Einbalsamierung: Ablauf, Gründe & Kosten 

Einbalsamierung, Modern Embalming

0 %

“Sie nahmen den Leichnam Jesu und umwickelten ihn mit Leinenbinden, zusammen mit den wohlriechenden Salben, wie es beim jüdischen Begräbnis Sitte ist” (Johannes 19,40). Bereits in der Bibel wird die Salbung eines Leichnams erwähnt. Die Tradition der Einbalsamierung ist uralt, hat sich aber bis in unsere moderne Zeit gehalten. Wie eine Einbalsamierung heute vonstattengeht und warum sie gemacht wird, erklären wir auf dieser Seite. 

Definition: Einbalsamierung 

Um die genaue Bedeutung des Begriffs “Einbalsamierung” zu klären, werfen wir einen Blick in die freie Enzyklopädie Wikipedia. Zusammengefasst steht dort zu lesen: 

  • Die Einbalsamierung ist ein künstliches Verfahren. 
  • Es dient zur zeitweisen Leichenkonservierung.  
  • Die andauernde Erhaltung des Leichnams ist aber kein Zweck der Einbalsamierung.   

Der Begriff Einbalsamierung stammt wahrscheinlich daher, dass früher die Körper von Leichen mit Balsam behandelt wurden. In der Regel verwendete man ein Gemisch aus Harz und ätherischen Ölen.  

Wie lange diese Praxis bereits durchgeführt wird, ist nicht abschließend geklärt. Auf jeden Fall war sie bereits im Altertum im Orient vorzufinden und diente seit jeher der hygienischen Versorgung der Verstorbenen.  

Die Hintergründe der heutigen Einbalsamierung 

Die moderne Einbalsamierungspraxis hat ihren Ursprung in den USA. In Konflikten wie dem Amerikanischen Bürgerkrieg und dem Unabhängigkeitskrieg starben zahlreiche Soldaten, die in ihre Heimatorte überführt werden mussten.  

Teilweise war dafür ein Transport quer durch die gesamten Staaten notwendig. Bis die Toten bei ihren Familien ankamen, konnte es Tage oder Wochen dauern. Manchmal war der Verwesungsprozess dann bereits weit fortgeschritten, was für die Angehörigen schrecklich war. Deshalb boten immer mehr Ärzte die Einbalsamierung der Leichen an. Sie entleerten dazu alle möglichen Organe und füllten diese anschließend mit Flüssigkeiten, welche die Verwesungsgeschwindigkeit drosseln sollten.  

Bis heute ist die Einbalsamierung in den USA eine gängige Praxis, die sich dort in den letzten Jahrhunderten perfektionierte.  

Modern Embalming 

Kein Wunder, dass es für die moderne Einbalsamierungspraxis einen englischen Ausdruck gibt. Wo doch die Anwendung in den USA mit am häufigsten vorkommt.  

Bei dieser Form der Einbalsamierung wird das Blut des Leichnams durch eine Substanz ersetzt, welche die Verwesung langsamer voranschreiten lässt. In der Regel handelt es sich um eine formaldehydhaltige Lösung. Für den Austausch von Körper- und Konservierungsflüssigkeit werden Pumpen verwendet.  

Während der Bestatter zwar für die hygienische Versorgung der Toten zuständig ist, übernimmt der Thanatologe bzw. Thanatopraktiker die Leichenkonservierung. Er ist unter anderem für die Einbalsamierung zuständig. Es ist essenziell, dass derjenige, der den Verstorbenen einbalsamiert, ausreichende Kenntnisse der Anatomie mitbringt. Obendrein muss er genau wissen, wie die Einbalsamierung auszuführen ist. Nur wenn der Prozess richtig und sorgfältig gemacht wird, kann die Verwesung übergangsweise verzögert werden.  

Ablauf der Einbalsamierung 

Wie genau der Prozess einer Einbalsamierung abläuft, ist klar geregelt. Der Thanatopraktiker geht dabei immer nach dem folgenden Muster vor. 

  1. Reinigung und Desinfektion des Leichnams 
  2. Lösung der Leichenstarre und Positionierung für die Beisetzung 
  3. Ablassen aller Körperflüssigkeiten 
  4. Einpumpen der Balsamierungsflüssigkeit. 
  5. Verschluss aller Körperöffnungen 
  6. Vernähen oder Versiegeln des Mundes 
  7. Fixierung der Augenlider mithilfe von Kunststoffkappen 

Normalerweise wird für das Ablassen der Körperflüssigkeiten eine Arterie unter dem Schlüsselbein freigelegt. Zunächst pumpt der Experte Formaldehydlösungen in unterschiedlichen Konzentrationen in den Leichnam. Anschließend lässt er das Blut ab.  

