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Ukraine droht der Awdijiwka-Verlust: Selenskyj schickt Sonderbrigade

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Seit Monaten verteidigt die Ukraine die Kleinstadt Awdijiwka gegen massive russische Angriffe. Nun sind Russlands Truppen weiter vorgerückt.

Kiew – Im Kampf gegen die vorgerückten russischen Truppen vor der Stadt Awdijiwka, die nun nur noch schwer von der Ukraine zu erreichen sein soll, will die ukrainische Militärführung nun Spezialeinheiten einsetzen. Fachleute sehen darin einen Hinweis, auf einen Strategiewandel der ukrainischen Kräfte, die erst vor wenigen Tagen einen neuen Oberbefehlshaber bekommen haben und warnen, dass der Ukraine heftige Verluste drohen könnten.

Wie die US-Zeitung Forbes berichtet, soll nun die 3. Angriffs-Brigade der ukrainischen Streitkräfte die Verteidigung der Stadt übernommen haben. Awdijiwka ist seit Monaten als ukrainisches Bollwerk unter Dauerbeschuss und hat gleichzeitig schon für massive Verluste für Russland gesorgt. Wenn den russischen Truppen nun jedoch ein weiteres Vorrücken gelingt, so warnen Analysten, würde die etwa 2000 Mann zählende Einheit riskieren, in Awdijiwka abgeschnitten zu werden.

Während Russlands Soldaten weiter auf Awdijiwka vorrücken, drohen die ukrainischen Streitkräfte hier abgeschnitten zu werden. Fachleute sehen die Strategie als riskant an.
Während Russlands Soldaten weiter auf Awdijiwka vorrücken, drohen die ukrainischen Streitkräfte hier abgeschnitten zu werden. Fachleute sehen die Strategie als riskant an. (Symbolfoto) © Genya Savilov/AFP

Risikoreiche Wende vor Awdijiwka: Welche Rolle die USA dabei spielt

Fachleute lesen darin jedoch auch einen möglichen Wandel in der ukrainischen Militärstrategie, der durch den neuen Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj herbeigeführt werden könnte. Wie Forbes berichtet, gilt der 58-Jährige, den der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in dieser Woche an die Spitze seiner Streitkräfte gesetzt hat, als deutlich risikobereiter als sein Vorgänger Walerij Saluschnyj. Zudem sei er für einen eher statischen Kampfstil bekannt.

Was die Lage zudem erschwert, sind die politischen Diskussionen in den USA, wo die republikanischen Volksvertreter seit einigen Wochen Ukraine-Hilfen blockieren. Bislang galten die USA als wichtigste Unterstützer der Ukraine in ihrem Versuch, sich gegen Russlands Angriff im Ukraine-Krieg zu verteidigen. Dazu zitiert Forbes auch den ukrainischen Militärexperten, Mykola Bielieskow, der zuletzt in einem Podcast warnte, dass die Ukraine ihre fehlende Munition mit „First-Person-View-Drohnen und natürlich Menschenleben“ bezahlen würde. Awdijiwka liegt nur wenige Kilometer nördlich der von Russland besetzten Stadt Donezk in der gleichnamigen ukrainischen Region.

Probleme an der Front: Oberbefehlshaber Syrskyj räumt Personalprobleme ein

Selbst Syrskyj selbst hatte laut einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur bei einem Besuch der Frontgebiete in Awdijiwka und Kupjansk Personalprobleme eingeräumt und zugegeben, dass die operative Lage „äußerst schwierig und angespannt“ sei. Der Korridor für den Nachschub der Garnison sei nach monatelangen Kämpfen auf weniger als fünf Kilometer geschrumpft. Neben den in Awdijiwka eingesetzten Soldaten betreffe die Gefahr einer Einkesselung zudem rund 1000 in der Stadt verbliebene Zivilpersonen.

Dass die Fachleute vor diesem Risiko besonders warnen, liegt jedoch auch an der militärischen Aufstellung der Ukraine, die neben der 3. Angriffs-Brigade nur über eine weitere Spezialeinheit dieser Art verfüge. Deren aktivere Angriffsstrategie könnte zwar in den nächsten Tagen dabei helfen, den Vormarsch der russischen Truppen, etwas zu verlangsamen, für einen Angriff und ein Vorrücken vonseiten der Ukraine sehen die Experten aktuell aber nicht den richtigen Zeitpunkt. (saka mit dpa)

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