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Die reichsten Inder Prunkhochzeiten, Prachtbauten, Privathäfen

Unter den 100 wohlhabendsten Menschen der Welt befinden sich sechs Inder, darunter bekannte Namen wie Lakshmi Mittal und Gautam Adani. Hinter deren Multimilliarden-Vermögen stehen oft riesige Konglomerate – gerne verbunden mit einem Hang zur Selbstinszenierung.
Eine Woche Party: Illuminierte Straße zur Hochzeit der Tochter Mukesh Ambanis

Eine Woche Party: Illuminierte Straße zur Hochzeit der Tochter Mukesh Ambanis

Foto: Rajanish Kakade / AP

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Indiens Wirtschaft wächst rasant. Seit Beginn des Ukraine-Krieges werben die USA und die EU, aber auch Russland und China umso intensiver um die Gunst der fünftgrößten Volkswirtschaft der Welt. Für die neue Blockbildung innerhalb der Weltwirtschaft wird es entscheidend sein, welchem Block sich Indien zuneigen wird. Die politische und wirtschaftliche Bedeutung des indischen Riesen ist damit noch einmal gestiegen.

Lange bestimmte der enorm große Binnenmarkt das wirtschaftliche Handeln und war von einem "Crony Capitalism" geprägt, der Kumpanei zwischen Wirtschaft und Politik. Doch nun öffnet sich das Land, es häufen sich Großaufträge für westliche Unternehmen, die wiederum Indien als möglichen Produktionsstandort entdecken. Eine Entwicklung, die Indien bereits jetzt unter die Top 5 der größten Volkswirtschaften der Welt  gebracht und einige besonders vermögende Unternehmer hervorgebracht hat – in der Bloomberg-Liste der 100 reichsten Menschen der Welt  finden sich aktuell sechs Inder:

Mukesh Ambani, der Energie-Tycoon mit Hang zum Digitalen

Nach dem Adani-Absturz ist Mukesh Ambani (65) zum reichsten Inder aufgestiegen. Er verfügt über ein Imperium an Unternehmen und ist Haupteigentümer des Mischkonzerns Reliance Industries, dem größten Konzern des Landes. Seinen Reichtum verdankt Ambani vor allem den fossilen Energien, vor der Küste Indiens fördert er mit seinen Unternehmen Öl und Gas. Doch auch bei der digitalen Kommunikation und im E-Commerce liegt er vorne, über seine Plattformen lassen sich Waren bestellen, Musik und Filme streamen, auch Videokonferenzen sind im Angebot – er gilt daher bereits als "indischer Jeff Bezos". Doch nicht nur hier will sich Indiens reichster Mann ein modernes Antlitz geben, auch beim Umweltschutz investiert Ambani mittlerweile zweistellige Milliardensummen in grüne Energien.

Seinen Reichtum verbrigt Ambani allerdings nicht. So dauerte die Hochzeitsfeier für seine Tochter eine ganze Woche, sogar US-Pop-Star Beyoncé (41) gab auf Wunsch von Isha Ambani (31) ein exklusives Konzert. Spektakulär geriet auch das 170 Meter hohe Hochhaus "Antilia" in Mumbai, in dem Ambani nicht nur mit seiner Familie, sondern auch mit hunderten Angestellten wohnt. Laut Schätzungen ist es mit einem Wert von rund zwei Milliarden US-Dollar die teuerste Privatimmobilie der Welt.

Gautam Adani, ein Höhenflieger mit Absturzpotenzial

Gautam Adani (60) galt lange als Shooting-Star Indiens, der sich vom Händler mit Diamanten und Plastikrohren zu einem der reichsten Menschen der Welt hochgekämpft hat. In den 90er-Jahren errichtete er einen eigenen Hafen an der Küste des Arabischen Meeres. Dieser Hafen "Mumbra" entwickelte sich, auch dank einer zollfreien Zone, schnell zu einem wichtigen Treiber der indischen Exportindustrie. Durch seine Freundschaft zu Narendra Modi (72), der 2014 zum Premierminister Indiens aufstieg, profitierte er immer wieder von seinen Kontakten in die Politik. Ob Kohle, Zement, Strom oder Züge – Geschäfte ließen sich mit fast allem machen und Adani zum wichtigsten Unternehmer Indiens werden, schnell allerdings mit einem nahezu undurchschaubaren Firmengeflecht.

Die Intransparenz aus erfolgreichen Unternehmen und Scheinfirmen wurde ihm nun zum Verhängnis, denn durch den Report des Shortsellers Hindenburg Research wurden Geldwäsche und Steuerhinterziehung bekannt, die Aktienkurse von sieben an der Börse notierenden Adani-Unternehmen brachen ein. Zwischenzeitlich schrumpfte das Vermögen des Inders in kurzer Zeit um mehr als 100 Milliarden US-Dollar. In der Liste der reichsten Menschen fiel er aus den vordersten Rängen, doch was für Adani wahrscheinlich noch schlimmer ist: Er wurde zum Ziel von Spott und wütenden Demonstrationen im Land.

