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Kommentar: Querdenker-Demo: Bleiben wir diesem  Schwachsinn fern!

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Hans Moritz, Redaktionsleiter des Erdinger/Dorfener Anzeiger.
Hans Moritz, Redaktionsleiter des Erdinger/Dorfener Anzeiger. © Peter Bauersachs

Am Samstag findet in Erding einer Querdenker-Demo statt. Ein nicht zu tolerierender Wahnsinn in diesen Zeiten, meint Redaktionsleiter Hans Moritz in seinem Wochenendkommentar

Das schlägt dem Fass den Boden aus: Auf dem – leider vermutlich nur vorläufigen – Höhepunkt der Corona-Krise mit einem am Anschlag arbeitenden Klinikum, täglich steigenden Todeszahlen und einem oberbayernweit einmaligen Inzidenzwert gibt es unbelehrbare Zeitgenossen, die am Samstag eine Querdenker-Demo veranstalten.

Hier scheinen komplett durchgeknallte Zeitgenossen am Werk zu sein. In diesen Zeiten gegen die Beschränkungen demonstrieren zu wollen, grenzt an Menschenverachtung. 150 infizierte Heimbewohner müssen um ihr Leben bangen. In den Kliniken ringen Menschen mit dem Tod. Ärzte und Pfleger arbeiten Tag und Nacht unter einem enormen Risiko. Das Gesundheitsamt kommt schier nicht mehr hinterher, Infizierte und Kontaktpersonen zu ermitteln und in Quarantäne zu schicken. Die Pandemie breitet sich in Erding in unbarmherziger Geschwindigkeit aus. Und einigen Querdenkern – Stadtpfarrer Martin Garmaier hat sie völlig zu Recht als unbelehrbare Querulanten bezeichnet – fällt nichts Besseres ein, als für Freiheit einzutreten.

Sie ignorieren, dass viel zu viele Menschen weniger um ihre Freiheit kämpfen als um ihr Leben. Mit Verlaub, welche Freiheiten sind denn in Gefahr? Ein paar Nächte zu Hause bleiben? Den Glühwein daheim trinken, auf den Skiurlaub und die Silvesterparty verzichten? Wer das für unzumutbar hält, handelt in diesen Zeiten perfide, egozentrisch und verächtlich –und hat nicht verstanden, was „Freiheit“ wirklich ist.

So kann man nur appellieren: Bleibt diesem Unsinn fern! Macht Euch nicht gemein mit diesen die Gemeinschaft zersetzenden Kräften! Lasst sie am Volksfestplatz alleine und ihren dümmlichen Protest verhallen!

Ärztlicher Direktor Lorenz Bott-Flügel hat alles gesagt, was über Covid-19 zu sagen ist: eine heimtückische Krankheit, die zu Multiorganversagen und gerade bei Alten und Kranken zu einem oft qualvollen Tod führt.

Ja, es gibt viele Gründe, die Corona-Politik zu kritisieren. Markus Söders oberlehrerhafte Darstellungssucht nervt. Eine stringente Krisenpolitik ist nicht zu erkennen. Im Sommer wurde Vieles verschlafen: Schutzsysteme für die Heime, leistungsstarkes Internet für die Schulen. Darüber kann man sich ärgern, das kann man bei der nächsten Wahl abstrafen.

Wer halbwegs bei Verstand ist, hat erkannt, dass die Pandemie in der zweiten Welle eine Bedrohung für uns alle ist. Ein harter Lockdown wird wehtun. Passiert nichts, wird es noch schmerzhafter.

Gut, dass es das Grundrecht auf Demonstrationsfreiheit gibt. Aber man muss es nicht immer (aus-)nutzen. Deshalb sollte sich auch Pax Christi überlegen, ob ihre Flüchtlings-Mahnwachen an diesem Samstag Sinn machen.

ham

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