1. Startseite
  2. Reise

Mit dem Maler Bruegel durch Brüssel

KommentareDrucken

Brüssel ist nicht unbedingt eine Liebe auf den ersten Blick. Aber über den Maler Pieter Bruegel kann man sich die Millionenmetropole auf angenehme Weise erschließen. Noch immer atmet die Stadt seinen rebellischen Geist.

Die imposante Kapellenkirche in Brüssel - darin hat der Künstler Bruegel 1563 geheiratet. Foto: Jean-Paul Remy/Visit Brussels/Visit Flanders
1 / 13Die imposante Kapellenkirche in Brüssel - darin hat der Künstler Bruegel 1563 geheiratet. Foto: Jean-Paul Remy/Visit Brussels/Visit Flanders © Jean-Paul Remy/Visit Brussels
Der Hallepoort ist ein historisches Stadttor am Ausgang der Marollen - und perfekt erhalten. Foto: Régie des Bâtiments
2 / 13Der Hallepoort ist ein historisches Stadttor am Ausgang der Marollen - und perfekt erhalten. Foto: Régie des Bâtiments © Régie des Bâtiments
Brüssel auf künstlerischen Spuren erkunden: Museumsbesucher vor einer Schautafel zum Künstler Pieter Bruegel. Foto: KMSKB/Visit Flanders
3 / 13Brüssel auf künstlerischen Spuren erkunden: Museumsbesucher vor einer Schautafel zum Künstler Pieter Bruegel. Foto: KMSKB/Visit Flanders © KMSKB
Bronzefigur von Pieter Bruegel vor der Kapellenkirche, in der der Maler begraben liegt. Foto: Christoph Driessen
4 / 13Bronzefigur von Pieter Bruegel vor der Kapellenkirche, in der der Maler begraben liegt. Foto: Christoph Driessen © Christoph Driessen
Der Grote Markt im Herzen von Brüssel - 1568 wurden hier die Grafen Egmont und Hoorn als Rebellen hingerichtet. Foto: Christoph Driessen
5 / 13Der Grote Markt im Herzen von Brüssel - 1568 wurden hier die Grafen Egmont und Hoorn als Rebellen hingerichtet. Foto: Christoph Driessen © Christoph Driessen
Wahrzeichen des aufmüpfigen Brüssels - Manneken Pis. Foto: Arthur Los/Visit Flanders
6 / 13Wahrzeichen des aufmüpfigen Brüssels - Manneken Pis. Foto: Arthur Los/Visit Flanders © Arthur Los
Kugelfisch auf dem Bruegel-Gemälde «Der Sturz der rebellierenden Engel» - der Renaissance-Maler bediente sich vieler Motive aus der Neuen Welt. Foto: KMSKB/Visit Flanders
7 / 13Kugelfisch auf dem Bruegel-Gemälde «Der Sturz der rebellierenden Engel» - der Renaissance-Maler bediente sich vieler Motive aus der Neuen Welt. Foto: KMSKB/Visit Flanders © KMSKB
Schneebild: Besucherinnen vor dem Bruegel-Gemälde «Volkszählung zu Bethlehem» in den Königlichen Museen der Schönen Künste von Belgien (KMSKB). Foto: Piet De Kersgieter/KMSKB/Visit Flanders
8 / 13Schneebild: Besucherinnen vor dem Bruegel-Gemälde «Volkszählung zu Bethlehem» in den Königlichen Museen der Schönen Künste von Belgien (KMSKB). Foto: Piet De Kersgieter/KMSKB/Visit Flanders © Piet De Kersgieter/KMSKB
Ausschnitt des Bruegel-Gemäldes «Landschaft mit dem Sturz des Ikarus» in den Königlichen Museen der Schönen Künste von Belgien (KMSKB). Foto: KMSKB/Visit Flanders
9 / 13Ausschnitt des Bruegel-Gemäldes «Landschaft mit dem Sturz des Ikarus» in den Königlichen Museen der Schönen Künste von Belgien (KMSKB). Foto: KMSKB/Visit Flanders © KMSKB
Diese kleine Skulptur in der Kapellenkirche in Brüssel spielt auf den Sturz des Ikarus an, ein Motiv des Bruegel-Gemäldes «Landschaft mit dem Sturz des Ikarus». Foto: Visit Flanders
10 / 13Diese kleine Skulptur in der Kapellenkirche in Brüssel spielt auf den Sturz des Ikarus an, ein Motiv des Bruegel-Gemäldes «Landschaft mit dem Sturz des Ikarus». Foto: Visit Flanders © Visit Flanders
Bruegel-Haus in den Morellen, einem Viertel von Brüssel - ob der Künstler allerdings je genau in diesem Haus wohnte, ist unklar. Foto: urban.brussels/Visit Flanders
11 / 13Bruegel-Haus in den Morellen, einem Viertel von Brüssel - ob der Künstler allerdings je genau in diesem Haus wohnte, ist unklar. Foto: urban.brussels/Visit Flanders © urban.brussels
Bruegelsches Monster zu Füßen eines Heiligen in der Kapellenkirche - die Belgier sind hier tolerant. Foto: Christoph Driessen
12 / 13Bruegelsches Monster zu Füßen eines Heiligen in der Kapellenkirche - die Belgier sind hier tolerant. Foto: Christoph Driessen © Christoph Driessen
Blick in den Lichthof der Königlichen Museen - dort können Besucher sich immerhin fünf Bruegel-Gemälde anschauen. Foto: Christoph Driessen
13 / 13Blick in den Lichthof der Königlichen Museen - dort können Besucher sich immerhin fünf Bruegel-Gemälde anschauen. Foto: Christoph Driessen © Christoph Driessen

