund ebenfalls per Vertrag Zuschüsse in Milliardenhöhe gewährt für den Verkauf deutscher Steinkohle, an die Bergwerke und Bergleute in Milliardenhöhe. Eigentlich hätten die Zahlungen in diesem Jahr auslaufen sollen. Doch am 10. November 2003 sicherte das Bundesfinanzministerium weitere, wenn auch abnehmende Zahlungen bis 2012 zu. Daran ist der Bund gebunden.

Deutsche Bahn: Deutschlands Eisenbahngesellschaft besitzt ein immenses Immobilienvermögen, nicht alles davon braucht sie allerdings für ihren Betrieb. Die "Bundeseisenbahnvermögen" genannte Insitution kümmert sich darum, und auch um die Pensionszahlungen an ehemalige Bahnbeamte. Dazu schießt der Bund ebenfalls Geld zu, und auch diese Pflicht wird er so schnell nicht los. Darüber hinaus erhält die Bahn viele Milliarden Euro für ihr Schienennetz. Zahlungen, die nicht wenige Experten ebenfalls zu den Subventionen zählen. Kürzungen wären nur mit einer neuen Bahnreform möglich.