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Aussichten verschlechtern sich Deutsche Wirtschaft schrumpft wohl auch im Schlussquartal

Die deutsche Wirtschaft beendet das Jahr laut Bundesbank-Prognose mit einer Rezession. Die Stimmung in Unternehmen hat sich im Dezember verschlechtert. Vor allem die Maßnahmen zur Haushaltskrise verunsichern viele Firmen.
Erneuter Rückgang: Es wäre das zweite Quartal in Folge, in dem die Wirtschaftsleistung schrumpft, damit wäre Europas größte Volkswirtschaft in einer „technischen Rezession“

Erneuter Rückgang: Es wäre das zweite Quartal in Folge, in dem die Wirtschaftsleistung schrumpft, damit wäre Europas größte Volkswirtschaft in einer „technischen Rezession“

Foto: Jens Büttner / dpa

Die Schwächephase der deutschen Wirtschaft ist nach Einschätzung der Bundesbank noch nicht beendet. „Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland dürfte im vierten Quartal 2023 erneut leicht zurückgehen“, schreibt die Bundesbank in ihrem am Montag veröffentlichten Monatsbericht. Es wäre das zweite Quartal in Folge, in dem die Wirtschaftsleistung schrumpft. Nach gängiger Definition von Ökonomen wäre Europas größte Volkswirtschaft damit in einer sogenannten „technischen Rezession“.

Ausschlaggebend für den erneuten Rückgang ist nach Angaben der Bundesbank die Flaute in der Industrie und auf dem Bau. Beide Sektoren litten weiterhin unter schwacher Nachfrage, Auftragspolster pufferten dies zunehmend weniger ab. Die Industrieproduktion werde zudem durch den vorangegangenen Anstieg der Energiepreise gedrückt.

Deutsche Wirtschaft soll zu Beginn des Jahres wachsen

Dagegen dürfte sich der private Verbrauch nach Einschätzung der Bundesbank-Volkswirte langsam erholen – auch, weil Löhne steigen und die Inflationsrate tendenziell sinkt. „Zu Beginn des kommenden Jahres dürfte die deutsche Wirtschaft wieder leicht expandieren“, prognostiziert die Bundesbank.

Für das Gesamtjahr 2023 rechnet die Bundesbank mit einer um 0,1 Prozent schrumpfenden Wirtschaftsleistung, wie die Bundesbank bereits am Freitag mitgeteilt hatte. Die Wachstumserwartung für 2024 wurde von 1,2 Prozent in der Juni-Prognose auf nun 0,4 Prozent reduziert. Mittelfristig rechnet die Bundesbank wieder mit einem etwas stärkeren Wachstum von 1,2 Prozent im Jahr 2025 und 1,3 Prozent im Jahr 2026.

Stimmung in Unternehmen im Dezember wieder gesunken

Auch die Firmen blicken skeptischer auf das erste Halbjahr 2024. Das wichtigste Konjunkturbarometer signalisierte am Montag, dass sich die Stimmung in den Unternehmen im Dezember überraschend eingetrübt hat. Das Ifo-Geschäftsklima sank zum Vormonat um 0,8 Punkte auf 86,4 Zähler, wie das Münchner Ifo-Institut bei seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften ermittelte.

Zuvor hatte es zwei Anstiege in Folge gegeben und Fachleute hatten ein weiteres Plus erwartet. Doch nicht zuletzt der Haushaltskompromiss der Ampel-Regierung verunsichert viele Firmen. „Die Bescherung zum Weihnachtsfest für die deutsche Wirtschaft fällt dieses Jahr bescheidener aus“, brachte es Ifo-Konjunktur-Experte Klaus Wohlrabe im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters auf den Punkt.

Exportwirtschaft mit besseren Aussichten

Einen positiveren Ausblick gab es auch: Der deutsche Chefökonom der Welthandelsorganisation (WTO), Ralph Ossa, sieht die deutsche Exportwirtschaft im kommenden Jahr im Aufwind. Vier Faktoren hätten die Entwicklung in diesem Jahr negativ beeinflusst, aber drei davon zeigten inzwischen wieder in eine positive Richtung, sagte Ossa der Deutschen Presse-Agentur in Genf. Er nannte die 2023 hinter den Erwartungen gebliebene Erholung der chinesischen Wirtschaft, hohe Inflation und Energiepreise sowie die geopolitischen Spannungen. Inflation und Energiepreise entwickelten sich nun aber abwärts, in China gehe es bergauf. „Was den Außenhandel angeht, haben sich die Aussichten für Deutschland verbessert, und das kann sich dann hoffentlich auch auf die deutsche Wirtschaft insgesamt durchschlagen“, sagte Ossa.

Die WTO hatte ihre Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft für dieses Jahr im Oktober von 1,7 auf 0,8 Prozent zurückgeschraubt. Im kommenden Jahr rechnet sie mit 3,3 Prozent Wachstum.

dri/dpa-afx, Reuters