1. Startseite
  2. Lokales
  3. Ebersberg

Bildung nach eins

KommentareDrucken

Die Volkshochschule hilft aus: Silke Wübbena-Schiegl (Englisch) und Bernhard Awe (Mathe), mit Fünft- und Sechstklässlern der Mathe- und der Englischgruppe.
Die Volkshochschule hilft aus: Silke Wübbena-Schiegl (Englisch) und Bernhard Awe (Mathe), mit Fünft- und Sechstklässlern der Mathe- und der Englischgruppe. © Josef Ametsbichler

Eine ungewöhnliche Kooperation ergänzt das Bildungsangebot der Mittelschule Aßling: Vhs-Lehrer geben nachmittags Zusatzstunden in den Kernfächern. Das Angebot ist freiwillig und gratis.

Aßling - Leni, zehn Jahre alt, sucht den Besen. Sie sieht ihn auf dem Bild vor sich, doch das englische Wort dafür will der Fünftklässlerin von der Mittelschule Aßling gerade einfach nicht einfallen. „Broom“, hilft Silke Wübbena-Schiegl schließlich nach. „Broom“, wiederholt Leni. Wieder was gelernt.

Gemeinsam mit drei Klassenkameraden übt Leni Englisch bei Wübbena-Schiegl, die eigentlich Erwachsene an der Grafinger Volkshochschule unterrichtet.

Dass sich die kleine Gruppe wöchentlich an einem Nachmittag in der dann fast menschenleeren Aßlinger Mittelschule trifft, geht auf eine ungewöhnliche Kooperation zwischen Schule und Vhs zurück. Denn in Aßling gibt es keinen Ganztagsunterricht, dafür fehlt der kleinen Landschule einfach die Nachfrage. Trotzdem hätten sich einige Eltern ein Lern- und Betreuungsangebot am Nachmittag gewünscht, erzählt der Schulleiter Michael Pollak.

„Wir sind stundenmäßig sehr knapp gestrickt“, sagt Pollak. Deshalb habe er sich an die Vhs gewandt: Ob es nicht möglich wäre, Dozenten, die gerne mit Kindern arbeiten würden, für einige Stunden in der Woche in seiner Schule einzusetzen. Zur Begeisterung des Rektors sagte die Vhs, die ja eigentlich für Erwachsenenbildung zuständig ist, zu. „Das ist meines Wissens ein einzigartiges Projekt“, sagt der Rektor über die Zusammenarbeit, die er „Bildung nach eins“ getauft hat.

An vier Tagen in der Woche finden von 13.30 bis 15 Uhr Kurse statt: Deutsch, Englisch, Mathematik und Lernstrategie. Die Themen sind nicht an den Lehrplan gekoppelt, sie sollen die Inhalte aus dem Unterricht ergänzen und vertiefen. Die Gruppengröße liegt zwischen zwei und zwölf Schülern. „Wir haben etwas Passgenaues für Aßling geschaffen“, sagt Pollak. Er ist sichtlich stolz darauf, dass das Angebot bei Schülern und Eltern nach einem Versuchslauf im vergangenen Schuljahr auf positive Resonanz stößt.

„Fördern, Fordern und Betreuen“, das sei so etwas wie das Mantra hinter dem Projekt, erklärt der Rektor. Im Vordergrund stehe nicht die Nachmittagsbetreuung, sondern das zusätzliche Lernen in den Kernfächern. „Ich wollte nicht so etwas wie Basteln oder Volleyball anbieten“, stellt Pollak klar.

Das Konzept überzeugte die Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft, Aßling, Emmering und Frauenneuharting. Sie sind die Träger der Mittelschule und finanzieren die „Bildung nach eins“. Gesamtkosten pro Jahr: rund 5000 Euro. Das Angebot ist deshalb kostenlos. „Wir sind den Gemeinden dafür sehr dankbar“, sagt der Schulleiter über die freiwillige Unterstützung, die vor allem durch die drei Bürgermeister zustande kam. „So etwas gehört ja nicht zu den Kernaufgaben der Träger.“

Die Teilnahme an den Zusatzstunden ist für die Schüler freiwillig und laut Rektor für gute wie für schwächere Schüler geeignet. „Sicherlich geht der Wunsch eher von den Eltern aus“, räumt Pollak ein. Es seien wohl nicht alle Kinder selbst auf die Idee gekommen, sich für die Extra-Stunden am Nachmittag einzuschreiben, mutmaßt der Schulleiter und schmunzelt.

„Die Mama fand es wichtig“, sagt auch Kilian (10) aus dem Englischkurs. Das Lernen in der Kleingruppe mache ihm Spaß, versichert er, genau wie der gleichaltrige Michi, der neben ihm sitzt. Er hat einen noch stichhaltigeren Grund, weshalb er den Englisch-Kurs besucht: „Weil der Kilian dabei ist. Der ist mein bester Freund.“

Auch interessant

Kommentare