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Hennigsdorf

FC 98 Hennigsdorf: Einmal zurückblättern, bitte!

MAZ-Redaktionsleiter Sebastian Morgner (l.) und Sportreporter Knut Hagedorn (r.) moderierten den Talk zur Fusion und dem 25-jährigen Jubiläum des FC 98 auf dem Sportplatz. Foto: Robert Roeske

MAZ-Redaktionsleiter Sebastian Morgner (l.) und Sportreporter Knut Hagedorn (r.) moderierten den Talk zur Fusion und dem 25-jährigen Jubiläum des FC 98 auf dem Sportplatz. Foto: Robert Roeske

Hennigsdorf. Im Rahmen der Feierlichkeiten anlässlich der 20-jährigen Fusion der beiden Hennigsdorfer Fußballvereine FC Stahl und Motor zum FC 98 Hennigsdorf lud die Märkische Allgemeine Zeitung am Sonnabendvormittag (1. September) zu einer Gesprächsrunde auf das Sportplatzgelände in der Fontanestraße ein. MAZ-Redaktionsleiter Sebastian Morgner und Sportreporter Knut Hagedorn hatten dabei mit den einstigen Stahlern Rainer Hornauer und Jürgen Tittel sowie Achim Anders und Dietmar Schiewe aus dem Motor-Lager vier interessante Gesprächsgäste eingeladen, die munter aus dem Nähkästchen plauderten.

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In den Hochzeiten eine Werksmannschaft

„In den Hochzeiten bei uns hat keiner gearbeitet, wir waren eine Werksmannschaft. Wir haben uns zum Frühstück getroffen, dann ein bisschen Theorie gemacht und anschließend trainiert. Nach dem Mittagessen haben wir Mittagsruhe gehalten, dann wieder trainiert und dann war der Arbeitstag beendet. Das war für einige Betriebsangehörige des Stahlwerks schwer zu verstehen“, plauderte der einstige Stahl-Geschäftsführer Jürgen Tittel munter drauf los. Die vier Protagonisten der Talkrunde erinnerten sich vor allem an ihre Zeit vor der Fusion, aber auch an die Tage rund um das Verschmelzen der beiden Rivalen im Jahre 1998.

Hornauer: Damals viele Trainerwechsel bei Motor

Der heute 68-jährige Rainer Hornauer kennt dabei beide Seiten aus Spielersicht, denn der viele Jahre im Stahl-Trikot aktive Hornauer agierte auch zwei Jahre im Motor-Dress, eher ungewöhnlich zur damaligen Zeit. „Im Nachhinein muss man sagen war beim FC Stahl alles strukturierter und geordneter, auch die sportliche Führung war ein wenig kompetenter bei Stahl. Es gab zum Beispiel viele Trainerwechsel bei Motor zur damaligen Zeit, da hatte man bei Stahl schon mehr Kontinuität.“

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Wechsel wurden nur auf oberster Ebene verhandelt

Dass Wechsel innerhalb beider Vereine überhaupt zustande kamen, war zu damaliger Zeit eher selten und nur auf oberster Ebene verhandelbar, erinnert sich Tittel: „Die Stadt Hennigsdorf bestand aus zwei Großbetrieben mit dem Stahlwerk und dem LEW, die in allen Fragen das Sagen hatten, ob Sport oder Kultur. Jeder wollte sein eigenes Prestige im sozialen Bereich herausstellen. Zwei Kulturvereine, zwei Sportanlagen, zwei Sportvereine. Es gab mal den Fall Peter Satkowski, der zu uns wechseln sollte. Das wurde auf oberster Ebene entschieden zwischen den Generaldirektoren beider Betriebe, da hatte der Sport wenig Einfluss.“

„Vorwiegend erfolgreiche und schöne Zeiten“

Über die „Werksmannschaft“ FC Stahl konnte Dietmar Schiewe, langjähriges Vorstandsmitglied von Motor Hennigsdorf, nur schmunzeln. „Das war bei uns schon deutlich anders gelagert. Unsere Spieler mussten bis 14 Uhr im LEW-Werk arbeiten und konnten dann anschließend trainieren. Und wenn die Spiele mal schlecht verliefen, haben das unsere Spieler im Arbeitskollektiv sofort gespürt. Da waren die Bedingungen bei Stahl schon deutlich besser.“ Auch Achim Anders blickt gerne zurück auf seine Motor-Zeit: „Ich habe alle Höhen und Tiefen bei Motor miterlebt, es gab aber vorwiegend erfolgreiche und schöne Zeiten.“

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Abriss des Stahl-Stadions bitterer Einschnitt

Die schlussendlich durchgeführte Fusion beider Vereine begleitete Dietmar Schiewe hautnah mit, der damals als Vorstandsmitglied tätig war. „Seitens der Stadt Hennigsdorf und dem Kreis war es eine beschlossene Sache, dass auf dem Gelände des Stahl-Stadions ein Oberstufenzentrum entstehen sollte. Stahl sollte demnach die Plätze drei und vier – also den Bereich Gemeindeacker – erhalten. Was bedeutet hätte, dass man nur wenige Meter vom Motor-Gelände entfernt seine neue Heimat hätte. Das war völlig untragbar, so war eine Fusion beider Vereine die einzig vernünftige Entscheidung.“ Der Abriss des Stahl-Stadions war allerdings für alle ein bitterer Einschnitt, so erinnerten sich selbst die Motor-Spieler an unvergessliche Momente bei den Derbys im Stahl-Stadion. „Das war schon Gänsehaut pur, wenn du vor tausenden Zuschauern gespielt hast und die einen ungeheuren Lärm erzeugt haben, wenn sie auf Blechwände getrommelt haben. Das Stahlgelände mit dem Stadion wäre die bessere Heimstätte gewesen. So wie sich das heutige Motor-Gelände präsentiert, ist es eigentlich einem Großverein nicht würdig“, so Schiewe.

Hälfte des Budgets nach Fusion sofort weg

Die 1998 vollendete Fusion beinhaltete aber vor allem für die Motor-Familie eine Überraschung, so Schiewe, die keiner vorher ahnte. „Man hatte damals knapp 400000 D-Mark an Budget, allerdings war die Hälfte sofort weg, da die Betriebskosten der neuen Anlage und auch Altlasten des FC Stahl Hennigsdorf die Hälfte des Budgets sofort auffraßen. Da war kaum noch Spielraum.“

Einigkeit –Fusion beider Vereine war der richtige Schritt

Unterm Strich waren sich alle einig – die Fusion beider Vereine war der richtige Schritt. In den 20 Jahren hat sich auch eine Menge getan. Gerade im Nachwuchsbereich. Im Männerbereich wäre es schon wünschenswert, wenn das Team einmal wieder in der Brandenburgliga spielen würde. Doch das klappt nur gemeinsam.

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Von Knut Hagedorn

MAZ

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