Mobilität
Von überschwänglichen Plänen und Vernachlässigung
Bewegende Zeiten für Klagenfurt: Heiligengeistplatz soll umgestaltet werden. Bundesministerin Gewessler verspricht: "1-2-3-Ticket auf Schiene."
KLAGENFURT. Es war einer dieser Pressetermine, bei der wohl die Euphorie über die Tatsachen gesiegt hat. Am 16. Februar 2021 kam Bundesministerin Leonore Gewessler nach Klagenfurt, um Bürgermeisterkandidat und Mobilitätsreferent Frank Frey (Die Grünen) Rückenwind für die Kandidatur zu geben. Für die Presse wurde ein Termin unter dem Thema "Mobilität" vereinbart. Frey sprach Gewessler auf die Notwendigkeit der Unterstützung seitens des Bundes an, "immerhin nutzen 35.000 Menschen aus dem Umland die Busflotte der KMG, wir bekommen auch keine Unterstützung vom Land", so Frey zur Ministerin. Beim anschließenden Fototermin auf dem Weg zum Heiligengeistplatz tätigte Frey noch folgende Aussage: „Am Heiligengeistplatz wird es zukünftig nur noch drei Haltestellen mit Stop&Go-Verkehr geben. Die Busse fahren sinnlos um den Block. Die Straße, die neben dem Stauderhaus führt, wird nur mehr für Busse zu befahren sein. Das ist alles in Planung.“
Stiefkind Stadtverkehr
Die WOCHE hat bei STW-Vorstand Erwin Smole nachgefragt, ob es schon konkrete Pläne zur Umstrukturierung des Heiligengeistplatzes gibt. "Es wird gerade eine Studie durchgeführt, fixiert ist das aber noch nicht. Erst mit der Einführung der 10-Minuten-Taktung wird am Heiligengeistplatz mehr Platz entstehen. Sprechen wir besser von einer Perspektive", so Smole. In einem Punkt gehen Frey und der STW-Vorstand d'accord: Der Bund sollte den Stadtverkehr besser unterstützen und Klagenfurt ist die einzige Landeshauptstadt, die nicht von Seiten des Landes in puncto Stadtverkehr unterstützt wird. Wird der Stadtverkehr im Vergleich zum Schienenverkehr seitens des Bundes etwa stiefmütterlich behandelt? "Frau Gewessler hat noch nicht das Potenzial zum CO₂-Einsparen im Stadtverkehr entdeckt", sagt Smole.
Derzeit ist die 10-Minuten-Taktung der Buslinien coronabedingt auf Eis gelegt, wird aber sobald sich das Leben normalisiert, wieder aufgenommen. Als Nächstes folgen Grundkonzept für Linien sowie für Fahrpläne, in weiterer Folge muss dann die Finanzierung gesichert sein, erst dann geht es damit in den Gemeinderat zur Beschlussfassung. Die Pandemie spüren die STW deutlich. "Wir haben Einbrüche bei den Beförderungszahlen von etwa 40 Prozent", sagt Smole.
1-2-3-Ticket auf Schiene
Die WOCHE wollte von der Bundesministerin erfahren, wie es um Dekarbonisierung der Busflotte und das angekündigte 1-2-3-Ticket aussieht. "Bei der Umsetzung der Zero-Emission-Mobility stehen wir am Beginn und sind in Abstimmung mit den Städten und Ländern, es wird erörtert, um welche Investitionssummen es geht. Zudem schauen wir, was es für EU-Förderungen gibt", sagt Gewessler. Dass alle auf das versprochene 1-2-3-Ticket warten, ist ihr bewusst. "Seit 15 Jahren steht dieses Ticket zur Umsetzung im Regierungsprogramm. Im Sommer soll es fertig sein", sagt Gewessler, für die die Verwirklichung eines Jahrestickets ein "Herzensprojekt" ist. Für drei Euro pro Tag – in Summe 1.095 Euro/Jahr – soll man mit dem 1-2-3-Ticket durch ganz Österreich unbegrenzt mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln fahren können.
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