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Rene Herms’ Tod schockt die Leichtathletik

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„Ein schwerer Verlust für die deutsche Leichtathletik“: Rene Herms starb mit 26 Jahren.
„Ein schwerer Verlust für die deutsche Leichtathletik“: Rene Herms starb mit 26 Jahren. © dpa

Pirna - Der mysteriöse Tod von 800-m-Läufer Rene Herms schockt die deutsche Leichtathletik. Seine Schwiegermutter fand den leblosen Körper des 26 Jahre alten zwölfmaligen deutschen Meisters von der LG Braunschweig am Samstagvormittag in seiner Wohnung in Lohmen bei Pirna in Sachsen.

Der herbeigerufene Notarzt konnte nur noch den bereits am Freitagabend eingetretenen Tod feststellen.

Die Polizei hat Ermittlungen in alle Richtungen aufgenommen. "Bisher deutet nichts auf Fremdverschulden hin", sagte ein Sprecher der Polizeidirektion Oberes Elbtal/Osterzgebirge. Nachdem es erst hieß, die Leiche sei bereits zur Klärung der Todesursache zur Obduktion freigegeben, stehe dahinter mittlerweile wieder ein Fragezeichen, berichtete Herms’ Managerin Kerstin Pohlers.

Beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) herrscht derweil Fassungslosigkeit. "Wir sind zutiefst betroffen. Es ist tragisch, wenn so ein junger Athlet stirbt, der fast das ganze Leben noch vor sich hat", sagte DLV-Präsident Clemens Prokop. Er bezeichnete Herms, der mit seiner Bestzeit von 1:44,14 Minuten (2004) fünfschnellster Deutscher der Geschichte ist, als Ausnahmetalent. "Sein Tod ist ein schwerer Verlust für die deutsche Leichtathletik. Unsere Gedanken sind bei seiner Ehefrau, und unser Mitgefühl gilt seiner gesamten Familie." Ulf Tippelt, Generalsekretär des Landessportbundes Sachsen, erklärte: "Das ist ein Schock. Rene war ein Riesentyp. Jetzt muss man abwarten, was die Ursache war. Das ist unfassbar. Es hatte sich gerade wieder alles eingepegelt mit der Trainingsgruppe, und er war das Zugpferd."

Herms’ Frau Steffi, um deren Hand er 2004 nach seinem Sieg bei der DM in Braunschweig öffentlich anhielt, hatte am Samstagmorgen ihre Mutter gebeten, in der gemeinsamen Wohnung in Lohmen nach Rene zu schauen. Denn ihr Mann, mit dem sie wegen einer Arbeitsstelle in Hannover vorübergehend eine Fernbeziehung führte, war nicht zu erreichen. Erst blieb der übliche Gute-Nacht-Anruf aus, dann ging er auch am nächsten Morgen nicht ans Telefon. Zum Training erschien der ehemalige U20- und U23-Europameister ebenfalls nicht.

Noch tags zuvor hatte Wirtschaftsstudent Herms in Dresden trainiert. "Wir haben uns ganz normal verabschiedet. Es gab überhaupt keine Anzeichen", sagte sein Trainer Dietmar Jarosch: "Wir sind total geschockt."

Sein Verein, die LG Braunschweig, schrieb in einer E-Mail an seine Athleten, die dem DLV-Internetportal leichtathletik.de vorliegt, Herms habe in den vergangenen Wochen einen grippalen Infekt gehabt. Dies bestätigte auch Managerin Pohlers. "Ich habe noch am Montag mit ihm die komplette Hallensaison abgestimmt. Es ging ihm gut, es war alles okay, außer, dass seine Nase noch ein wenig verschnupft war." Sein ehemaliger Trainer Klaus Müller berichtete, Herms wollte am 19. Januar mit Müllers Gruppe zusammen ins Trainingslager nach Kienbaum aufbrechen.

"Ich möchte später einmal sagen können, dass ich aus meinem Leben was gemacht habe, ohne dabei etwas zu bereuen", stand noch am Sonntag auf der Homepage von Rene Herms unter dem Punkt "mein Leben".

Seine sportlichen Ziele definierte er so: alles aus sich herauszuholen und seine Träume ohne Doping zu verwirklichen: "Auch wenn ich dadurch nicht immer ganz oben auf dem Siegerpodest stehen kann."
Das gelang Herms schon früh. Noch als Jugendlicher gewann er 2001 bei den Aktiven den ersten DM-Titel, dem er im Freien bis 2006 fünf weitere folgen ließ und 2002 kaltschnäuzig Olympiasieger Nils Schumann auf der Zielgeraden abhängte.

Weitere sechsmal DM-Gold gewann er in der Halle. 2001 wurde Herms U20-Europameister, 2003 U23-Titelträger. In der Aktivenklasse blieb ihm der sportliche Durchbruch jedoch verwehrt. Seine besten Ergebnisse waren Platz sieben bei der EM 2002 in München und das Halbfinale von Athen 2004.

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Kurzporträt

Rene Herms, geboren am 17. Juli 1982 in Dohna (Sachsen), gestorben am 9. Januar 2009, Wohnort: Lohmen bei Pirna (Sachsen), Verein: LG Braunschweig, Trainer: Dietmar Jarosch (Dresden), Größe: 1,95 m, Gewicht: 80 kg, Familienstand: seit 2004 verheiratet mit Steffi, keine Kinder.
Erfolge: sechsmaliger deutscher 800-m-Meister im Freien (2001 bis 2006) und sechsmaliger deutscher 800-m-Meister in der Halle (2002 bis 2007), Olympia-Halbfinalist 2004 in Athen, Hallen-Europacupsieger 2003, U23-Europameister 2003, EM-Siebter 2002, U20-Europameister 2001, Bestleistung: 1:44,14 Minuten (2004) - damit Platz fünf in der ewigen deutschen Bestenliste.

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