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Angst und Hoffnung: Mustafa Bülbül verarbeitet Fluchterfahrung in Bildern

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Vernissage in der Stadtbibliothek: (v. li.) Mustafa Bülbül und Dolmetscherin Kader Gürkan Schahin mit weiteren Gästen.
Vernissage in der Stadtbibliothek: (v. li.) Mustafa Bülbül und Dolmetscherin Kader Gürkan Schahin mit weiteren Gästen. © ANDREA WEBER

Mustafa Bülbül verarbeitet seine Flucht in Acrylbildern. Sie zeigen Ängste und Hoffnungen. Noch bis 27. Februar ist seine Ausstellung in Geretsried zu sehen.

Geretsried – Was Flucht bedeutet, kann nur der empfinden, der es selbst erlebt hat – so wie Mustafa Bülbül und seine Frau Sema. In einer Bilderserie aus Acryl verarbeitet der Hobbykünstler das Erlebte, seine Gefühle, seine Ängste und die Hoffnung auf eine friedliche Zukunft in einer neuen Heimat. Zu sehen sind die Bilder in einer Ausstellung in der Stadtbibliothek.

TVJA-Geschäftsführer Mühlhans: „Thema, das viele von uns nicht sehen wollen“

Zur Vernissage, zu der viele Landsleute kamen, unterstützte Kader Gürkan Schahin als Dolmetscherin den Künstler bei seiner Rede. Sie ist ehrenamtliche Helferin für Asylbewerber in Geretsried und stellte den Kontakt zum Projekt „Integration Aktiv“ vom Trägerverein Jugend und Sozialarbeit Geretsried (TVJA) her. „Es war mir sehr wichtig, diese Ausstellung an diesem Ort zu zeigen, an den viele Menschen kommen. Sie soll uns konfrontieren mit einem Thema, das viele von uns nicht sehen wollen“, betonte TVJA-Geschäftsführer Rudi Mühlhans.

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„Fluchtwelten“ ist erst in Deutschland entstanden

Laut Destatis waren Ende 2022 insgesamt 108,4 Millionen Menschen auf der Flucht, berichtet Integration Aktiv (IAG). Zu beachten ist dabei, dass mehr als die Hälfte der Geflüchteten Binnenflüchtlinge sind. Das Ehepaar Bülbül musste seine türkische Heimatstadt Adana aufgrund einer lebensbedrohlichen Situation verlassen, über die sie öffentlich nicht reden wollen. Vor gut acht Monaten kamen die beiden über den Balkan nach Deutschland. Bülbül war Autolackierer und Hausmeister in seiner Heimat. Er malte als Hobbykünstler farbenfrohe surreale Bilder, ähnlich wie Salvador Dalí. Seine neue Serie „Fluchtwelten“ ist erst in Deutschland entstanden. Es sind Darstellungen von Menschen auf der Flucht. Zum Beispiel ein Kind im Koffer, eine Hand am Stacheldraht und ein junger Mann am Wegesrand, in sich gebeugt, ohne Aussicht, ohne Zuversicht.

„Sind mit Freundlichkeit und Toleranz empfangen worden“

Die Bülbüls haben wie viele Flüchtlinge eine Odyssee hinter sich. Im Mai 2023 kamen sie als Asylbewerber in Freiburg an, wurden weitergereicht nach München, dann nach Garmisch-Partenkirchen. Im Juli kamen sie in die Erstaufnahmeeinrichtung in die Turnhalle am Geretsrieder Schulzentrum – ein Bettenlager ohne Rückzugsmöglichkeit. Vor zwei Monaten bekamen sie ein Zimmer in der Flüchtlingsunterkunft in Eurasburg. Trotzdem ist das Ehepaar Bülbül dankbar. „Wir sind mit Freundlichkeit und Toleranz empfangen worden.“

Mit seinen Bildern möchte Bülbül die Geschichten derer erzählen, die diesen gefährlichen Schritt wagten und die Flucht überlebten. Er möchte mit seinen Bildern außerdem aufzeigen, dass Zuwanderer „wertvolle Menschen sind, die gerne ihren Beitrag für Deutschland leisten möchten“. Es sind Bilder, die Hoffnungslosigkeit aber auch Zuversicht zeigen, teils in symbolischer Silhouetten-Darstellung, teils in naturalistischer Malerei.

Info: Die Ausstellung „Fluchtwelten“ ist noch bis 27. Februar in der Stadtbibliothek zu sehen.

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