Geschäftsbeziehungen Software bewertet Vertrauenswürdigkeit von Geschäftspartnern

Redakteur: Katharina Juschkat

Kann Vertrauen automatisiert werden? Forscher entwickeln eine Software, die automatisch vertrauenswürdige Geschäftspartner findet. Jetzt wurde ein Demonstrator veröffentlicht.

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Eine neu entwickelte Software wertet vorab aus, ob Geschäftspartner vertrauenswürdig sind.
Eine neu entwickelte Software wertet vorab aus, ob Geschäftspartner vertrauenswürdig sind.
(Bild: ©lidiia - stock.adobe.com)

Automatisierung kann auch über die Produktion hinausgehen – das zeigt ein neues Forschungsprojekt von Rechtsinformatiker der Universität des Saarlandes. Sie entwickeln eine automatisierte Prüfung von Qualitätsstandards, Zertifikaten und Bonität bei Geschäftspartnern und haben jetzt einen Demonstrator des „Vertrauensagenten für Industrie 4.0“ vorgestellt.

Unterstützt werden die Forscherinnen und Forscher dabei von Forschenden der der Ruhr-Universität Bochum und den Fraunhofer-Instituten für Materialfluss und Logistik (IML) sowie für Software und Systems Engineering (ISST). Das Bundeswirtschaftsministerium fördert ihr Projekt mit einer halben Million Euro.

Der Kreis der Geschäftspartner wird erweitert

Geschäftsbeziehungen sind Vertrauenssache – arbeiten Industrieunternehmen zusammen, müssen sie sich darauf vertrauen können, dass ihr Partner auch liefert und zwar richtig, qualitätsvoll und pünktlich. Ebenso muss das Gegenüber vertrauen können, sein Geld zu bekommen. Das gilt erst recht im internationalen Geschäft. Normen und Standards wie DIN-, EN-, ISO- und IEC und eine mannigfache Vielfalt an sonstigen Zertifikaten und Bonitätsauskünften geben hierbei zwar Richtschnüre an die Hand. Aber in jedem Einzelfall müssen die Partner zunächst prüfen und bewerten, ob der andere das in ihn gesetzte Vertrauen auch verdient.

Das neue Projekt will genau das automatisieren. Prof. Georg Borges, Direktor des Instituts für Rechtsinformatik der Universität des Saarlandes, erklärt die Problematik: „Die Vertrauensprüfung, die heute im Einzelfall von Hand erledigt wird, ist ein sehr aufwändiger Prozess und denkbar langwierig, komplex und teuer. Das führt zu hohen Vertragsanbahnungskosten und hält auch die Zahl der Lieferanten und Kunden klein, limitiert also zugleich die Vertragspartner. Statt der tatsächlich möglichen Tausend Lieferanten, sind also nur zehn gelistet. Diesen Kreis zu erweitern, ist teuer. “ Wird das Vertrauensmanagement automatisiert, senken sich dadurch auch die Kosten der Vertragsanbahnung und für Unternehmen erweitert sich der Kreis ihrer Geschäftspartner, also Lieferanten und Kunden.

Dynamische Software wertet Daten automatisiert aus

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten an einem „dynamischen Vertrauensagenten“, einer Software, die standardisierte, vertrauensrelevante Informationen automatisch beschafft und die Vertrauenswürdigkeit potenzieller Geschäftspartner automatisiert bewertet. Dazu definieren die Forscher, welche Informationen relevant sind, welche Vertrauensanforderungen in der jeweiligen Vertragsbeziehung gestellt werden und wie die Informationen bewertet werden. Auch Datenschutz und IT-Sicherheit sind wichtige Bestandteile.

Die Forschung ist Teilprojekt des vom Bundeswirtschaftsministerium mit 5,5 Millionen Euro geförderten Projekts „Industrie 4.0 Legal Testbed“, bei dem das Forschungskonsortium unter anderem an einem Softwareagenten arbeitet, der vollautomatisiert Verträge abschließt. Beteiligt sind hier ebenfalls das Institut für Rechtsinformatik der Universität des Saarlandes, die Fraunhofer-Institute IML und ISST und das Horst Görtz Institut für IT-Sicherheit der Ruhr-Uni Bochum.

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