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Eschensterben im Landkreis: Ein „echtes Drama“

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Aufgeweichtes Wurzelwerk: Revierförster Robert Nörr (li.) demonstriert an einem umgestürzten Exemplar im Weidacher Auwald die Symptome des Eschentriebsterbens. Rechts neben ihm Klärwerk-Geschäftsleiter Lorenz Demmel und Dora Schulze vom Wasserwirtschaftsamt.
Aufgeweichtes Wurzelwerk: Revierförster Robert Nörr (li.) demonstriert an einem umgestürzten Exemplar im Weidacher Auwald die Symptome des Eschentriebsterbens. Rechts neben ihm Klärwerk-Geschäftsleiter Lorenz Demmel und Dora Schulze vom Wasserwirtschaftsamt. © Lippert

Ein „echtes Drama“ spielt sich laut Forstbetriebsleiter Rudolf Plochmann aktuell in den Wäldern im Landkreis ab: Eine ganze Baumart steht kurz vor der Ausrottung – und bringt ein schwer kalkulierbares Risiko mit sich.

Bad Tölz-Wolfratshausen – „Achtung! Lebensgefahr!“, steht in großen Lettern auf Hinweisschildern am Rande des Auwalds im Wolfratshauser Stadtteil Weidach. Rot-weiße Flatterbänder riegeln das Areal in der Nähe des Klärwerks ab. Der Grund: Die meisten Eschen hier sind von einem japanischen Pilz namens „Falsche Weiße Stengelbecherchen“ befallen. Die Krankheit schwächt die Bäume extrem – sodass niemand weiß, wann sie umstürzen. „Das ist ein flächendeckendes Problem, auch im Südlandkreis“, sagt Forstbetriebsleiter Rudolf Plochmann.

Ob im Bereich von Hohenburg in Lenggries oder entlang des Lainbachs in Benediktbeuern: „Ein Großteil der Eschen ist kaputt oder gerade dabei, kaputt zu gehen“, sagt Plochmann. Offizielle Zahlen existieren nicht. „Aber es ist ein echtes Drama.“ Wie Plochmann befürchten viele Experten, dass diese Baumart kurz vor dem Aussterben steht. Das würde das Ökosystem zwar nicht komplett durcheinanderbringen, da im Landkreis der Bestand im einstelligen Prozentbereich liegt. „Eine Verarmung wäre es aber allemal.“

Verheerende Wirkung fast unerforscht

Vor allem im Sommer kontrollieren die Förster die Eschen genau: Sterben die Triebspitzen ab, ist der Baum verloren. „Dann muss man wirklich rasch reagieren und fällen“, sagt Plochmann. Durch den Pilz geschwächt, werden die betroffenen Exemplare nämlich schnell von Folgeschädlingen wie dem Hallimasch heimgesucht. Dieser Pilz führt dazu, dass die Wurzeln faulen. Schon ein leichter Windstoß könnte dann dazu führen, dass der Baum umstürzt – und schlimmstenfalls einen Menschen erschlägt. „Gott sei Dank ist aber noch nie etwas passiert“, sagt Plochmann.

Doch selbst Experten fällt es schwer, die tatsächliche Gefahr einzuschätzen, die von befallenen Eschen ausgeht. Der Wolfratshauser Förster Robert Nörr zum Beispiel beobachtetet die Bäume in seinem Revier zwar penibel, wie er sagt. „Aber ich muss zugeben, dass mir schon einer umgefallen ist, von dem ich das nie und nimmer gedacht habe.“ Untersuchungen hätten ergeben, dass die Wurzeln von 60 Prozent der Eschen, „die noch total gesund ausschauen“, bereits vom Hallimasch zersetzt worden sind. Allein in seinem relativ kleinen Zuständigkeitsbereich muss Nörr aktuell an vier Orten Fällungen vornehmen lassen, bevor ein Unglück passiert.

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Seltsamerweise kann das „Falsche Weiße Stengelbecherchen“ den in Japan heimischen Eschen nichts anhaben. Warum es hierzulande eine solch verheerende Wirkung hat, ist weitgehend unerforscht. Weil sich einzelne ausgewachsene Eschen oft wieder etwas erholen, hofft Nörr, „dass sich noch Resistenzen gegen den Pilz bilden“. Derzeit liefen in dieser Richtung Versuche. Unter anderem würden besonders vitale Eschen bewusst mit dem Pilz infiziert. Sollten sie dies überleben, würde man versuchen, sie zu vermehren.

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