Die Wiesenburger Brunnen sollen nie wieder sprudeln
Das grüne Brachland rund um die ehemalige Fläming-Quellen-GmbH am Wiesenburger Ortsrand wird teuer zum Kauf angeboten
Quelle: René Gaffron
Wiesenburg. Das Erbe der Fläming-Quellen-GmbH ist noch nicht ganz verteilt. Denn die Rogäsener Stenger-Waffel-GmbH hat zwar die Produktionsstätte, in der bis 2017 Getränke hergestellt und abgefüllt wurden, erworben. Sie nutzt diese jetzt als Lager. Doch noch wird ein neuer Besitzer für die Grundstücke daneben gesucht.
Es handelt sich dabei im Grunde um grünes Brachland und so soll es eigentlich bleiben. Darauf haben sich zumindest Politiker und Verwaltung schon einmal verständigt. Der Ortsbeirat wird sich damit noch vertiefend befassen.
Benjeshecke ist Biotop
Nicht zuletzt, weil auf dem etwa 30 Hektar umfassenden Terrain seit mehr als 20 Jahren Pflanzen und Gehölze gediehen sind, die als Ausgleich für den damals durchaus erheblichen Eingriff in die Landschaft angelegt wurden. „Deswegen heißt es in Wiesenburg schließlich Gewerbepark“, so Grit Pfeiffer (SPD). Sie verweist auf die Benjeshecke, die sich inzwischen zum Biotop mit schützenswerter Flora und Fauna entwickelt habe.
Die Nachlassverwalter des abgewickelten Mineralwasserbetriebes wollen sich trotzdem des Geländes entledigen und einen Käufer zu finden. Wie Bürgermeister Marco Beckendorf (Linke) jetzt in der Gemeindevertretung berichtete, versuchen sie den Interessenten lukrative Perspektiven zu vermitteln. Die Kommune wird jedoch, wenn nötig, ihre Belange mit Planungsrecht absichern. Das hätte zur Konsequenz, dass die Entwicklung nur in Abstimmung mit ihren Vorstellungen möglich wäre. Derweil die Unterhändler laut Verwaltungschef das Areal wahlweise als mögliche Gewerbefläche am Rande der Erschließungsstraße zu den Biogas-Anlagen oder als Ackerland deklarieren.
Brunnen ohne Wert
Dabei werden die Landwirte mit einem besonderen Clou gelockt. Denn es existieren nach wie vor die Brunnen, aus denen einst das erfrischende Nass gefördert worden ist. Während im Falle des Erwerbs die erneute Förderung – und somit Konkurrenz für die Schaeff-Gruppe – vertraglich ausgeschlossen werden soll, werden die Bauern darüber im Unklaren gelassen, dass die Brunnen für sie keinen Wert haben. Denn sie liegen mindestens 500 Meter tief und taugen nicht für die Bewässerung von Feldern.
Auch für die Trinkwasserversorgung spielen sie keine Rolle, wie Gerd Seffner (Bündnis 90/Die Grünen) auf Nachfrage erfuhr.
Im Gegenteil: Die Quellen werden, wenn sich nicht mehr ausgebeutet werden, von Fachleuten auf Dauer als geologisches Risiko eingeschätzt. Die Untere Wasserbehörde der Kreisverwaltung Potsdam-Mittelmark hat deshalb den Rückbau der Anlagen gefordert. „Die Frist läuft bis zum Ende des Jahres“, weiß Marco Beckendorf. Nach seiner Einschätzung wäre zu dem Zweck ein sechsstelliger Betrag zu investieren. Der Verpflichtung will sich der aktuelle Eigentümer augenscheinlich entziehen. Stattdessen berichten die Bauern der Umgebung, dass ihnen das Areal für 650 000 Euro –also etwa zum Vierfachen des Grünlandpreises –offeriert wird.
Von René Gaffron
MAZ