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Ausstellung »fortKOMMEN – HEIMkehren«: Zum Abi-Treffen ein frischer Blick auf die Heimat

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Im Bürgerraum des Kempten-Museums stellte Museumsleiterin Dr. Christine Müller Horn (3.v.li.) gemeinsam mit (v.li.) der freien Kuratorin Carolin Keim, den Initiatoren Florian Stöberl, Prof. Sabine Doff und Oliver Besserer sowie Stephanie Strang, studio st., das Konzept der Sonderausstellung „FortKOMMEN – HEIMkehren“ vor. September 2021
Im Bürgerraum des Kempten-Museums stellte Museumsleiterin Dr. Christine Müller Horn (3.v.li.) gemeinsam mit (v.li.) der freien Kuratorin Carolin Keim, den Initiatoren Florian Stöberl, Prof. Sabine Doff und Oliver Besserer sowie Stephanie Strang, studio st., das Konzept der Sonderausstellung „FortKOMMEN – HEIMkehren“ vor. © Reder

Kempten - In der Ausstellung „fortKOMMEN - HEIMkehren“ setzen sich 22 ehemalige Schüler des Hildegardis-Gymnasium mit dem Allgäu als Heimat auseinander.

Der Begriff Heimat ist verbunden mit inneren Bildern, Erinnerungen, Gerüchen und Empfindungen. Unter Heimat versteht jeder etwas anderes. Für die einen ist es ein Gefühl, für die anderen ein Ort, in dem man lebt oder aufgewachsen ist. In der aktuellen Sonderausstellung „fortKOMMEN – HEIMkehren“, die letzten Samstag im Kempten-Museum im Zumsteinhaus eröffnet wurde, setzen sich 22 ehemalige Abiturientinnen und Abiturienten der Klasse 11a des Abiturjahrgangs 1991 am Hildegardis-Gymnasium mit dem Allgäu und der Stadt Kempten als Heimat auseinander. So auch das Thema der Ausstellung, mit dem jeder etwas anfangen kann. Wege, die im Innen und Außen durch Fortkommen und Heimkehren entstehen.

Über eine weitere Ausstellung von Hildegardis-Schülern im Kempten-Museum lesen Sie hier.

Der mittlerweile in Bremen lebenden ehemaligen Schülerin der Abiturklasse 11a, Professorin Sabine Doff, kam die Idee bei einem Besuch in ihrer alten Heimat, erzählte sie. Ein Gedanke, der sofort von ihren beiden damaligen Mitschülern Florian Stöberl und Oliver Besserer unterstützt wurde. Ein Klassentreffen nach 30 Jahren mit Kreativität anzugehen, ohne das obligatorische „mein Auto, mein Haus …“.

Klassentreffen mal anders - Einblick in die unterschiedlichsten Biographien

„Was machen Schülerinnen und Schüler, die vor 30 Jahren die Schule beendet haben? Haben sie die Heimat verlassen? Wann? Wohin? Kehrten sie danach wieder heim? Haben sie sich verändert? Welche Erfahrungen haben sie gemacht? Mit allen 22 ehemaligen Schülerinnen und Schülern seien Interviews zu Heimat und Identität, Kindheit und Jugend geführt worden, erzählte Doff.

Der Blick auf die eigene Herkunft, verbunden mit lang Vertrautem und selbstverständlich Geglaubten. Die Antworten der über ganz Deutschland verteilten Schulklasse gaben einen Einblick in die unterschiedlichsten Biographien. Menschen, die fortgingen, heimkehrten und auch dablieben.

