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Kulturpass im Würmtal bisher ein Flop

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„200 Euro für Dich“ verspricht die Kulturpass-App. Im Würmtal gibt es vorerst kaum Ausgabemöglichkeiten für das geschenkte Geld vom Staat. Symbolbild: Jan Woitas/DPA
„200 Euro für Dich“ verspricht die Kulturpass-App. Im Würmtal gibt es vorerst kaum Ausgabemöglichkeiten für das geschenkte Geld vom Staat. © Jan Woitas

Der Kulturpass ist bislang ein Flop im Würmtal. Die 18-Jährigen nutzen ihn kaum, und es gibt wenig Gelegenheiten, ihn zum Einsatz zu bringen. Letzteres könnte sich noch ändern. Schließlich geht es um 200 Euro geschenktes Geld für die jungen Leute.

Würmtal – Wer heuer 18 Jahre alt wird oder wurde, bekommt 200 Euro vom Staat geschenkt. Das Geld ist für Kultur gedacht. Alles, was die Zielgruppe braucht, ist die App „Kulturpass“. Mit ihrer Hilfe können die jungen Leute das Geld für Kinobesuche, Konzerte, Theater, Museen und Bücher, Musikinstrumente, Noten und Tonträger auf den Kopf hauen. So die Theorie. Doch im Würmtal gibt es bislang wenig Möglichkeiten, die 200 Euro auszugeben.

Die App bietet aktuell nur den Besuch des Musicals „Dschungelbuch“ im Planegger Kupferhaus an – was den Jahrgang 2005 nur bedingt reizt. Auf Nachfrage finden sich allerdings noch Anbieter, die nicht in der App gelistet sind. So beispielsweise das Kino Breitwand in Gauting.

Die Lage für die 18-Jährigen wird auch immer besser. Die Buchhandlung Kohler mit Filialen in Gräfelfing und Planegg steht bereits in den Startlöchern. Seit Mitte Juni haben die Mitarbeiter Instagram-Posts vorbereitet. Sie sammelten Ideen, welche Bücher 18-Jährigen Freude bereiten könnten. Doch die Technik ließ es bislang nicht zu, dass die beiden Buchhandlungen den Kulturpass akzeptieren können. „Es ist nicht gerade anwenderfreundlich“, klagt Wolfgang Kohler. „Wir haben uns das deutlich leichter vorgestellt.“ Er ist aber optimistisch, dass ihm der Durchbruch zeitnah zum Beginn der Sommerferien gelingt. „Noch diese Woche sind wir auf jeden Fall mitgelistet.“

Florian Lienhard von Musik Lienhard in Pasing findet den Kulturpass ebenfalls interessant und „will sich jetzt mal reinlesen“. Er ist nicht abgeneigt, den Pass als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Aber er geht nicht davon aus, dass damit viele Kunden kommen werden: „Ich gehe davon aus, dass der Großteil für Konzerte draufgehen wird. Werner Scholz vom Gräfelfinger Filmeck wird sich gar nicht erst an der Aktion beteiligen. „Die Idee ist gut“, der Kultur auf die Sprünge zu helfen, findet er. Aber 18-Jährige „sind, glaube ich, nicht unser Klientel, die wollen eher Mainstream und Multiplex“.

Auch Matthias Helwig vom Kino Breitwand geht davon aus, dass das für ihn „eine völlige Nullnummer“ sein wird. „Das war auch zu erwarten“, meint er. In Gauting leben laut Gemeinde 275 Personen, die heuer 18 wurden und werden. Helwig rechnet damit, wenn zehn Prozent davon an Kultur interessiert seien, kämen am Ende ein bis zwei Leute in sein Kino. „Wenn der Ort noch kleiner ist, ist es noch sinnloser.“ Den Kulturpass auf ein Geburtsjahr zu begrenzen, sei „viel zu kurz gesprungen“.

So sieht das auch Anja Fanslau vom Kulturforum Planegg. Daher macht auch das Kupferhaus in Planegg nicht mit – mit Ausnahme des „Dschungelbuchs“, denn das laufe über den Konzertveranstalter Eventim. „Warum nur 18-Jährige“, fragt sich Fanslau. „14- bis 26-Jährige finde ich sinnvoller.“ Außerdem sei das Vorgehen beim Kulturpass zu kompliziert. Sie biete Schülern und Studenten lieber Tickets zum ermäßigten Preis oder günstige Abonnements an. Sollte sie aber hören, dass der Kulturpass zum Erfolg werde, werde sie ihre Strategie noch einmal überdenken. „Wir schauen uns das erstmal an“, sagt sie.

Die Frage, ob der Kulturpass im kommenden Jahr fortgeführt oder sogar ausgebaut wird, ist noch nicht geklärt. Zumindest Kohler hofft auf eine Verlängerung. Die Kasse umzustellen, „das macht man nur ungern für ein halbes Jahr“.

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