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Fehrbellin

Die Angst vor einem Waldbrand nimmt zu

Ein Funken genügt: Der kleine Grill der Trucker stand am Montagabend keine fünf Meter vom gut 20 Hektar großen Wäldchen bei Fehrbellin entfernt.

Ein Funken genügt: Der kleine Grill der Trucker stand am Montagabend keine fünf Meter vom gut 20 Hektar großen Wäldchen bei Fehrbellin entfernt.

Fehrbellin. Frank Seltenheim wollte am Montagabend seinen Augen nicht trauen. Auf dem Alten Dechtower Weg hinter dem Fehrbelliner Gewerbegebiet stehen nicht nur acht Lieferfahrzeuge, die zum ATR Landhandel wollen. Vielmehr hat ein Fahrer einen Grill aufgestellt für das Abendbrot, denn der Landhandel öffnet erst am nächsten Morgen um 7 Uhr – doch der Grill steht keine fünf Meter entfernt von dem gut 20 Hektar großen Wäldchen mit trockenen Kiefern.

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Seltenheim (57) und seine Frau Sandra Riedel (50) haben nichts gegen ein zünftiges Abendmahl der Spediteure. Aber nicht an dieser Stelle, nicht bei der großen Trockenheit und der hohen Brandgefahr. „Wir brauchen hier keinen Waldbrand“, sagt Riedel.

Frank Seltenheim (57) ärgert sich, dass die Behörden sich darauf verlassen, dass die rauchenden und grillenden Trucker am Waldesrand schon aufpassen

Frank Seltenheim (57) ärgert sich, dass die Behörden sich darauf verlassen, dass die rauchenden und grillenden Trucker am Waldesrand schon aufpassen.

Die zwei Fehrbelliner wohnen seit 2011 in dem Wäldchen, es ist das einzige Wohnhaus weit und breit. „Wir wollen in Ruhe leben, artgerecht mit unseren Tieren.“ Dazu zählen ein Hund, Hühner, Schafe, Ziegen, zwei Katzen und zwei Ponys sowie Fische und Meerschweinchen. Seltenheim arbeitet im 3-Schicht-System als Vollzugsbeamter in Berlin-Moabit, Riedel ist Paketzustellerin.

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Mit der Ruhe ist es jedoch seit einiger Zeit vorbei. Erst genehmigte das Landesumweltamt die Erweiterung der ehemaligen Getreidewirtschaft, die jetzt zum ATR Landhandel aus Ratzeburg in Schleswig-Holstein gehört. Dann nahm der Lieferverkehr dorthin zu – bis zu 40 Landwirtschaftsfahrzeuge stehen in der Sackgasse vor dem Betrieb oder in der trockenen Böschung.

Verkehrsbehörde lehnt ein Parkverbot ab

Seltenheim und Riedel kämpfen deshalb seit einigen Jahren dafür, dass die Straßenverkehrsbehörde des Landkreises eingreift und dort ein Parkverbot erlässt. Die Fahrzeuge müssten dann etwa 500 Meter entfernt auf Parkflächen im Fehrbelliner Gewerbegebiet warten, bis der Landhandel wieder aufmacht. Doch so einfach, wie sich das die zwei Fehrbelliner vorstellen, ist es nicht. „Die anliefernden Lkw würden nämlich bei einem Parkverbot entlang der Straße Fehrbellin-Betzin abgestellt – und das wäre für Trucker und den fließenden Verkehr deutlich gefährlicher“, sagte am Dienstag Kreissprecher Alexander von Uleniecki. Deshalb lehnten sowohl die Polizei als auch die Verkehrsbehörde ein Parkverbot ab.

Von einer erhöhten Brandgefahr in dem Bereich geht die Behörde auch nicht aus. „Schon aus Gründen der eigenen Gesundheit“ würden Lkw-Fahrer bei ihren Wartezeiten „sehr sorgfältig die möglichen Gefahren abschätzen“, so der Sprecher.

„Der Kreis lässt uns allein“

„Der Kreis lässt uns mit dem Problem allein“, ärgern sich Seltenheim und Riedel. Sie haben dafür kein Verständnis. Schließlich schreibe das Waldgesetz vor, dass das ganze Jahr über im Wald nicht geraucht und auch nicht gegrillt werden dürfe. Doch ob diese Vorschriften auch eingehalten werden, das scheine den Kreis offenkundig nicht zu interessieren.

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Für Seltenheim und Riedel bedeutet das, dass sie angesichts der Trockenheit und Hitze weiterhin fürchten müssen, dass durch Unachtsamkeit von rauchenden und grillenden Trucker ein Brand ausbricht.

Denn so schnell etwas ändern wird sich an ihrer Situation wohl nicht – der Landkreis favorisiert ein neues Verkehrskonzept mit einer neuen Zufahrt zum Landhandel, einschließlich besseren Parkmöglichkeiten. Dafür scheine der Betreiber des Betriebes aber nicht bereit zu sein, so Kreissprecher von Uleniecki.

Von Andreas Vogel

MAZ

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