Die ganze Schulklasse hat mitgemacht

Es entstand ein repräsentativer Querschnitt, der exemplarisch für die heute circa 50-Jährigen, die sogenannte „Generation Golf“, stehen könne, erklärte Museumsleiterin Dr. Christine Müller Horn. Um einen Vergleich herstellen zu können, seien ergänzend fünf weitere Interviews mit Vertreterinnen und Vertretern der Eltern- und Kindergeneration durchgeführt worden. Die ganze ehemalige Schulklasse habe mitgemacht, so Doff. „Jeder hat etwas zu erzählen, jeder hat eine Geschichte.“

Da eine Ausstellung von Exponaten lebe, erklärte Müller Horn, seien die Antworten für die Präsentation vor Publikum gestalterisch umgesetzt worden. Sechs Themen kristallisierten sich heraus. Erinnerungen, Provinzler – Weltbürger, Landschaft – Mentalität, Wendepunkte, Fremdheit und Fortkommen – Heimkehren. Die Antworten der Interviewten seien zu sechs Themeninseln verdichtet, die Inhalte visualisiert und mit, von Sabine Doff beigesteuerten, literarischen Zitaten zusätzlich illustriert worden, erklärten Stephanie Strang, studio st., und Carolin Keim, freischaffende Kuratorin, die das Konzept erarbeiteten.

Publikation aus Rückmeldungen geplant

Es sei eine Gesamtschau aus drei Ebenen entstanden, einer literarischen, einer historischen und einer Ebene, die von den Besucherinnen und Besuchern geprägt werde. Es sei vorgesehen, dass Gäste der Ausstellung auf kleinen ausliegenden Kärtchen Rückmeldungen geben können, die dann zu einer Publikation verdichtet werden sollen, beschrieb Oliver Besserer, ehemaliger Schüler der 11 a und Mitinitiator. Darüber hinaus gebe es von ihm einen Film, der aus dem Schnittprotokoll aller Interviews entstanden sei.

Auch der Besucher geht „seinen Weg“ durch die Ausstellung

Der Weg durch die Ausstellung wird durch eine Art Wanderweg, der auf dem Boden aufgezeichnet ist, unterstützt. Der Weg stehe symbolisch für den individuellen Weg des Betrachters durch die Ausstellung als eigenes Fortkommen und Heimkehren, erklärte Keim. Daneben machen zahlreiche Erinnerungsstücke aus der damaligen Zeit, wie etwa ein Kassettenrecorder, Fotos, alte Schulhefte und ein T-Shirt „Abi-Tour 91“, die Sonderausstellung lebendig. Auch ein Pegasus-Pferd, „ein Symbol unserer Jugend“, so Besserer, hat einen Platz in dem Bürgerraum gefunden.

„So etwas ist nur im Allgäu möglich“

Für Initiatorin Sabine Doff ist so etwas nur hier möglich. „Das Allgäu ist eine Heimat, die dafür alles mitbringt, von außen und innen. Humor, Energie, Kraft, Geduld.“ Auch Oberbürgermeister Thomas Kiechle unterstrich in seinem Grußwort, dass diese Ausstellung wunderbar in das Konzept des Kempten-Museums passe, eines partizipativen Stadtmuseums, das zum aktiven Mitgestalten einlade. „Das Thema Heimat und was verbinde ich damit, ist absolut richtig in einem Museum aufgehoben.

Eine Auseinandersetzung mit dem Heimatbegriff, der auch immer etwas mit Veränderung zu tun hat“, betonte der OB. Bei Markus Wenninger, Schulleiter des Hildegardis-Gymnasiums, hat Heimkehren mit allen Sinnen zu tun, wie beispielsweise der Geruch des Elternhauses. „Das sichere Gefühl, zu einem bestimmten Zeitpunkt das Richtige getan zu haben.“

Nach dem offiziellen Teil trafen sich die ehemaligen Schülerinnen und Schüler der Klasse 11 a des Abiturjahrgangs 1991 am Hildegardis-Gymnasium zu ihrem 30-jährigen Abi-Treffen.

Öffnungszeiten

Die Ausstellung ist bis zum 24. April 2022 immer Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr im Kempten-Museum zu sehen.
Der Eintritt ist frei.

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