Den jungen Assistenzärzten in Grossbritannien reichts: Zehntausende streiken

Die Löhne für Assistenzärztinnen und -ärzte sollen in den letzten 15 Jahren um mehr als ein Viertel gesunken sein. Jetzt fordern sie eine saftige Lohnerhöhung.

, 11. April 2023 um 12:47
image
Der viertägige Streik der jungen Ärzte sorgt weltweit für Aufsehen. | Printscreen Euronews.
Mit den Protesten vor britischen Kliniken hat am Dienstag der längste Ärztestreik in der britischen Nachkriegsgeschichte begonnen: Um die 50'000 Ärztinnen und Ärzte legten ihre Arbeit am frühen Morgen nieder.
Die Folge: Rund 250'000 Operationen und fachärztliche Konsultationen fallen diese Woche aus – denn der Streik soll bis am Samstagmorgen dauern.

35 Prozent mehr Lohn

Streiken tun vor allem Nachwuchsärzte des staatlichen britischen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS). In den letzten 15 Jahren seien die ärztlichen Einkommen besonders für Neueinsteiger um einen Drittel oder sogar noch mehr gesunken, zitiert die deutsche «Ärztezeitung» die Ärzte-Gewerkschaft Britisch Medical Association (BMA).
Diese fordert von der Londoner Regierung eine Gehaltserhöhung von 35 Prozent, um die Gehälter von Assistenzärzten wieder auf das Niveau von 2008 zu heben.

Berufsverbände weigern sich

Dass der Streik unmittelbar nach dem langen Osterwochenende beginnt, ist wohl kein Zufall. Erfahrungsgemäss werden nach Feiertagen besonders viele Patienten in den staatlichen Kliniken behandelt.
Anders als bei früheren Ärztestreiks weigern sich ärztliche Berufsverbände in dieser Woche, zumindest die reibungslose Versorgung von Notfallpatienten zu garantieren.

Briten stehen hinter den Ärzten

«Das wird viele Patientenleben kosten», so der britische Gesundheitsminister Steven Barclay. Er soll die Forderungen der Ärzteschaft als «völlig überzogen» und «unverantwortlich» bezeichnet haben.
Das Gesundheitsministerium weigert sich offenbar, über derartige Lohnerhöhungen zu diskutieren. Dies, nachdem Verhandlungen beider Tarifparteien zuletzt ergebnislos abgebrochen wurden.
Anders sieht es bei der Bevölkerung aus: So soll eine Mehrzahl der Briten Meinungsumfragen zufolge hinter der Ärzteschaft stehen.
  • ärzte
  • groupe mutuel
  • streik
  • lohn
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Pflege: Ärger über den 8000-Franken-Vergleich

In der Debatte um die Spitalkrise erwähnte der CEO des Kantonsspitals Baden die Pflegelöhne als Faktor. Das kam nicht gut an.

image

Vom Spital ins All: Auch eine Perspektive für Ärzte

Der Berner Mediziner Marco Sieber wird der zweite Schweizer Astronaut nach Claude Nicollier.

image

Chefarzt-Löhne: Wie aus Millionen Milliarden werden

Die Ärztelöhne werden wieder mal zum Medien- und Polit-Thema. Mit eigenwilligen Berechnungen.

image

Ob FaGe, Apotheker, Physio oder Chefärztin: Das verdient man im Gesundheitswesen

Wie steht es um Ihr Gehalt? Hier finden Sie die Standard-Monatslöhne der wichtigsten Berufe in der Gesundheitsbranche.

image

Ein Walliser wird Chefarzt am Inselspital

Der Nachfolger von Klaus Siebenrock als Chefarzt Orthopädische Chirurgie und Traumatologie heisst Moritz Tannast.

image

Das verdienen die Ärzte an deutschen Universitäts-Spitälern

In Deutschland einigten sich Unikliniken und Mediziner auf eine Lohnerhöhung um 10 Prozent – sowie auf eine Senkung der Arbeitszeit auf 40 Stunden.

Vom gleichen Autor

image

Kinderspital verschärft seinen Ton in Sachen Rad-WM

Das Kinderspital ist grundsätzlich verhandlungsbereit. Gibt es keine Änderungen will der Stiftungsratspräsident den Rekurs weiterziehen. Damit droht der Rad-WM das Aus.

image

Das WEF rechnet mit Umwälzungen in einem Viertel aller Jobs

Innerhalb von fünf Jahren sollen 69 Millionen neue Jobs in den Bereichen Gesundheit, Medien oder Bildung entstehen – aber 83 Millionen sollen verschwinden.

image

Das Kantonsspital Obwalden soll eine Tochter der Luks Gruppe werden

Das Kantonsspital Obwalden und die Luks Gruppe streben einen Spitalverbund an. Mit einer Absichtserklärung wurden die Rahmenbedingungen für eine künftige Verbundlösung geschaffen.