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Nachsuche mit Schweißhunden: Ein Anruf, um unnötiges Leid zu vermeiden

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Mit ihren Schweißhunden bilden die drei Hundeführer (v.l.) Christoph Röttele, Wolfgang Kuhn und Christian Tröber die Nachsuchegruppe Oberland. Sie spüren verletzte Wildtiere auf, um sie zu erlösen.
Mit ihren Schweißhunden bilden die drei Hundeführer (v.l.) Christoph Röttele, Wolfgang Kuhn und Christian Tröber die Nachsuchegruppe Oberland. Sie spüren verletzte Wildtiere auf, um sie zu erlösen. © Thomas Plettenberg

Wenn bei der Jagd der Schuss einmal nicht richtig sitzt, kann das fürs Wildtier viel Leid bedeuten. Um das zu verhindern, soll nun im Landkreis die so genannte Nachsuche forciert werden. Professionelle Hundeführer, darunter Jagdberater Wolfgang Kuhn, haben sich dafür zusammengetan.

Tegernseer Tal/Landkreis – Es sollte nicht passieren, kommt aber dennoch immer wieder vor: Ein Jäger trifft das anvisierte Wildtier nicht wie gewünscht und verwundet es lediglich, anstatt es umgehend zu töten. „Jedes Tier, dass dann nicht fachgerecht nachgesucht wird und elendig verendet, ist eine Katastrophe“, sagt Johanna Ecker-Schotte, Vorsitzende des Tierschutzvereins Tegernseer Tal. Als Beirätin für den Tierschutz im Obersten Jagdbeirat Bayerns unterstützt Ecker-Schotte daher eine neue Initiative im Landkreis Miesbach: Dort wurde nun unter dem Dach des Klubs für Bayerische Gebirgsschweißhunde die so genannte Nachsuchegruppe Oberland gegründet. Deren Hundeführer und ausgebildeten Vierbeiner sollen bei einem vermeintlichen Fehlschuss oder auch bei einem Wildunfall durch den Jäger angeforderte werden, um das verletzte Tier aufzuspüren und von seinem Leid zu erlösen.

Jagdberater hat die Initiative ergriffen

„Ich wollte für unseren Raum eine Gruppe aufbauen, die wir der Jägerschaft anbieten können“, erklärt Wolfgang Kuhn. Der Wiesseer ist nicht nur Jagdberater des Landkreises Miesbach, sondern im Gespann mit seiner Gebirgsschweißhündin „Karla“ auch anerkannter Nachsuchenführer. Er betont, wie wichtig es ist, bei einem so genannten ungeklärten Anschuss einen Profi hinzuzuziehen. „Man kann bei einer Nachsuche sehr, sehr viele Fehler machen“, sagt er. Jäger, die mit ungeübten Hunden unterwegs seien oder sich aufs Geratewohl auf die Suche nach dem verletzten Tier begeben würden, „können die Spuren des Wildes stark verwischen“, erläutert Kuhn. Auf der nagelneuen Website der Nachsuchegruppe Oberland heißt es daher: „Ein Anruf ist hier die einzig richtige Tat, um dem Wild den nötigen Respekt zu zollen und Leid zu vermeiden.“ Fehler könnten passieren und seien keine Schande. Eine Schande aber wäre es, so die Gruppierung, wenn der betreffende Jäger das eigene Ego über die Verpflichtung stellen würde, dem verwundeten Tier zu helfen und Leid zu ersparen.

Tierschutzverein unterstützt das Projekt

Für Ecker-Schotte ist ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen dem Jäger und dem Nachsuchenden unabdingbar. „Der Jäger muss die Sicherheit haben, dass er nicht hingehängt wird“, betont die Tierschützerin. Sie ist froh darüber, dass die Nachsuche in den Revieren des Landkreises Miesbach durch die Gründung der Gruppe nun einen offiziellen Charakter bekommt. „Das Thema liegt uns schon lange im Magen, da war der Landkreis Miesbach bisher nicht gut aufgestellt.“ Sie werde das Projekt mit voller Kraft unterstützen, sichert die Rottacherin zu. Tierschutz dürfe auch beim Thema Jagd nicht nur ein Lippenbekenntnis sein.

Drei Hundeführer stehen zur Verfügung

Drei Nachsuchengespanne aus Lenggries, Oberaudorf und Bad Wiessee stehen den Jägern im Kreis Miesbach künftig zur Verfügung: Christoph Röttele, Christian Tröber und eben Wolfgang Kuhn mit ihren jeweiligen Schweißhunden. Laut Kuhn dürfen die Hundeführer seit Neuestem auch revierübergreifend tätig werden. „Das ist wichtig“, meint der Jagdberater, „denn die Tiere bleiben ja nicht an den Reviergrenzen stehen“. Die Handy-Nummern der drei Hundeführer sind online auf www.nachsuchegruppe-ober land.de zu finden. Der Appell an die Jäger lautet, die Experten bei einem ungeklärten Anschuss schnellstmöglich per Anruf oder Kurznachricht zu informieren – unabhängig von der Uhrzeit. „In der Regel sind die Wildtiere so getroffen, dass unsere Hunde sie aufspüren können“, betont Kuhn.

Seminar für Jäger

In einem ersten Schritt will die Gruppe die Jägerschaft für das Thema Nachsuche sensibilisieren. Am Montag, 22. April, bietet sie daher ein Anschuss-Seminar für interessierte Jäger an. Der theoretische Teil mit einem Vortrag findet im Hotel Maier zum Kirschner in Rottach-Egern statt, anschließend gibt es einen Praxisteil. Anmelden können sich Jäger über die Website.

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