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„Sterben fürs Vaterland“: Putins Propaganda bereitet Russlands Jugend auf den „Heldentod“ vor

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Russland investiert viele Ressourcen in die „Jugendarmee“, um seine Kinder zu indoktrinieren.
Russland investiert viele Ressourcen in die „Jugendarmee“, um seine Kinder zu indoktrinieren. © IMAGO/Artyom Geodakyan

Russland bereitet die nächste Generation auf den Krieg vor: In der „Jugendarmee“ leben Kinder die Kreml-Propaganda. Eine Million sind bereits Mitglieder.

München/Moskau - Erziehung durch Propaganda: Russland bereitet seine neue Generation auf den Krieg vor. Über mangelnde Unterstützung für den Ukraine-Konflikt unter der jungen Generation in Russland gibt es vermehrt Berichte, und viele junge Wehrpflichtige verlassen das Land. Um noch jüngere Russen für sich zu gewinnen, beschleunigt das Putin-Regime seine Indoktrinations-Bemühungen – auch für den Ukraine-Krieg, der wohl in Phase IV eintritt.

Ukraine-News: Berühmter Athlet als Speerspitze von Putins Propaganda

Das berichtet der britische Guardian. Dazu gehören bewährte Taktiken wie das Sperren sozialer Medien und Online-Dissidenten, sowie die Einführung von Propagandaunterricht in Schulen. Aber das effektivste Werkzeug sind demnach unzählige neue Jugendgruppen, die Kinder mit einem „schillernden Sperrfeuer von Social-Media-Infotainment“ in die Welt des ständigen Krieges des russischen Staates einführen.

Die größte dieser Organisationen ist die 2016 unter Verteidigungsminister Sergej Schoigu gegründete Jugendarmee. Diese verfolgt die ausdrückliche Absicht, Kinder auf eine Karriere im Staats- oder Militärapparat vorzubereiten. An der Spitze steht kein Politiker, sondern der beliebte 25-jährige Olympia- und Weltmeisterturner Nikita Nagornyy. Der charismatische Influencer verwendet Videos und Posts, um das Evangelium des Staates zu verbreiten.

„Geht in die Ukraine! Wir brauchen hier keine Faschisten!“

An einem Tag taucht er vielleicht in einem Trainingsvideo auf oder trifft Wladimir Putin, am nächsten posiert er mit einem Militärveteranen. „Lasst uns über etwas Wichtiges reden“, kommentierte er neben einem Selfie in Uniform am Vorabend der diesjährigen Feierlichkeiten zum Tag des Sieges im Mai, bevor er über die Bedeutung des Gedenkens an Russlands militärische Märtyrer sprach. Wer in seinen Kommentarthreads aus der Reihe tanzt, bekommt von seinen Followern Retourkutschen wie: „Geht in die Ukraine! Wir brauchen hier keine Faschisten!“

In ganz Russland üben Gruppen „junger Soldaten“ in auffälligen roten Baskenmützen und khakifarbenen Uniformen militärische Manöver und schießen mit Waffen, besuchen Unterricht in patriotischer Geschichte und sammeln Hilfe für die „ethnischen Russen“, die der Staat angeblich in der Ukraine rettet.

Putins Propaganda: Eine Million Kinder sind bereits Mitglieder

Auch die 21-jährige Ski-Weltmeisterin Veronika Stepanova postet über ihr Leben als Sportlerin heute, als jugendliches Mitglied der Jugendarmee in der Vergangenheit, über Politik und den Krieg in der Ukraine. Der Staat hat das Projekt Jugendarmee politisch und finanziell massiv unterstütz. Letztes Jahr wurde eine Subvention in Höhe von 185 Millionen angekündigt, und die Gruppe wächst schnell. Eine Million Kinder sind bereits Mitglieder, und bis 2030 werden voraussichtlich 20 Prozent der Bevölkerung im schulpflichtigen Alter Mitglied werden.

Die Mitgliedschaft wird als angenehme Möglichkeit dargestellt, Freunde zu finden und einen Influencer-ähnlichen Lebensstil zu erreichen. Die offizielle Website der Jugendarmee ist vollgepackt mit uniformierten Zeichentrickfiguren, kriegerischen Videospielclips und Weichzeichnungsbildern lächelnder „Soldaten“. Über die Social-Media-Feeds und die offizielle App der Gruppe können Kinder Spiele spielen und sich bei „patriotischen“ Aktivitäten – wie dem Besuch von Kriegsdenkmälern – fotografieren, um Preise zu gewinnen.

Das Konzept funktioniert: Die Jugendlichen treten in Scharen bei – „für das Vaterland sterben“

Das Konzept funktioniert: Die Jugendlichen treten in Scharen bei. Ein Regionalleiter erklärte dem Guardian, dass seine Gruppe die seit dem 24. Februar eingegangenen Bewerbungen kaum bewältigen könne. Den Mitgliedern der Jugendarmee wird beigebracht, „für das Vaterland zu sterben“. Sie lernen ernsthafte militärische Fähigkeiten in Klassenzimmern und Sommertrainingslagern. Russische Medien schüren Erwartungen an ihre militärischen Fähigkeiten: „Der einzige Grund, warum die Jugendarmee auf der Sanktionsliste der EU steht, ist die Angst des Westens vor russischen Kindern!“

Bereits im Alter von sechs Jahren lernen Kinder, die Sprache des Krieges zu sprechen: „Ich möchte mein Land und meine Lieben verteidigen“, erklärte ein neuer Rekrut im Grundschulalter selbstbewusst gegenüber einem lokalen Fernsehjournalisten. Und ältere Kinder müssen seine Realität leben. Einige der Absolventen des Programms sind bereits an der Spitze. Es gibt Online-Hommagen an die ehemaligen „Jugendsoldaten“, die in der Ukraine „den Heldentod gestorben“ sind. Eines scheint sicher: Wenn die Militärrekrutierer des Staates in kommenden Jahren nach Verstärkungen rufen, werden sich wohl deutlich mehr junge Russen melden, als ins Ausland zu fliehen. (cgsc)

Russland griff 2022 die Ukraine an. Laut eines Geheimdienst-Whistleblowers gab es auch konkrete Überlegungen, einen Krieg mit Japan zu beginnen.

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