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Augen zu und durch: Der Ritt der Freien Wähler auf Hubsis Erfolgswelle

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Timo Aichele, stellv. Redaktionsleiter
Timo Aichele, stellv. Redaktionsleiter © Aichele

Früher waren die Freien Wähler eine bürgerliche Alternative frei von Ideologie. Der Vorsitzende Aiwanger hat das geändert, für viele alten Mitglieder macht es das nicht leicht (Kommentar).

Dorfen - Es war einmal ein Zusammenschluss von kommunalpolitisch interessierten Menschen, die bürgerliche Politik ohne das volkstümliche „Mia san mia“ der CSU machen wollten. Sie nannten sich „Freie Wähler“ und machten damit klar, dass sie frei von schwarzer/roter/grüner Ideologie und frei von bundes- und landespolitischem Herdentrieb einfach nur ihre Arbeit machen wollen.

Sicher, diese idealisierende Gründungserzählung mag in dem einen oder anderen Fall mehr oder weniger gut zutreffen. Auch im Landkreis Erding hat man in den vergangenen Jahrzehnten saftige Reden von FW-Volkstribunen gehört. Doch in der überwiegenden Mehrheit war der Tonfall bei den Parteifreien nüchterner, sachorientierter, liberaler als bei den Vertretern der Staatspartei.

Für den einen oder anderen mit dieser politischen Sozialisierung dürften es heute schwere Zeiten sein. Die Freien Wähler sind bayernweit auf Erfolgskurs und haben das vor allem einem Politiker zu verdanken, der nicht viel auf nüchtern vorgetragene Fakten gibt: Hubert Aiwanger. Viel Ideologie schwingt bei ihm mit – immer gerade die, die einen großen Zuspruch bei der Wählerschaft verspricht.

Momentan ist da vor allem viel Anti-Grün und Stadt-gegen-Land-Rhetorik dabei. Wie die CSU kämpfte er zum Beispiel jahrelang gegen „Monster“-Stromtrassen – von denen immer klar war, dass ihr Bau unausweichlich und notwendig ist. Das brachte beiden Parteien Stimmen und der Energiewende fünf Jahre Verzögerung.

Die Umfragewerte der Freien Wähler steigen trotz oder gerade wegen „Demokratie zurückholen“ und jugendlicher Erinnerungslücken ihres Vorsitzenden. Die „Hubert, Hubert“-Sprechchöre zeigen eine Erfolgsbesoffenheit in der FW-Gefolgschaft.

Mit der früheren bürgerlichen Alternative zur CSU hat das nichts mehr zu tun. Der Berglerner Ortsvorsitzende Markus Geier bekennt öffentlich, er sei „hin- und hergerissen“. Und wegen der Flugblatt-Affäre seien zwei Mitglieder im kleinen Berglern ausgetreten.

In Dorfen hat Doris Minet diesen Schritt getan. Für die frühere 3. Bürgermeisterin von Dorfen war das Maß schon nach Aiwangers Phrasendrescherei bei der Erdinger Heizdemo voll. Viele andere werden Hubsis Erfolgswelle mitreiten. Auch wenn’s manchmal weh tut.

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