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Was VW von Tesla lernen kann Tesla hat ein Stickoxid-Thema - und löst es ganz anders als VW

Von Wilfried Eckl-Dorna
Tesla Model S: Dieses Elektroauto stößt beim Fahren kein Gramm Stickoxid aus - beim Lackieren des Autos in der Fabrik entstehen jedoch ein paar schädliche Abgase

Tesla Model S: Dieses Elektroauto stößt beim Fahren kein Gramm Stickoxid aus - beim Lackieren des Autos in der Fabrik entstehen jedoch ein paar schädliche Abgase

Foto: DPA

Auspuff, welcher Auspuff? Auf dieses beim Volkswagen-Konzern so heiß diskutierte Bauteil kann der Elektroauto-Hersteller Tesla Motors getrost verzichten. Denn der Elektroantrieb seiner Fahrzeuge produziert nun mal keine giftigen Abgase. Deshalb ist Tesla wohl der letzte Autohersteller, dem man ein Problem mit Stickoxid-Emissionen zutrauen würde.

Allerdings haben auch die Kalifornier mit einem kleinen Abgasproblem zu kämpfen, und zwar nicht bei den Fahrzeugen, sondern in ihrem Stammwerk. Denn Autos lassen sich nicht emissionsfrei produzieren: Wie jedes andere Autowerk auch bläst die Tesla-Fabrik in Fremont eine Reihe von Abgasen in die Luft, zu denen auch das krebserregende Stickoxid zählt.

Tesla hat dafür eine Genehmigung einer lokalen Behörde, des Bay Area Air Quality Management District. Darin sind detailliert Grenzwerte für jede Anlage auf dem Werksgelände festgelegt. Vor einem Jahr erhielt Tesla von der Behörde eine Verwarnung wegen eines möglichen Verstoßes gegen die Genehmigungen. Daraufhin teilte Tesla der Behörde von sich aus mit, dass eine Verbrennungsanlage in der Fabrik mehr Stickoxid ausstößt als bewilligt. Jetzt arbeitet Tesla an einer Lösung, um künftig innerhalb der vorgeschriebenen Grenzwerte zu bleiben.

Tesla ist aus gutem Grund besonders darauf bedacht, die Emissionsvorschriften in seinem Werk einzuhalten. Denn die kalifornischen Vorschriften zur Luftreinhaltung sind streng, und die Behörden des US-Bundesstaates gelten als unnachgiebig. Das musste zuletzt auch Volkswagen feststellen. Denn der Skandal um die VW-Motoren, die mit ihrer Schummelsoftware nur am Prüfstand die Stickoxid-Grenzwerte einhalten, wurde maßgeblich von der kalifornischen Umweltbehörde CARB vorangetrieben.

Doch von der Art und Weise, wie Tesla sein Abgasproblem löst, kann Europas größter Autohersteller einiges lernen.

Selbstanzeige samt Fahrplan - offensiver Umgang mit Abgas-Thema

Teslas Anlage dient laut einem Bericht  des Autobranchen-Blogs "Dailykanban" dazu, mit Hilfe von Erdgas flüchtige organische Verbindungen zu verbrennen, die in einem Lackiererei-Ofen und dem Kühltunnel entstehen. Wenn diese sogenannte thermische Oxidationsanlage unter Volllast betrieben wird, darf sie laut Genehmigung maximal ein Pfund Stickoxid pro Stunde ausstoßen. Das sind rund 450 Gramm des krebserregenden Stoffes.

Tesla kam offenbar über diesen Wert - und ging das Abgas-Thema ziemlich offensiv an. Die Kalifornier zeigten der zuständigen Behörde selbstständig an, dass eine Verbrennungsanlage mehr Stickoxid als genehmigt in die Luft blies. Im Juli dieses Jahres legten die Kalifornier der Behörde einen schriftlichen Fahrplan vor,  wie sie das Problem lösen wollen.

Laut dem Schreiben sollen im Oktober die Ermittlung für Umbaumaßnahmen an der Anlage begonnen haben. Dazu versprach Tesla der Behörde einen Zwischenbericht - und eine Einreichung für eine neue Genehmigung. Anfang Dezember soll laut dem Schreiben die Vorbereitungen für die Sanierung der Anlage beginnen, auch darüber soll die Behörde einen Zwischenbericht erhalten. Ende Januar 2016 wird der Umbau der Anlage abgeschlossen sein.

Eine Art Selbstanzeige, klare Termine und viel Rückmeldung an die Behörden - die Vorgehensweise von Tesla gegenüber der lokalen Behörde unterscheidet sich merklich von Volkswagen-Konzern. Denn die Wolfsburger haben die Software-Manipulation an ihren kleineren Dieselmotoren erst nach längerem Hin und Her mit den Behörden zugegeben - und mussten zuletzt noch eingestehen, dass bei größeren Audi-Dieselmotoren ebenfalls eine nicht genehmigte Software eingesetzt wird.

Zu einer möglichen Auswirkung ihres kleinen Abgas-Problems haben sich jedoch auch die Kalifornier bislang bedeckt gehalten, mutmaßt "Dailykanban". Der Blog vermutet, dass die Probleme mit der Verbrennungsanlage auch den Produktionsanlauf von Teslas neuestem Modell hemmen, dem Elektro-SUV Model X.

Die detaillierte Begründung dafür basiert auf ziemlich vielen Mutmaßungen , doch eines ist immerhin bemerkenswert: Laut Tesla ist die Sanierung der Anlage Ende Januar abgeschlossen. Tesla-Chef Elon Musk hatte zuletzt erklärt, dass die Produktion des Model X erst im 1. Quartal 2016 voll hochgefahren wird. Da könnte ein nicht ganz zufälliger Zusammenhang bestehen. Gegenüber "Dailykanban" hat sich Tesla dazu noch nicht geäußert.