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Kleiner Griff, große Wirkung: Wer gewaltsam angegriffen wird, kann sich mit einem einfachen Griff wehren. Mit dem Finger sticht man in die Augen des Täters.
Kleiner Griff, große Wirkung: Wer gewaltsam angegriffen wird, kann sich mit einem einfachen Griff wehren. Mit dem Finger sticht man in die Augen des Täters. © Arp

Bad Tölz-Wolfratshausen – Eine 57-Jährige wurde am späten Donnerstagabend in der Tölzer Marktstraße mit einem Klappmesser bedroht. Viele Frauen haben jetzt Angst, alleine auf die Straße zu gehen. Das muss nicht sein, sagt der Profi. Fritz Schwarm weiß, was in solchen Situationen zu tun ist.

Eines vorneweg, die Frau hat am Donnerstagabend vollkommen richtig reagiert. Das ist Fritz Schwarm wichtig zu betonen. Der 54-Jährige ist Polizeioberkommissar und gibt als Vorstand des Vereins „Trau dich – wehr dich“ Selbstbehauptungskurse. Wie berichtet, bedrohten zwei Unbekannte die 57-Jährige mit einem Messer und entrissen ihr die Handtasche. „Bei zwei Tätern und einer Waffe gibt man ihnen, was sie wollen“, sagt Schwarm. Persönliche Gegenstände seien nie so viel wert wie das eigene Leben.

Augen und Ohren offen halten

Wer von solchen Überfällen hört, fürchtet sich zwangsläufig, wenn er im Dunkeln alleine durch die Stadt geht. Schließlich könnte ein Angreifer auch mehr als die Handtasche im Sinn haben. „Es gibt keinen Grund, Angst zu haben“, sagt der Lenggrieser. Wichtig sei, mit offenen Augen und Ohren unterwegs zu sein. „Dann kann ich nicht überrascht werden, wenn plötzlich einer vor mir auftaucht.“

Handy griffbereit halten

In der dunklen Stadt bekommt man dann auch mit, wenn man verfolgt wird. Ein unbehagliches Gefühl. „Da gehe ich am besten in ein Lokal oder suche mir Leute, die ich ansprechen kann.“ Außerdem sollte das Handy immer griffbereit sein – nicht tief in der Handtasche vergraben, sondern besser in der Jacke. „Die Nummer 110 kennt jeder, die Polizei ist in ein paar Minuten da.“

Schlüssel in die Faust

Auch der Hausschlüssel gehört beim Nachhauseweg in die Hand: Mit der Faust umschlossen gibt er eine gute Waffe, um sich im Ernstfall

Zur Not kann auch der eigene Schlüssel als Waffe dienen, wenn er in die Faust genommen wird.
Zur Not kann auch der eigene Schlüssel als Waffe dienen, wenn er in die Faust genommen wird. © Arp

zu verteidigen. Von Hilfsmitteln wie Pfefferspray oder Alarmgeräten hält Schwarm hingegen nichts. „Jedes Werkzeug muss ich warten“, so der 57-Jährige. Die Batterien sind nach einer Weile leer und das Treibgas des Pfeffersprays verflüchtigt sich. Das rechtzeitig auszutauschen, werde oft vergessen. Und: „Jede Waffe, die ich bei mir trage, kann auch gegen mich eingesetzt werden.“
Allerdings: So ein Schlüssel hat seine Tücken. „Bis eine Frau die Hemmschwelle übertritt, jemanden ernsthaft zu verletzen, dauert es lang“, sagt Schwarm. Viele fänden es eklig, jemandem den Schlüssel in die Backe zu rammen. Oder

Kleiner Griff, große Wirkung: Wer gewaltsam angegriffen wird, kann sich mit einem einfachen Griff wehren. Mit dem Finger sticht man in die Augen des Täters.
Kleiner Griff, große Wirkung: Wer gewaltsam angegriffen wird, kann sich mit einem einfachen Griff wehren. Mit dem Finger sticht man in die Augen des Täters. © Arp

auch mit den Fingern in die Augen des Angreifers zu stechen – eine wirksame Methode, um sich im Notfall zur Wehr zu setzen. Es dauere lange, bis Frauen so überkochen, dass sie zu so etwas bereit sind.
„Frauen wollen nur in Ruhe gelassen werden. Dass es dazu manchmal nötig ist, jemanden zu verletzen, muss ich erstmal in den Kopf bekommen.“ So etwas wird in einem Selbstverteidigungskurs gelernt und geübt. So einen zu besuchen sei sinnvoll, um sich mit der Thematik auseinanderzusetzen, findet Schwarm. Auch wenn „es kein Allheilmittel gibt“.

Schreien, so laut wie es nur geht

Doch eines will Schwarm jeder für den Ernstfall mitgeben – egal, ob der Täter die Handtasche oder an die Wäsche will: „Schreien, so laut wie es nur geht.“ Dadurch erschrickt der Angreifer. Und fast noch wichtiger: „Ich mache mich selbst im Unterbewusstsein stärker“.

Außerdem werden so Passanten auf die Situation aufmerksam und können Zivilcourage beweisen. „Wenn jemand um Hilfe schreit, muss unbedingt jeder schauen, was da vor sich geht.“ Schwarm verstehe zwar, wenn sich jemand nicht traut, dazwischen zu gehen. Derjenige könne dann aber die Situation beobachten und die Polizei rufen.

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