Die sonst scheuen Samwers haben auf der TechCrunch-Konferenz in Berlin ihr Geschäftsmodell verteidigt. Dabei gaben die Chefs von Rocket Internet Tipps, schwiegen aber zu einem Zalando-Börsengang.

Zum zweiten Mal in diesem Jahr ist Techcrunch, das weltweit größte Onlineportal für Technologie, Internet und Start-ups, in Berlin. Am Montag begann die zweitägige Konferenz Disrupt Europe in der Treptower Arena. Bereits im Januar 2013 hatte TechCrunch in Berlin die „Europas“ an ausgezeichnete Start-ups verliehen. Die Preise gelten als „Oscars der Tech-Branche“.

Wenn Techcrunch nach Berlin kommt, zeigen sich auch die ansonsten scheuen Samwers, Gründer der weltgrößten Startup-Fabrik Rocket Internet, in der Öffentlichkeit. Marc Samwer, der mit seinen Brüdern Oliver und Alexander zu den Gründern der Berliner Start-up-Szene gehört, riet Gründern zur Globalisierung. „Es gibt kaum ein Geschäftsmodell, das nicht international funktioniert.“ Aufstrebende Märkte seien faszinierend, dort gebe es wenige Wettbewerber. „Das ist eine faszinierende Gelegenheit“, sagte Samwer. „Geht da noch heute hin. Wenn ihr zu lange wartet, ist die Gelegenheit weg“, riet er Gründern und präsentierte beim Verlassen der Bühne noch den Start von Rocket Internets Gebrauchtwagen-Plattform in weitere fünf Schwellenländer.

Kein Kommentar zu möglichen Zalando-Börsengang

Samwer verteidigte das oft als Klon-Fabrik geschmähte Geschäftsmodell seines Unternehmens. „Die Idee ist wichtig“, räumte Samwer ein. Rocket habe sich darauf konzentriert, Onlinehandel zu ermöglichen – lokal und international. „Wir machen Geschäfte erfolgreich“, sagte der Unternehmer. Und dabei greife man großartige Ideen aus den USA oder aus Asien auf und transformiere sie für neue Märkte.

Zu einem Börsengang der Modeplattform Zalando wolllte sich Samwer nicht äußern. „Fragen sie die Direktoren von Zalando. Sie haben in den vergangenen fünf Jahren Phänomenales geleistet. Wir werden sehen.“ Ein Börsengang sei nur ein Schritt auf dem langen Weg, ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen, sagte er.

Mehr Geld in Berliner Start-ups

Was er Bundeskanzlerin Merkel raten würde, fragt Moderator Mike Butcher dann noch. Samwer denkt nach, schweigt. Dann sagt er: „Mehr Geld in junge Unternehmen stecken“. Das sei auch für Unternehmen ein profitables Geschäft. Berlin sei die wahre Gründerstadt, sagte Samwer.

TechCrunch-Treffen beginnt mit Hackathon

Die Start-up-Konferenz hatte zuvor mit einem Hackathon begonnen. Das ist ein Wettbewerb, bei dem Entwickler innerhalb eines Tages eine Anwendung programmieren müssen.

Der erste Preis ging nach Potsdam: ans Hasso-Plattner-Institut (HPI). Die Studenten entwickelten eine PreCheckin-App für das soziale Netzwerk Foursquare. Mit ihrer Hilfe können sich Freunde mit ihren Smartphones an einem Ort verabreden. Händler können auf ihre Geschäfte aufmerksam machen (mehr hier).

App für Brautpaare

Zweite und dritte Preise erhielten die Entwickler von Tele-App. Das ist eine Erweiterung für den Internet-Browser (Plug-in), der Websites mit Link zu App-Stores entdeckt. Dieses Plug-in sendet den Link zur App direkt an das Smartphone des Nutzers, wo er sie direkt installieren kann.

Der dritte Preis ging an „Colorful Gift“, eine Crowdfinanzierungs-App für Brautpaare. Freunde und Verwandte können Geld für die Hochzeitsreise überweisen.

In der Jury saßen der Gründer des Telekom-Inkubators hub:raum, Peter Borchers, Anika Klauss (Microsoft); Alexander Grosse (Soundcloud) und GetYourGuide-Gründer Johannes Reck. Mehr als 70 Start-ups hatten sich beteiligt.