Am Ende füllt er das System mit einer stark konservierenden Flüssigkeit. Dadurch werden unter anderem die Bakterien vernichtet, die für den Verwesungsprozess verantwortlich sind. Eine Einbalsamierung kann bis zu 6 Stunden dauern.  

Warum werden Leichen einbalsamiert? 

Der entscheidende Grund ist, dass man die Verwesung für einen vorübergehenden Zeitraum verlangsamen möchte. Meistens geschieht das für Tote, die für eine offene Aufbahrung zurechtgemacht werden.  

Das modern Embalming sorgt dafür, dass der Leichnam für einen längeren Zeitraum ästhetisch aussieht. Außerdem entwickelt sich kein unangenehmer Geruch. Dadurch ist eine würdevolle Aufbahrung problemlos möglich.  

Eine jüngere und weltweit übertragene Aufbahrung war diejenige von Königin Elisabeth II. Die Regentin mit der weltweit längsten Herrschaftsgeschichte verstarb am 8. September 2022. Erst am 19. September wurde der Leichnam der Königin bestattet.  

In der Zwischenzeit wurde er an verschiedenen Orten wie Aberdeen, Edinburgh und London aufgebahrt wurde. Das Volk konnte sich von seiner Regentin verabschieden. Für diese Abschiedsreise der Königin wurde ihr Leichnam einbalsamiert. Übrigens wurde auch Prinz Philip, der verstorbene Ehemann von Elisabeth II., einbalsamiert. Das geschah entweder noch auf seinem Sterbebett oder an einem anderen Ort auf Schloss Windsor.  

Ein zweiter wichtiger Grund für die Einbalsamierung von Toten ist die Überführung in das Ausland. Für dieses Prozedere ist modern Embalming meistens zwingend vorgeschrieben. Das gilt primär bei Flugreisen. Der Grund dafür ist, dass die Reise des Leichnams oft mehrere Tage in Anspruch nimmt. In diesem Zeitraum soll die Verwesung so gering wie möglich sein.  

Auch wenn eine Leiche beispielsweise nach einem Unfall rekonstruiert werden muss, macht sich der Thanatopraktiker vorher ans Werk und balsamiert den Verstorbenen ein.  

Mumien: Mumifizierung der Toten vs. Einbalsamierung 

Im Volksmund werden die Einbalsamierung und die Mumifizierung oft gleichgesetzt. Das ist allerdings nicht richtig. Der Hauptunterschied ist, dass die Mumifizierung den Verwesungsprozess für einen sehr langen Zeitraum, wenn nicht sogar dauerhaft, aufhalten soll. Die Einbalsamierung zielt dagegen darauf ab, dass die Fäulnis nur für einen überschaubaren Zeitraum verlangsamt wird. Eine traditionelle Einbalsamierung ist allerdings ein Teil der Mumifizierung.  

Die Mumifizierung ist vorwiegend aus dem Alten Ägypten bekannt. Dabei wurden zunächst alle Organe des Leichnams entnommen. Oftmals wurde dazu der Torso mit einem Keilschnitt geöffnet. Das Gehirn zog man mithilfe eines Hakens durch die Nase.  

Es gab wohl verschiedene Methoden der Mumifizierung. Eine Möglichkeit war, die Hohlräume, in denen sich zuvor die Organe befanden, man mit einer Mixtur aus Myrrhe-Öl, Zedern-Öl und Radieschensaft zu füllen. Danach wurde der gesamte Leichnam für bis zu sechs Wochen in Öl eingelegt. Nach dem Öl-Bad waren nur noch Haut und Skelett vorhanden. Nachdem die Leiche vom Öl befreit war, rieb man sie mit einer Mischung aus Tierurin und Ölen ein.  

Die zweite Art der Mumifizierung bestand darin, die Leiche für bis zu 70 Tage in Natronsalz einzulegen. Danach wurden die Überreste einbalsamiert.  

Wo wird die moderne Einbalsamierung praktiziert? 

Es gibt Länder, in denen die Einbalsamierung beinahe bei jeder Leiche praktiziert wird. Dazu gehören die USA, Großbritannien, Russland und Armenien. In diesen Staaten wird die offene Aufbahrung traditionell vielfach praktiziert. Dabei ist das modern Embalming ein wichtiger Bestandteil.  

In den USA geht die Tradition sogar so weit, dass sich eine eigene Sargform nur für die Aufbahrung entwickelt hat. Bei dem amerikanischen Truhensarg kann ein Teil des Deckels hochgeklappt werden, sodass die Angehörigen den Verstorbenen noch einmal sehen können.  

Was kostet eine Einbalsamierung? 

Eine Einbalsamierung von Leichen kostet bis ca. 500 EUR.  

Favorit
Speichern für später