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Flaute oder Ansturm: Hüttenwirte und Brauneck-Seilbahn rüsten sich für Corona-Saison

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Einn Traktor voll mit Lebensmitteln kommt auf der Stie-Alm an.
Eine der ersten Lebensmittellieferungen ist diese Woche auf der Stie-Alm eingetroffen, darunter 400 Kilo Kartoffeln, 54 Kilogramm Tomatenmark und 60 Liter Spülmittel. Die Hüttenwirte müssen jetzt ihre Vorräte anlegen – im Winter können Lebensmittel, Getränke, Heizöl oder Diesel nicht aufs Brauneck gebracht werden. © Obermüller/kn

Trotz des Unsicherheitsfaktors Corona füllen die Hüttenwirte am Brauneck ihr Vorräte auf. Und auch bei der Seilbahn laufen die Vorbereitungen. Dabei weiß niemand, ob pandemiebedingt überhaupt Wintersportler kommen können – oder man vielleicht sogar mit einem Ansturm rechnen muss.

Lenggries – Allein 400 bis 500 Kilogramm Mehl brauchen die Wirtsleute der Tölzer Hütte jeden Winter zur Herstellung ihres beliebten Kaiserschmarrns. Wie viele Mehlspeisen in der kommenden Saison wirklich verzehrt werden, steht coronabedingt in den Sternen. Und nicht nur das. „Es ist insgesamt schlecht zu planen“, sagt Georg Gaßner. Der Hüttenwirt hofft wie alle am Brauneck das Beste – und geht trotz Pandemie ordentlich in Vorleistung.

Dieser Tage legen er und Johanna Matheis die Vorräte für den Winter an. „Wir planen wie sonst auch.“ Das heißt: Bis zu 300 Fässer Bier á 50 Liter werden im Keller eingelagert. Dazu kommen je 200 Liter Cola und Orangenlimonade, 1000 Rollen Toilettenpapier, 300 Kilogramm Zucker und vieles mehr. Auch zwei UV-Luftreiniger haben die Wirte gekauft. Zusätzlich zum allgegenwärtigen Desinfektionsmittel, Masken und Abstandsregeln sollen die Geräte in diesem Winter dafür sorgen, dass es auf der Tölzer Hütte keine Corona-Infektionen gibt.

Bleiben in Österreich die Skigebiete zu, könnte es am Brauneck boomen

Aus Sicht von Gaßner könnte es ein Winter der Extreme werden: Coronabedingt könnten viele Gäste zuhause bleiben. „Wenn Österreich die Skigebiete zumacht, könnte der Winter bei uns aber auch boomen.“ Klar ist schon jetzt: Bei schlechtem Wetter muss der eine oder andere Gast auf eine Einkehr verzichten. Oder viel Geduld mitbringen. Im Innern der Tölzer Hütte stehen nur etwa 50 Plätze zur Verfügung – statt 100. „Wenn es voll ist, müssen die Gäste warten – oder weiterfahren.“ Zuversichtlich stimmt Gaßner, dass im Sommer der Betrieb trotz der vielen Auflagen gut funktioniert hat. „98 Prozent der Gäste haben sich vorbildlich verhalten.“

Diese Erfahrung hat auch Peter Lorenz gemacht. „Es gab keine Probleme mit der Disziplin“, bilanziert der Geschäftsführer der Brauneck-Bergbahn. Trotz steigender Infektionszahlen sieht Lorenz der Wintersaison einigermaßen gelassen entgegen. „Die Skifahrer sind dick eingemummelt und tragen Handschuhe, das wird nicht so dramatisch.“ Ein Hygienekonzept gibt es natürlich trotzdem.

Situation an den Einstiegen entzerren

Aktuell stellen seine Mitarbeiter zum Beispiel an den Schlepp- und Seeselliften Schilder auf, die die Regeln am Berg in Wort und Bild erklären. „Außerdem schauen wir uns die Einstiege an und überlegen, wie man die Situation dort entzerren kann.“ Für die Bergbahn selbst gibt es bereits seit dem Sommer entsprechende Konzepte.

Abgesehen davon beginnt nach den Herbstferien am 9. November die Revision der Seilbahn. Stützen, Strecken und Stationen werden Lorenz zufolge kontrolliert und Verschleißteile bei Bedarf ausgewechselt. Auch die Beschneiungsanlagen werden einem ersten Test unterzogen. Ende November soll es losgehen, wenn es kalt genug ist. Die Seilbahn selbst nimmt voraussichtlich in der ersten Dezemberwoche ihren Fahrbetrieb wieder auch – auch, wenn kein Schnee liegt.

Die größte Herausforderung im Corona-Winter sieht Marianne Obermüller darin, einen Mittelweg zu finden. „Wir müssen den Auflagen gerecht werden, aber auch den typischen Hüttencharakter bewahren.“ Gleichzeitig muss die Wirtin der Stie-Alm versuchen, wirtschaftlich zu arbeiten. Um trotz Abstandsregeln möglichst viele Gäste möglichst sicher bewirten zu können, soll zum Beispiel die große Terrasse der Stie-Alm mit einem Windschutz ausgestattet werden. „Frischluft“ und „Entzerrung“ lauten Obermüller zufolge die Schlagwörter.

Alle mit viel Herzblut bei der Sache

Trotz der schlechten Planbarkeit: Wie die Tölzer Hüttenwirte hat auch Marianne Obermüller die normale Menge an Lebensmitteln, Heizöl und Diesel bestellt. Das Risiko, dass sie damit eingegangen ist, trübt die Vorfreude auf die Saison ein wenig. Ihren Optimismus aber lässt sich die Wirtin nicht nehmen. Alle am Berg seien mit Herzblut bei der Sache. „Ich bin sicher, dass wir diesen außergewöhnlichen Winter schaffen werden.“

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