Shapoor Mistry, "der ältere Bruder"

Die Milliardärsfamilie Mistry ist bekannt für ihre Verbindung zur Tata Group. Shapoor Mistry (59) vertritt die Familie in der Holdinggesellschaft Tata Sons. Als älterer Bruder des 2022 bei einem Autounfall verstorbenen, wesentlich bekannteren Cyrus Mistry hält er nun 18,5 Prozent der Aktien von Tata Sons, was zu dem hohen Vermögen der Familie führt. Diese Beteiligung an Tata erwarb der Großvater der Familie, Pallonji Mistry, bereits 1930.

Der verstorbene Cyrus wurde vom "Economist" einst als "wichtigster Industrieller sowohl in Indien als auch in Großbritannien"  bezeichnet. In den 90er-Jahren übernahm der die Leitung des Unternehmens Shapoorji Pallonji & Co., das in den Bereichen Öl und Gas, Marine sowie Eisenbahn aktiv ist. Auch leitete er alle großen Tata-Unternehmen, darunter Tata Steel, Tata Motors und Tata Consultancy Services – übrigens als erster Konzernchef, der nicht aus der Gründerfamilie kam. Er wurde dann jedoch nach nur wenigen Jahren von Tata-Group-CEO Ratan Tata (85) entlassen, es folgte ein jahrelanger Gerichtsstreit.

Zum Immobilienvermögen des Mistry-Clans gehört ein spektakuläres "Weißes Haus " am Meer in Mumbai. Hinzu kommen das 200 Hektar große Manjri-Gestüt in Pune sowie Häuser in London und Dubai.

Shiv Nadar, ein Philanthrop mit Kunstsammlerin

Shiv Nadar (77) studierte Elektrotechnik und gründete bereits 1976 HCL Technologies. Hier investierte er damals rund 2500 US-Dollar, im Jahr 1991 folgte der Börsengang. Anfangs stellte HCL Technologies erste Mikroprozessoren und Taschenrechner her, entwickelte sich aber im Laufe der Zeit zu einem IT-Beratungsunternehmen, dessen Börsenwert sich mittlerweile auf einen höheren zweistelligen Milliarden-Dollar-Wert beläuft.

Seine Tochter Roshni Nadar (41) wurde 2009 Chefin von HCL Corporation und gilt als reichste Frau des Landes. Bekannt ist Shiv Nadar auch für seine hohen Spenden für philanthropische Zwecke, vor allem im Bildungsbereich. Seine Ehefrau Shiv Nadar (72) gründete 2010 ein Privatmuseum für zeitgenössische Kunst, das "Kiran Nadar Museum of Art", und gilt als eine der wichtigsten Kunstsammlerinnen Indiens.

Azim Premji, der wohltätige Tech-Milliardär

Azim Premji (77) stammt aus einer wohlhabenden Familie, er studierte an der Stanford University, erlangte allerdings keinen Abschluss. Als sein Vater starb, kehrt er zurück nach Indien und übernahm dessen Unternehmen, das Pflanzenöl herstellte. Das Geschäftsfeld weitete er schnell auf weitere Verbrauchsprodukte aus, 1981 kam die Informationstechnologie dazu. Fortan firmierte das Unternehmen unter dem Namen Wipro, 1989 folgt ein Joint Venture mit General Electric, 2000 das Listing an der New Yorker Börse.

Aktuell ist Wipro ein Konzern mit vielen unterschiedlichen Geschäftsbereichen. Wie schon Nadar ist auch Premji in Indien für seine Wohltätigkeit bekannt. Bereits vor zehn Jahren trat er der von Bill Gates (67) und Warren Buffett (92) gegründeten Organisation "The Giving Pledge" bei und versprach, einen großen Teil seines Vermögens zu spenden.

Lakshmi Mittal, der Stahlmagnat mit Palast in London

Als Gründer des Stahlkonzerns Mittal häufte Lakshmi Mittal (72) ein Vermögen an. Im Jahr 2006 fusionierte er sein 1976 gegründetes Unternehmen nach einer langen Übernahmeschlacht mit dem europäischen Konkurrenten Arcelor – es entstand der größte Stahlhersteller der Welt. 2021 übergab er die Geschäfte an seinen Sohn Aditya Mittal (47), der zuvor bereits als Finanzvorstand in dem Unternehmen tätig war. Der Familie Mittal gehören weiterhin mehr als ein Drittel der Firmenanteile.

Der Name "Lakshmi" ist in Indien auch bekannt als "hinduistische Göttin des Wohlstands". Einst galt Lakshmi Mittal auch als reichster Inder, hält aber immerhin noch den sechsten Platz. Er lebt jedoch schon länger in einer riesigen viktorianischen Villa in London , die auch "Taj Mittal" genannt wird.