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Abfischen am Beuerberger Bäckerweiher: Eine herrliche Schlammschlacht

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Abfischen am Beuerberger Bäckerweiher: Die Karpfen werden nach Größe sortiert. Rund 300 bis 400 der Kleinsten werden wieder zur Aufzucht eingesetzt, genauso wie die großen Brüter.
Abfischen am Beuerberger Bäckerweiher: Die Karpfen werden nach Größe sortiert. Rund 300 bis 400 der Kleinsten werden wieder zur Aufzucht eingesetzt, genauso wie die großen Brüter. © Rudi Stallein

Das Abfischen in Beuerberg ist ein „Event für Jung und Alt“. Alle drei Jahre werden die Karpfen aus dem Bäckerweiher geholt.

Beuerberg – Die Frau ist glücklich. Die wasserdichte Wathose bis unter die Achseln gezogen, stapft sie durch den Schlick, steht bis zu den Oberschenkeln im Schlamm. Für den nächsten Schritt muss sie die Hände zu Hilfe nehmen, um ihr Bein aus der schmatzenden Masse zu ziehen. Dann taucht sie ihren Kescher in die verbliebene Wasseroberfläche und fischt einen zappelnden Karpfen heraus. „Das ist der schönste Tag im Jahr“, schwärmt Steffi Stückl. „Seit ich laufen kann, bin ich dabei. Ich glaube, ich bin eine Schlammfrau“, sagt die 43-Jährige und grinst übers ganze, verschmierte Gesicht. „Darauf freue ich mich immer wieder“ – das Abfischen am Bäckerweiher in Beuerberg.

Es wird mit dem Kescher oder der bloßen Hand gefischt

Steffis Vorfreude dauert lange. „Nur alle drei Jahre holen wir die Karpfen heraus“, erklärt Hubert Kain jun., der mit seinem Vater den alten Dorfweiher als Zuchtweiher bewirtschaftet. „Die san narrisch g’wachsen“, staunt Hubert Kain sen., während der Sohn, ein paar Helfer und einige Mädchen und Buben die Spiegelkarpfen kescherweise oder auch mal mit der bloßen Hand aus dem bis auf 30, 40 Zentimeter Tiefe abgelassenen Teich fischen und nach Größe auf ein halbes Dutzend bereitgestellte, randvoll mit Wasser gefüllte Tröge und Wannen verteilen.

Weiher ist lange Zeit brachgelegen

Seit 1950 bewirtschaftet die Familie Kain den Weiher. „Ursprünglich waren wir zu viert, aber heute sind nur wir über“, erzählt der Senior. Der Weiher sei lange brachgelegen. „Es wurde nichts mehr dran gemacht, und er war immer mehr zugewachsen, deshalb haben wir gesagt, dann machen die Anlieger das.“ Früher alle zwei Jahre, heute im Drei-Jahres-Rhythmus werden die Karpfen Ende Oktober abgefischt. Die kleinsten – „so an die 300 Stück“, laut Hubert Kain – werden anschließend gleich wieder eingesetzt, gemeinsam mit drei mächtigen Brütern, jeder rund zehn Kilogramm schwer und seit gut zehn Jahren im Teich.

Ein besonders prächtiges Exemplar präsentiert Steffi Stückl.
Ein besonders prächtiges Exemplar präsentiert Steffi Stückl. © Rudi Stallein

Die restlichen abgefischten Karpfen holt der Fischereiverein Bad Tölz ab und setzt sie in Gewässern im südlichen Landkreis wieder ein – dieses Jahr im Kirchsee bei Sachsenkam, wo nun die Vereinsmitglieder hoffen, dass ihnen mal ein Beuerberger Karpfen an den Haken geht.

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„Die Fische rauszuholen, das ist jedes Mal ein Event für Jung und Alt“, sagt Steffi Stückl. Die 43-Jährige hat noch immer so viel Spaß wie damals, als sie noch klein war. Als sie, „bis über die Ohrwascheln schwarz“, mit Jeans und Gummistiefeln, die sie noch am Leib trug, wenn sie hinterher mit dem Wasserschlauch abgeduscht wurde, durch den Schlamm gestakt ist. Herrlich. Am nächsten Morgen geht sie wieder „normal“ arbeiten, als Hausmeisterin im Kloster Beuerberg.

rst

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