1. Startseite
  2. Lokales
  3. Geretsried-Wolfratshausen

Muss ein Feldweg verschwinden, den es eigentlich gar nicht gibt?

KommentareDrucken

Weg Feldweg Wanderweg
Dieser Weg ist noch sichtbar - der Feldweg Nr. 145 in Münsing allerdings nicht. Deshalb soll er eingezogen werden. © picture alliance / dpa

Münsing - Das ist deutsche Bürokratie: Der Münsinger Gemeinderat debattiert über die Auflösung eines Wegs, der eigentlich schon lange kein Weg mehr ist. Ein komplizierter Fall.

Es war ein komplizierter Fall, über den der Münsinger Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung beschließen musste. Die Frage war: Darf aus der Gemeinde etwas verschwinden, das es gar nicht mehr gibt? Die Rede ist von einem Feld- und Waldweg im Labbachfeld, der in Wirklichkeit gar kein Weg mehr ist. Sein Name: „Nummer 145“. Sein Verlauf: Von Norden nach Süden, beginnend an der Ammerlander Straße und endend östlich vom Sportplatz, kurz vor der Holzhauser Straße.

Klingt komisch, ist aber schnell erklärt

Der Sachverhalt klingt seltsam, ist im Grunde aber schnell erklärt: In Plänen ist der Feldweg zwar eingezeichnet und als solcher ausgewiesen. Genutzt wird er aber nicht mehr. Stattdessen bewirtschaften die anliegenden Landwirte den Weg mit ihren Feldern. Aus diesem Grund kommt niemand auf die Idee, über die Strecke zu spazieren oder gar mit dem Auto zu fahren. Ergo hat der Feldweg seine Verkehrsbedeutung verloren, zumal alle dortigen Grundstücke andere Erschließungsmöglichkeiten haben.

Jetzt kommt das Bayerische Straßen- und Wegegesetz ins Spiel: Das schreibt laut Susanne Öttl vom Münsinger Bauamt vor, dass der Weg eingezogen

Josef LeisGemeinderat aus Münsing. foto: red
Josef LeisGemeinderat aus Münsing. © red

werden muss. Das hieße dann: Das Grundstück darf künftig nicht mehr von Jedermann genutzt werden, sondern gilt künftig als Privatgrundstück im Eigentum der Gemeinde. Das könnte die Kommune entweder pflegen, verpachten oder verkaufen.

Obwohl den Weg augenscheinlich keiner benötigt – glücklich waren die Gemeinderäte über Öttls Nachricht nicht. Im Gegenteil: „Wenn es um die fehlenden Benutzer geht, dann fahr ich da von mir aus jeden Tag drüber“, sagte Gemeinderat Josef Leis, der zugleich Anlieger ist. Momentan benutze nur aus Anstand keiner den Feldweg. Notwendig sei er aber schon – etwa bei Hochwasser.
 
Öttl blieb bei ihrem Standpunkt. „Der Weg ist in der Natur nicht mehr vorhanden.“ Mit acht zu vier Stimmen (und einer Enthaltung von Leis) formulierte der Gemeinderat schließlich die Absicht, den Weg aufzulösen.

Das Verfahren ist noch lange nicht abgeschlossen

Abgeschlossen ist das Verfahren damit aber noch nicht: Voraussichtlich am Donnerstag, 10. September, wird die Absicht bekannt gegeben. Dann haben die Bürger drei Monate Zeit, Einspruch einzulegen, sprich zu erläutern, warum der Feldweg seine Verkehrsbedeutung eben nicht verloren hat. „Irgendjemand muss den Weg nutzen“, erklärt Öttl auf Nachfrage unserer Zeitung. „Und wenn es ein Spaziergänger ist, der da einmal in der Woche mit seinem Hund marschiert.“ Die Anlieger müssten dann aber sicherstellen, dass der Weg als solcher erkennbar ist – und nicht als Teil der bewirtschafteten Felder wirkt. Sonst müsste die Gemeinde Fakten schaffen. So schreibt es der Gesetzgeber vor.

Bei einem anderen Weg gibt es keinen Streit

Dieselbe Problematik wie bei Weg Nummer 145 wird es in Münsing in nächster Zeit noch öfter geben, prognostizierte Öttl. Ein zweiter Fall kam direkt auf den Tisch: „Nummer 13“ hieß das zweite Sorgenkind. Dieser Weg ist – oder besser war – eine Verbindung zwischen der Schul- und der Bachstraße in Degerndorf. Die Gemeinderäte waren sich einig, dass ihn tatsächlich keiner mehr braucht. Anfang- und Endpunkt sind laut Öttl sogar durch einen Zaun von den angrenzenden Ortsstraßen abgegrenzt. Und auf dem Boden wachsen seit über zehn Jahren Pflanzen.

dor

Auch interessant

Kommentare