Text: Aline Müller      Foto: www.Slawik.com

Von mehr Losgelassenheit über ein effizientes Bauchmuskeltraining bis hin zu einer schöneren Oberlinie des Pferdes – so nutzen Sie den Galopp als Gangart richtig

„Ohne ein sinnvoll vorbereitendes Training ist das Pferd möglicherweise nicht nur schneller schlank, sondern auch schneller krank“, warnen unsere Expertinnen. „Denn Galopparbeit ist immer auch belastend für Sehnen und Co. und kann deswegen insbesondere für übergewichtige und vergleichsweise untrainierte Pferde nicht ohne Weiteres empfohlen werden!“ Betrachten wir die Sehnen und Fesselträger einmal genauer im Galopp. Dazu müssen wir wissen, dass Sehnen die Muskeln mit Knochen verbinden und die Kontraktionskraft der Muskulatur auf den Knochen übertragen. So sorgen sie für Bewegung der Gelenke. „Sehnen speichern Energie und ermöglichen dem Pferd dadurch, sich mit geringerem Energieaufwand fortzubewegen“, erklären Katharina Möller und Claudia Weingand. Beim Auffußen werde die Sehne gedehnt (elastische Energie) und in Bewegungsenergie umgewandelt, vergleichbar mit einer Sprungfeder. Dabei halten die zugehörigen Muskeln nur die Grundspannung. Das Pferd kann dadurch energieeffizient und ausdauernd laufen. In einer Studie von Biewener et al. im Jahr 1998 konnte festgestellt werden, dass die Sehnen der Hintergliedma- ßen zwei Drittel und die der Vordergliedmaßen ein Drittel zur Energiespeicherung beitragen. „Sehnen- und Muskelspannungen sind am höchsten während der Übergänge zwischen den Gangarten und im Galopp“, heben unsere Expertinnen hervor. Dass die Grundspannung der Gewebe im Galopp und in den Übergängen höher sei, bedeute, dass dieser das Pferd mehr anstrenge, schneller für Ermüdung sorge und das Sehnengewebe deswegen dabei eben auch mehr belaste. Aus diesem Grund seien in der Rehaphase nach Sehnenschäden oder beim Auftrainieren nach Trainingspausen weder Übergänge zwischen den Gangarten noch Galoppieren sinnvoll.

Natürliche Muckibude

Das Reiten im Galopp wirkt sich auf den ganzen Körper des Pferdes aus. Diese Effekte können auch gezielt genutzt werden.  

Die Muskulatur

Im Galopp werden verschiedene Muskel- gruppen intensiver als bei der Schritt- und Trabarbeit trainiert. Pferde, die losgelassen und physiologisch galoppieren und relativ häufig in dieser Gangart trainiert werden, sind meist auch gut bemuskelt. Die Galopparbeit kann zum Beispiel den Trainingszustand des Hauptrumpfträgers (M. serratus ventralis) verbessern, wenn dieser im Trab bereits auftrainiert wurde. „Dadurch kann dieser seine Stoßdämpferfunktion immer besser erfüllen und das Pferd wird sichnoch mal optisch und möglicherweise sogar messbar ‚im Widerrist anheben‘“, schreiben Katharina Möller und Claudia Weingand. Galopparbeit kann zu einer verbesserten Rückenlinie führen, da die Bauchmuskulatur trainiert wird. Die Bauchmuskeln sind nicht nur Träger der Bauchorgane, sondern auch Beuger der Wirbelsäule. So sind sie am Aufwölben des Rückens sowie am Abkippen des Beckens beteiligt. Sie können als Unterstützer des Rückens angesehen werden. „Die Bauchmuskeln sorgen für eine Beugung der Wirbelsäule und sind besonders aktiv in der Biegung sowie im Galopp“, betonen unsere Expertinnen. „Eine ungünstig gewordene Rückenlinie wird nur besser, wenn die Gegenspieler der Rückenmuskulatur, also die Bauchmuskeln, auftrainiert werden.“

Der Rücken

Im Galopp bewegen sich Pferde mit deutlich mehr Rückenbewegung, weshalb die Galopparbeit helfen kann, die Wirbelsäule zu mobilisieren sowie Verspannungen des gesamten Rückens bis zum Kreuzbein zu lösen beziehungsweise vorzubeugen. „Spannend ist, dass Bauch- und Rückenmuskeln aber vorwiegend stabilisierende und bewegungs- begrenzende Eigenschaften haben und eben nicht größere Rumpfbewegungen ermöglichen sollen“, sagen Katharina Möller und Claudia Weingand. Die Wirbelsäule wird zudem durch Muskelaktivität stabilisiert. So verhindert der aktive gerade Bauchmuskel (M. rectus abdominis ), dass der Rumpf zu stark in Richtung Senkrücken in die Streckung kommt. Der lange Rückenmuskel sowie der gerade Bauchmuskel sind häufig gleichzeitig aktiv. Dennoch kommt es auch im Galopp zu einer gewissen Bewegungsbegrenzung der Wirbelsäule: „Je höher die Geschwindigkeit, desto höher die Aktivität der stabilisierenden Rumpfmuskulatur und desto geringer die Rückenbewegung“, so unsere Expertinnen.

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