Wurftaubenschießen
Auf dem Sprung in den Nationalkader

Julia Eisenrieder sichert sich die bayerische Meisterschaft. Die Studentin hat erst vor vier Jahren mit dem Wurftaubenschießen begonnen.

09.07.2013 | Stand 16.09.2023, 7:27 Uhr
Dieter Krelle

Gut in Schuss: Julia Eisenrieder vom Wurftauben-Club, kurz WTC, aus Regensburg. Foto: Brüssel

„Ist gar nicht so schlecht nach einer mordsmäßigen Feier“, sagt die in München studierende Julia Eisenrieder, die erst am Wochenende bei der Familie aufschlug. 23 von 25 mögliche Treffer hat die frisch gebackene Bayernmeisterin im Wurftauben-Trapschießen soeben auf der Schießanlage Bockenberg des WTC Regensburg erzielt. Ungefähr genau so viel wie ihr Freund und Vereinskamerad Michael Goldbrunner zur gleichen Zeit beim Weltcup in Granada, wo er jedoch nicht unter die besten 50 kam.

Der 27-jährige Goldbrunner, der schon einmal Junioren-Europameister war, hatte damals den Gedanken an eine Eishockey-Karriere wegen heftiger Knieprobleme abgehakt und sich voll unter die Trainer-Fittiche seines Vaters begeben. Freundin Julia suchte sich vor vier Jahren ihren Sport erst, als ein Knorpelschaden die leidenschaftliche Reiterin und Tennisspielerin ausbremste.

„Ich hoffe, noch in diesem Jahr den Sprung in den Nationalkader zu schaffen“, sagt die von Hans Goldbrunner trainierte Julia Eisenrieder, die bei der Bayerischen mit 22, 20 und 21 Treffern souverän ins Finale einzog. Fünf Punkte Vorsprung schienen ein sanftes Ruhekissen. Doch machte es Susanne Seidel aus Wachholderbusch spannend, als sie ihr im Finale mit 21:17 Treffern dicht auf den Pelz rückte. 80:79 war am Ende der Zieleinlauf.

Die Zahnarzttochter aus Mainburg hat erst vor vier Jahren mit dem Wurftauben-Trapschießen begonnen und da gleich mit dem bayerischen Junioren-Titel ein Ausrufezeichen gesetzt. „Für uns in Bayern ist es sehr schwer, nach vorne zu kommen“, weiß die 23-Jährige Sportstudentin, die in München in einer Sport-Fördergruppe viel Zeit für ihren Sport erübrigen kann und gemeinsam mit dem von der Bundespolizei geförderten Goldbrunner, der mit der WTC-Mannschaft Manfred Pielmeier (107) und Martin Schönhuber (102) dank seiner herausragenden 122 Treffer Bronze herausschoss, im Schießzentrum Hochbrück trainiert.

Bei schwierigen Witterungsbedingungen durfte sich Julia Eisenrieder auf große moralische Unterstützung der Regensburger Wurftaubenschützen-Delegation um Michael Eberl verlassen, „Das war schon sehr wichtig. Denn es ist sehr schwer, die Konzentration nach jedem Durchgang wieder neu aufzubauen“, lobt sie den Zusammenhalt beim WTC Regensburg. Die von der Mutter zur Belohnung ausgerichtete Kuchenparty passte da genau ins Bild.

Die Mainburgerin will sich jetzt auf die Deutschen Meisterschaften Ende August konzentrieren. Für die Vorbereitung auf den Angriff in der deutschen Rangliste, in der sie in Suhl (5.) und München (4.) schon auf sich aufmerksam machte, wird sie in der Schweiz anfangs August noch ein Turnier schießen. „Unsere Sportart steht nicht so im Rampenlicht“, weiß die herzerfrischend natürliche Landeskader-Schützin die finanzielle Unterstützung der Familie zu würdigen.

Für die „Deutsche“ ist auch Michael Schifflerl qualifiziert. Im ersten A-Junioren-Jahr wurde der Konditors-Sohn mit 99 Treffern bayerischer Vizemeister. Zweimal in der Woche hat er bisher trainiert. Doch für die nationale Meisterschaft wird das Quantum verdoppelt. „Ich will mal sehen, was das bringt“, wird er in den kommenden Wochen vielleicht nicht ganz so oft in der Backstube auftauchen. Beim Vater, selbst Trap-Schütze, wird er sicher Verständnis finden.