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Halle nur eine Notlösung: Eichenau will Flüchtlinge besser unterbringen

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In der Eichenauer Budriohalle können rund 120 Flüchtlinge untergebracht werden. Das Landratsamt hat mittlerweile auch Trennwände bestellt.
In der Eichenauer Budriohalle können rund 120 Flüchtlinge untergebracht werden. Das Landratsamt hat mittlerweile auch Trennwände bestellt. © mm

Derzeit sind in Eichenau 180 ukrainische Flüchtlinge untergebracht, privat und in der Budriohalle. Wie viele es noch werden, ist unklar. Die Gemeinde macht ein Angebot – stellt aber auch eine Bedingung.

Eichenau – Zwei Grundstücke, auf denen Container als Flüchtlingsunterkünfte aufgestellt werden können, will die Gemeinde befristet zur Verfügung stellen: eines an der Friesenstraße für zwei und eines an der Niblerstraße für vier Jahre. Als weitere Alternative kommt ein Eichenauer Hotel ins Gespräch. Dessen Entscheidung ist aber von der Politik nicht beeinflussbar. Sollte es für Flüchtlinge nutzbar werden, würde die Gemeinde nur das Areal an der Niblerstraße anbieten.

Sportbetrieb wieder möglich machen

Der entsprechende Gemeinderatsbeschluss fiel bei sechs Gegenstimmen. Enthalten ist hierin die Bedingung, dass das Landratsamt im Gegenzug die Budriohalle wieder für den normalen Sportbetrieb freigibt. Wann das dann möglich sein wird, ist ungewiss. Eichenaus Bürgermeister Peter Münster erklärte dazu, das hänge davon ab, wie schnell die Containergeliefert werden können.

Der Gemeinderat will aufs Tempo drücken. Die Halle sei eine Notlösung, erklärte Grünen-Fraktionssprecher Markus Hausberger. der für die Container eine modulare Holzbauweise vorschlug. „Man sollte auch daran denken, dass Kinder und Jugendliche Sportmöglichkeiten brauchen“, betonte Sportreferent Elmar Ströhmer (Freie Wähler/FW). Dritte Bürgermeisterin Rike Schiele (Grüne) wies ebenfalls auf das Sportdefizit hin und bezeichnete die Freigabe der Halle für Flüchtlinge als Schnellschuss. Noch deutlicher wurde Fraktionskollegin und Integrationsreferentin Yasemin Bilgic: „Wir sollten als Gemeinde sagen, die Flächen gibt es nur für die Freigabe der Halle.“

Peter Zeiler (CSU) bezeichnete es zwar als sinnvoll, die beiden Grundstücke zur Verfügung zu stellen. „Daran Bedingungen zu stellen, würde ich mich aber nicht trauen.“ Hannelore Münster (FDP) merkte an, dass die Halle zwar nicht die tollste, aber eben doch eine Unterbringungsmöglichkeit sei. Sport treiben könne man übergangsweise im Freien.

Die Eignung der Halle als Flüchtlingsunterkunft stellte Zweiter Bürgermeister Sepp Spies (CSU) in Frage. Der Sanitärbereich sei für die Anzahl der Flüchtlinge nur unzureichend. Einen Sozialbereich, zumindest durch Wände abgetrennt, gebe es noch immer nicht. Privatsphäre sei nicht vorhanden. Es brauche zum Beispiel ein Rückzugsort für stillende Mütter.

Trennwände sind bestellt

Eine Sprecherin des Landratsamts erklärte, die Problematik sei in der Kreisbehörde bekannt. Sie verwies darauf, dass es ein Arztzimmer gebe und für die Kinder eine Spielecke. „Soziale Bereiche sind also vorhanden.“ Trennwände habe der Landkreis bestellt. „Wann geliefert wird, können wir nicht sagen.“

Qualität der Unterbringung

Familienreferentin Angela Heilmeier (FW) wandte ein, das man bei allem Willen zur Hilfe darauf achten müsse, die Infrastruktur der Gemeinde nicht zu sehr zu strapazieren. Markus Brüstle (Grüne) betonte in diesem Zusammenhang, dass man in Landkreis und Gemeinde nicht nur von der Menge her Angebote machen dürfe, sondern auch eine gewisse Qualität wahren müsse. Partnerschaftsreferent Claus Guttenthaler (FW) sagte, dass eine Unterbringung in Containern allemal besser sei als in der Budriohalle. Nicht verfolgt wurde der Vorschlag von Marion Beer (Grüne), die bestehende Containeranlage am Schreberweg aufzustocken.

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Asylhelfer nicht überstrapazieren

Quer durch die Fraktionen wurde das ehrenamtliche Engagement von Flüchtlingshelfern und Asylhelferkreis gelobt. Allerdings wurde seitens des Gemeinderates immer wieder angemahnt, die Ehrenamtlichen nicht zu sehr zu belasten. So bestehe durchaus eine gewisse Gefahr, dass die Hilfsbereitschaft kippen könne.

Daher setzten sich seitens der SPD Martin Eberl und Gertrud Merkert dafür ein, es bei nur einem neuen Containerplatz zu belassen. Vier oder fünf Standorte seien einfach zu viel, verwies man auf die bereits bestehenden Standorte am Schreberweg und am Lindenweg.

Alle weiteren Infos zum Ukraine-Krieg und dessen Auswirkungen in Bayern lesen Sie hier auf unserer Themenseite Ukraine-Flüchtlinge.

Als Ehrenamtlicher hatte sich Reinhard Neuhofer vom Asylhelferkreis vor der Sitzung zu Wort gemeldet. „Wie solidarisch sind wir tatsächlich?“, fragte er und verwies auf die Flüchtlinge aus Afrika hin, die auch Hilfe brauchen. „Ich habe nicht den Eindruck, dass sich die Gemeinde groß darum kümmert.“ Grundsätzlich seien die Formalitäten sehr kompliziert. „Das macht es für uns Ehrenamtliche überhaupt schwierig.“ hk

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