Brüssel (dpa/tmn) - Bruegel und Brüssel: Der Maler und die Stadt teilen eine Schwäche fürs Feiern, für gutes Essen und Trinken und für unangepasstes Verhalten. Deshalb bietet es sich an, Bruegel und Brüssel gemeinsam zu erforschen.

Ein besonderer Anlass dafür ist dieses Jahr der 450. Todestag des Künstlers am 9. September. «Bauern-Bruegel», so lautet ein in Deutschland immer noch gängiger Beiname für den flämischen Renaissance-Maler. Dabei war Pieter Bruegel (1525/1530-1569) ein Großstädter, der erst in Antwerpen und dann in Brüssel, aber nie auf dem Land lebte. Er war ein so klinisch genauer Beobachter, dass Mediziner seinen Figuren Jahrhunderte später alle möglichen Krankheiten attestieren können.

Königliche Museen der Schönen Künste

Eine der besten Adressen, um sich davon zu überzeugen, sind die Königlichen Museen der Schönen Künste von Belgien (KMSKB). Er liegt in der Nähe des Königlichen Palastes in der Oberstadt. Ein paar Schritte weiter hat man einen wunderbaren Blick auf die Unterstadt, die vom Turm des Rathauses am Grand-Place/Grote Markt dominiert wird.

Die KMSKB verfügen nach dem Kunsthistorischen Museum in Wien über die größte Kollektion von Bruegel-Gemälden, es sind allerdings auch nicht mehr als fünf. Kaum 40 Gemälde sind überhaupt bekannt. Allerdings vereint jedes große Gemälde von Bruegel in sich zahllose kleine. Es sind Wimmelbilder mit Hunderten von Figuren.

Erfinder der Winterlandschaft

Bruegel ist sowohl der Maler ausgelassener, überreicher Sommer als auch der Erfinder der Winterlandschaft. Dieses Genre war vor ihm absolut unbekannt. Die KMSKB besitzen gleich zwei seiner großen Schneebilder, die «Volkszählung zu Bethlehem» und die «Winterlandschaft mit Eisläufern und Vogelfalle». Diese Arbeiten sind auch unter meteorologischem Aspekt interessant, denn sie dokumentieren die Kleine Eiszeit, die Europa im 16. Jahrhundert fest im Griff hatte. Damals trieben im Winter Eisberge durch die Nordsee.

Das wohl schönste und spannendste Bruegel-Werk in Brüssel ist «Der Sturz der rebellierenden Engel» - ein Bild, von dem man kaum glauben kann, dass es von 1562 datiert, so modern wirkt es mit seinen leuchtenden Farben und den an Fantasy-Figuren erinnernden Dämonen. Thema ist die erste Konfrontation zwischen Gut und Böse: Erzengel Michael verjagt Luzifer, der gegen Gott aufbegehrt. Der Kampf der Engel steckt voller Bezüge auf das damals gerade neu entdeckte Amerika. Es findet sich zum Beispiel der Panzer eines Gürteltiers, verfremdet als Metallrüstung eines Dämonen.

