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Marnbacher Theater: Deftige Sprüche und ein unsittlicher Deal

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Auch das Bühnenbild ist natürlich selbstgemacht beim „Wechselspui“ des Marnbacher Theaters, das am Premierenwochenende dreimal ausverkauft war. Es spielen (v.l.) Georg Niedermaier (hinten), Sepp Niedermaier, Conny Weinzierl, Dominikus Sterff, Susanne Albrecht und Sepp Scharnagl.
Auch das Bühnenbild ist natürlich selbstgemacht beim „Wechselspui“ des Marnbacher Theaters, das am Premierenwochenende dreimal ausverkauft war. Es spielen (v.l.) Georg Niedermaier (hinten), Sepp Niedermaier, Conny Weinzierl, Dominikus Sterff, Susanne Albrecht und Sepp Scharnagl. © Gronau

Deftige Sprüche und ein unsittlicher Deal: Ganz schön „explizit“ kommt die neue Inszenierung des Marnbacher Theaters daher.

Marnbach – Es bleibt kein Auge trocken beim Lustspiel, das die Marnbacher Theaterer diese Saison auf die Bühne des Alten Schulhauses bringen. Sagen wir mal so: Hätten die Schüler in diesen Räumen seinerzeit auch nur halb so markig und schlüpfrig aufgesprochen, dann hätte es Einträge ins Klassenbuch gehagelt. Und in prüderen Ländern müssten Aufnahmen dieser Komödie wohl mit jenem berühmten Etikett versehen werden, das vor „Expliziten Texten“ warnt.

Ein unsittlicher Deal, eingefädelt bei viel Schnaps

Aber prüde ist Marnbachs beliebte Laienspielgruppe nun wahrlich nicht, und so zeigt sie heuer eine Inszenierung, die weder Anzüglichkeiten noch Kraftausdrücke scheut: „Wechselspui“, eine wortgewaltige Komödie, die der in der Region wohlbekannte Autor und Schauspieler Josef Daser 2018 geschrieben und mit seiner Neuwirtbühne in Großweil uraufgeführt hat – und die wie eine bayerische Variante des Hollywood-Klassikers „Ein unmoralisches Angebot“ daherkommt. Den unsittlichen Deal fädelt hier ein zwielichtiger Pferdehändler bei viel Schnaps zwischen einem lüsternen Gutsbesitzer und einem chronisch klammen Pferdeliebhaber ein.

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Und der Handel geht so: Wiggerl, der noch recht jung verheiratete Pferdenarr in Geldnot, „leiht“ seine attraktive Gattin Annamirl für acht Tage und Nächte an den Gutsbesitzer Heiterwanger aus. Im Gegenzug überlässt dieser ihm für immer den erfolgreichen Galopper-Hengst „Cool Casanova“, der ein Rennen ums andere gewinnt und entsprechende Preisgelder einfährt. Ach ja, und der arglistige Pferdehändler will natürlich auch noch den ein oder anderen Vorteil aus der ganzen Chose ziehen...

Es fehlt nicht an derben Sprüchen

Man ahnt schon: Dieser in tiefstem Bairisch vorgetragene Plot, zeitlich Ende der 1960er Jahre angesiedelt, öffnet Raum für viel Gaudi und mindestens ebenso viele Klischees – was Sepp Niedermaier als Gutsbesitzer, Sepp Scharnagl als Pferdehändler und Dominikus Sterff als junger Ehemann schön ausspielen und in vollen Zügen genießen. Dabei fehlt es ihren Figuren nicht an derben Sprüchen. „Heiraten is’, wie mit’m saubern Gwand in Dreck neispringa“, heißt es da zum Beispiel. Oder es muss sich einer der Protagonisten anhören, ihm sei „sein zwielichtiger Charakter in sein Haderlumpengesicht reingraviert“. Und dann gibt es noch manchen Spruch, den man in der Zeitung jetzt eher nicht zitieren mag.

Das „Wechselspui“ nimmt muntere Wendungen

Selbstverständlich ist auch für reichlich Turbulenzen und Verwicklungen gesorgt. Und für muntere Wendungen: Das „Wechselspui“ heißt auch so, weil Konstellationen und Emotionen in diesem Spiel immer wieder wechseln. Wer meint, die Frauen wären hier nur „Katzerl“ – wie sie Gutsbesitzer Heiterwanger gern schmierig umgarnt – oder gar bemitleidenswerte Objekte, der sieht sich bald getäuscht. Susanne Albrecht hat als Annamirl furiose, ja dominante Auftritte. Auch des Gutbesitzers gehörnte Ehefrau (Conny Weinzierl) ist nicht lange die Naive, sondern letztlich eine durchaus starke Frau. Tief im Klischee muss freilich der Herr Pfarrer (Georg Niedermaier) verharren, ohne den Bauerntheaterstücke gar so ungern auskommen: Der ist anrührend bemüht, seine Schäfchen wieder aus Sodom und Gomorrha heraus zu führen – und ist dabei nicht ganz frei von eigenen Interessen und Versuchungen.

So nimmt der dreistündige Theaterabend unter der Regie von Sepp Niedermaier durchaus klassisch seinen Lauf und geizt doch nicht mit Überraschungen. Und wer das Marnbacher Theater dabei zum allerersten Mal erlebt, der wird womöglich sagen: So viel pralles Leben hätte er in einem alten Schulhaus nun wirklich nicht erwartet.

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Weitere Aufführungen

sind am Ostermontag, 1. April, um 19 Uhr; am Freitag, 5. April, und Samstag, 6. April, um 20 Uhr; am Sonntag, 7. April, um 19 Uhr; am Freitag, 12. April, um 20 Uhr; am Sonntag, 21. April, um 19 Uhr; und am Freitag, 26. April, um 20 Uhr – jeweils im Alten Schulhaus Marnbach. Karten unter Telefon 0881/6531 (täglich von 19 bis 20.30 Uhr).

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