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Bürgerversammlung Bernbeuren: Kritik an hoher Kreisumlage und schleppend laufende Projekte

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Bürgermeister Karl Schleich legte eine gute Stunde lang seinen Rechenschaftsbericht ab.
Bürgermeister Karl Schleich legte eine gute Stunde lang seinen Rechenschaftsbericht ab. © Theresa Kuchler

Wie groß das Interesse der Bernbeurener an den Entwicklungen in ihrem Heimatort ist, zeigte sich am Dienstag bei der Bürgerversammlung. In der Auerberghalle blieb kaum ein Platz unbesetzt. Bürgermeister Karl Schleich blickte ins vergangene Jahr und auf laufende Projekte.

Bernbeuren – Mit so viel Andrang hatte Karl Schleich nicht gerechnet. Als der Bernbeurener Bürgermeister am Dienstagabend in die Reihen der bestuhlten Auerberghalle schaute, sah er kaum einen leeren Platz. „Es freut mich sehr, dass ihr so zahlreich gekommen seid“, begrüßte Schleich alle, die zur Bürgerversammlung erschienen waren. Gleich drauf stieg der Rathauschef in seinen Rechenschaftsbericht ein, wobei er zunächst einen Blick auf das vergangene Jahr warf.

Bei der Entwicklung der Bevölkerungszahlen gab er zu bedenken, dass die Altersgruppe der Unter-20-Jährigen in Bernbeuren „deutlich unterrepräsentiert“ sei. „Langsam wird deutlich, dass da ein Problem auf uns zukommt“, mahnte Schleich und merkte an, dass man sich den „unterfinanzierten Rentenkassen“ nicht angenommen habe. Ebenso kritisch wurde Schleich, als es um die hohe Kreisumlage ging, die mit 1,5 Millionen Euro ein Viertel der Gesamtausgaben im Bernbeurener Verwaltungshaushalt ausmacht. „Es ist nicht so, dass sich der Kreis die Kommunen leistet“, meinte der Bürgermeister. „Eher ist es andersrum: Die Kommunen leisten sich den Landkreis.“ Und trotz der hohen Abgaben werde es etwa bald kein Krankenhaus mehr in Schongau geben.

Die Finanzlage der Gemeinde scheint sich etwas zu entspannen. So zeigte der Bürgermeister auf, dass der Bernbeurener Schuldenberg kontinuierlich abgebaut und gleichzeitig Rücklagen aufgebaut werden konnten.

Zur Bürgerversammlung der Gemeinde Bernbeuren waren zahlreiche interessierte Bürger gekommen.
Zur Bürgerversammlung der Gemeinde Bernbeuren waren zahlreiche interessierte Bürger gekommen. © Theresa Kuchler

Freilich waren auch laufende Projekte Thema des Rechenschaftsberichts. Hier geht vieles zäh voran, was laut Bürgermeister teils auf Verzögerungen in der Corona-Pandemie und Lieferprobleme zurückzuführen ist. Etwa bei der Erneuerung der Trinkwasser-Versorgung habe es eine Lieferverzögerung von elektronischen Steuerungselementen gegeben. Dabei war die Technik schon in einem sehr schlechten Zustand. „Zehn Tage vor der Sanierung ist ein wichtiges Relais kaputtgegangen“, sagte Schleich. „Wäre das vor fünf Jahren passiert, wäre die Trinkwasser-Versorgung stillgestanden.“ Insofern habe man „großes Glück im Unglück“ gehabt. Heuer werden die Hochbehälter von außen isoliert, nächstes Jahr will man sie dann noch mit Edelstahl auskleiden.

Die Arbeiten am Baugebiet „Pfeifferstraße II“ dauern ebenfalls noch an. Laut Schleich sei noch „einiges zu verhandeln“, unter anderem mit dem Wasserwirtschaftsamt. Dafür soll heuer der Umbau des alten Schnitzer-Stadels beginnen, in den bekanntlich ein Nahversorger kommen soll. Schleich wies aber darauf hin, dass dieser Zeitplan nicht in Stein gemeißelt ist. „Bei einem öffentlichen Bauherrn ist das etwas anderes als bei einem privaten. Da müssen viele Abläufe eingehalten werden.“ Er hoffe auf eine Eröffnung 2025.

Dorfladen schreibt weiter Defizit

Beim Blick auf die gemeindlichen Einrichtungen wurde deutlich, dass es sowohl an der Grundschule als auch im Kindergarten aktuell mehr Kinder gibt als in den Vorjahren. Bei den Zahlen des Kindergartens handle es sich immer um „Wellenbewegungen“, sagte Schleich. Dennoch: „In den nächsten Jahren müssen wir erweitern, da kommen wir nicht drum rum.“ Auch die Schule wird laut Bürgermeister langfristig gut besucht sein. Das liege an dem Geburtenhoch aus 2021, das Schleich salopp mit dem „Corona-Effekt“ begründete.

In der anschließenden Fragerunde wollte eine Bernbeurenerin wissen, wie es um die Zahlen des Dorfladens „S’Lädele“ stehe, bei dem vergangenes Jahr bereits die Öffnungszeiten reduziert wurden. Der Dorfladen schreibe weiterhin ein Defizit, antwortete Schleich. Das liege vor allem an den gestiegenen Lohnkosten. Ein anderer Bürger hakte nach, ob es stimme, dass bei der 800-Jahr-Feier im vergangenen Jahr ein Minus von 15 000 Euro erwirtschaftet wurde. Laut Bürgermeister gab es bei der Feier tatsächlich ein Defizit von 13 000 Euro, was an dem Ungleichgewicht aus Kosten und Einnahmen gelegen habe. „Wir wollten die Eintrittspreise nicht so teuer machen“, erklärte Schleich.

Zu den Geflüchteten, die vor kurzem im alten Schnitzer-Gasthof untergekommen sind, gab es keine Fragen.

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