Diese exotischen Dinge kannte Bruegel teils aus eigener Anschauung, denn sie wurden von Brüsseler Adligen in Kunstkammern präsentiert. Und sie waren in gedruckten Nachschlagewerken abgebildet. Der Buchdruck führte im 16. Jahrhundert zu einer Wissensexplosion. Bruegel war mit der neuen Technologie bestens vertraut: Vom 15. Oktober 2019 bis zum 15. Februar 2020 zeigt die Königliche Bibliothek in Brüssel seine eigenen Grafiken, die ihn noch zu Lebzeiten in Europa bekannt machten.  

Wie Brügge oder Gent

Faszinierend ist: Wenn man das Museum verlässt, befindet man sich sofort mitten in der Gegend, in der Bruegel gelebt hat. Es sind nur wenige Fußminuten bis zu dem backsteinernen Haus mit Treppengiebel, das sein Zuhause gewesen sein soll. Dass der Meister in diesem Stadtteil gewohnt hat, steht fest - dass er aber wirklich einen Fuß in dieses Haus gesetzt hat, kann nicht belegt werden.

Es lohnt, sich das Haus in der Hoogstraat 132 von außen anzusehen, denn genau solche Häuser finden sich auf fast allen Bruegel-Gemälden. Auch das damalige Brüssel muss man sich so spitzgiebelig vorstellen: Es sah eher aus wie Brügge, Gent oder eine holländische Stadt. Seinen heutigen Charakter mit Repräsentationsarchitektur, Baustil-Mix und französischen Avenuen erhielt Brüssel erst in den letzten 150 Jahren.

Das Bruegel-Haus liegt in den Marollen, einem liebenswert unaufgeräumten Volksviertel, in dem viele Ladenbesitzer und Flohmarkt-Besucher direkt einem seiner Gemälde entsprungen sein könnten. Die Marollen und ihre zu Aufständen neigenden Bewohner hat kein Herrscher je richtig unter Kontrolle bekommen. König Leopold II. (1835-1909) versuchte es im 19. Jahrhundert mit einem gigantischen Justizpalast, größer als der Petersdom in Rom, der das Viertel seitdem überragt. Seinen anarchischen Charakter aber auch nicht verändern konnte. So erschließt sich mit Bruegel der eigentliche Charakter der etwas sperrigen Millionenmetropole.

Ein mächtiger Turm

Ein Gebäude, das Bruegel oft durchschritten haben muss, ist der Hallepoort, ein perfekt erhaltenes Stadttor am Ausgang der Marollen. Heute beherbergt der mächtige Turm ein historisches Museum. Vom obersten Stockwerk aus hat man eine perfekte Aussicht auf ganz Brüssel. Hier soll sich ab Mitte 2019 ein virtuelles Tor zu Bruegels Universum öffnen: Durch spezielle Fernrohre sieht man dann nicht die heutige Stadt, sondern das Brüssel des 16. Jahrhunderts.

Vor der Kapellenkirche malt Bruegel heute lebensgroß in Bronze, mit einem Äffchen auf der Schulter. In eben dieser Kirche hat er 1563 geheiratet, und schon sechs Jahre später wurde er hier beigesetzt, was eine Gedenkplatte bezeugt. In diesem Jahr sind in der Kirche einige der von ihm erdachten Figuren als farbige Skulpturen versteckt worden. Da steht zum Beispiel ein kleiner Mann in der Ecke und pinkelt gegen die Wand. Ein hybrides Monster hat sich zu Füßen eines Heiligen niedergelassen, und Ikarus ist nach einem missglückten Flugversuch kopfüber im Weihwasserbecken gelandet. Würde eine katholische Kirchengemeinde in Deutschland solche Späßchen erlauben? In Brüssel ist es jedenfalls kein Thema.

Der Sturz der rebellierenden Engel

Flämische Meister

Visit Flanders

Brüssel

Anreise: Die belgische Hauptstadt ist gleichermaßen einfach per Flugzeug von mehreren deutschen Flughäfen, per Bahn mit dem Thalys oder mit dem Auto zu erreichen. 

Informationen: Tourismus Flandern-Brüssel, Stolkgasse 25-45, 50667 Köln (E-Mail: info.de@visitflanders.com, www.visitflanders.de).

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wir erweitern den Kommentarbereich um viele neue Funktionen. Während des Umbaus ist der Kommentarbereich leider vorübergehend geschlossen. Aber keine Sorge: In Kürze geht es wieder los – mit mehr Komfort und spannenden Diskussionen. Sie können sich aber jetzt schon auf unserer Seite mit unserem Login-Service USER.ID kostenlos registrieren, um demnächst die neue Kommentarfunktion zu nutzen.

Bis dahin bitten wir um etwas Geduld.
Danke für Ihr Verständnis!