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Kampf dem Trickbetrug: Polizei verteilt Warnflyer - „Möchten so viele wie möglich erreichen“

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Warnung: Anwohnerin Janine Giesecke (li.) im Gespräch mit SiWa-Mitarbeiter Andreas Thomas und Polizeimeisterin Christina Hecher.
Warnung: Anwohnerin Janine Giesecke (li.) im Gespräch mit SiWa-Mitarbeiter Andreas Thomas und Polizeimeisterin Christina Hecher. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Die Fälle von Trickbetrug in der Region häufen sich. Deshalb bekommen die Wolfratshauser Haushalte die Tage Warnflyer von der Polizei.

Wolfratshausen – Nachricht von der Polizei in Form eines Flyers bekommen in diesen Tagen die Wolfratshauser Haushalte. Darin warnen die Beamten vor Trickbetrügern, die aktuell verstärkt ihr Unwesen treiben.

Das Telefon klingelt. Am anderen Ende ein Anrufer, der sich als Staatsanwalt oder Polizist ausgibt. Der Tenor ist immer der Gleiche: Ein Familienmitglied steckt in großen Schwierigkeiten, und ohne Hinterlegung einer Kaution käme es umgehend in Haft. Oder es seien Einbrecherbanden unterwegs. Auf einem gefundenen Zettel sei Name und Adresse des Angerufenen notiert. Ob man nicht zur Sicherheit seine Wertsachen und das Bargeld der Polizei, die es sogar selbst durch einen Vertrauensmann abholen würde, übergeben möchte?

Polizei warnt vor Trickbetrügern: „Oft läuft da eine richtige Show ab“

Dies sind nur zwei Beispiele, wie Betrüger versuchen, an das Geld ihrer zumeist älteren Opfer zu kommen. „Oft läuft da eine richtige Show ab“, sagt Erster Polizeihauptkommissar Andreas Czerweny, Leiter der Polizeiinspektion Wolfratshausen. „Da ist Weinen im Hintergrund zu hören, oder die angebliche Polizistin fragt bei ihrem Chef einen Sachverhalt nach. Alles klingt absolut echt, das ist ja das Perfide daran.“

Gleichzeitig räumt Wolfratshausens Inspektionsleiter im Gespräch mit unserer Zeitung mit dem Vorurteil auf, es würde nur Senioren treffen. „Schauen Sie sich nur mal eine Folge Verstehen Sie Spaß an – es ist absolut keiner davor gefeit.“

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Und die Fälle haben sich gemehrt. Das Polizeipräsidium Oberbayern Süd verzeichnet in ihrem Dienststellenbereich einen Anstieg von fast 300 Prozent. Waren es im Jahr 2021 607 000 Euro, die die Betrüger einkassierten, schnellte die Zahl ein Jahr später auf knapp 2,4 Millionen Euro hoch. Besonders der Südlandkreis ist derzeit von einer regelrechten Welle betroffen – was man auch über die immer häufiger werdenden Schlagzeilen verfolgen kann.

Nun möchte die Polizei die Aufklärungsarbeit mit einem Flyer, der in Wolfratshausen mit Hilfe der Sicherheitswacht (SiWa) an die Haushalte verteilt werden soll, intensivieren. „Wir möchten so viele Menschen wie möglich erreichen“, begründet Czerweny diese Aktion.

Warnflyer an alle Haushalte: „Möchten so viele Menschen wie möglich erreichen“

„Sie werden angerufen, weil Angehörige in einer Notsituation sind? Sie sollen hohe Geldbeträge bereitstellen? Und Fremden ihre Wertsachen übergeben?“ – allein diese Fragen oder Aufforderungen sind unumstößliche Hinweise auf eine Betrugsmasche. „Die Polizei wird niemals Bargeld oder Wertsachen verlangen oder sich nach den persönlichen oder finanziellen Verhältnissen erkundigen“, wird Czerweny nicht müde zu betonen.

Gerade bei Geldübergaben wählen die Ganoven nicht selten einen Ort, der Vertrauen erweckt – „wie beispielsweise hier in Wolfratshausen vor dem Amtsgericht“, sagt Czerweny. Dem Opfer wird gesagt, dass es ja peinlich sei, vor aller Augen das Justizgebäude betreten zu müssen. Man werde daher einen Mitarbeiter in Zivil bitten, die Wertsachen entgegenzunehmen. Die Chance allerdings, das Geld oder den Schmuck – nicht selten in Höhe eines fünfstelligen Betrags – wiederzubekommen, ist eher gering.

Trickbetrug: Polizei hat neue Fahndungskonzepte ins Leben gerufen

Die Polizei ihrerseits hat mit Erfolg neue Fahndungskonzepte Leben gerufen, erste Festnahmen sind bereits erfolgt. Dennoch: „Wenn man so einen Anruf bekommt: bitte auflegen und die 110 wählen.“ Doch auch Familienangehörige können etwas tun. „Immer wieder sollten diese Betrugsanrufe Gesprächsthema sein.“ So würde beispielsweise ein vorher ausgemachtes Codewort helfen, sich im Notfall zu identifizieren.

Die Verteilung der 2000 Flyer soll in diesen Tagen im Stadtgebiet anlaufen. Czerweny ergänzt aber: „Und selbstverständlich stehen wir als Polizei jederzeit zur Verfügung.“ Auch die Mitarbeiter der Sicherheitswacht sind gerne bereit, Fragen zu beantworten. sh

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