Unter dem grün-weiß-blauen Banner unserer alten Chur- und Hauptstadt gaben die Akteure nach der Vereinigung beider Clubs fortan ihr Bestmögliches. Auf der einstigen Musterwiese in der Brielower Straße hat der Traditionsverein bis heute seine Heimstatt. Setzt doch der BSC Süd 05 in der Oberliga auf dem bald nach Kriegsende 1945 in Seelenbinder-Sportplatz umbenannten Gelände zielstrebig das fort, was einst die „Pioniere des runden Leders“ unter Mühen begründet hatten.

Höhen und Tiefen in 115 Jahren

Höhen und Tiefen, Freud`und Leid, ja,  Enttäuschung, zum anderen Begeisterung und Euphorie, wurden dabei in den mittlerweile 115 Jahren die Wegbegleiter. Erst um 1901/02, so schildert es der Brandenburger Heinz Goldbeck in seiner Chronik, wurde das herrliche Rasenspiel hier an der Havel bekannt.
Ungeachtet aller Anfeindungen und Spötteleien jagten fortan bis zu 30 Jugendliche auf besagter Musterwiese – so benannt nach den dort sich dereinst vorzustellenden kaiserlichen Soldaten – dem Ball nach. Das Betreten des Geländes zum Bolzen blieb ihnen zunächst nur gegen Vorlage eines von den Truppen abgestempelten Ausweises gestattet...

Schneller Aufstieg

Einer dieser Männer der ersten Stunde war Otto Schmidt. Alsbald schloß sich der aufblühende BBC, bei dem 1908 eine Jugendelf als erste den Spielbetrieb aufnahm, dem Märkischen Fußballbund sowie dem Verband Berliner Ballspielvereine an (1910).
Schon zwei Jahre später stieg man in die zweithöchste Klasse auf. Großen Anteil daran hatte neben Rudolf Domres auch Gustav Hippler. Beide riefen nach dem Ersten Weltkrieg – 13 der BBC-Kicker waren auf den Schlachtfeldern gefallen – zum schweren Neubeginn auf.

Zusammenschluss 1935

Die nach etlichen Querelen dann jedoch endgültig für den Sport hergerichtete Musterwiese, samt ihrer Holztribüne, weihte man 1920 ein. Ob Sieg oder Niederlage – Kameradschaft, Geselligkeit, Harmonie sowie Humor und als fester Bestandteil sogar gemeinsamer Gesang der Spieler – jeweils am Freitagabend im Clubheim -, bestimmten das Vereinsleben.
Nach sportlichem Auf und Ab gelang 1937 der Aufstieg in die Gauliga. Dieser höchsten Spielklasse gehörte der BBC immerhin sechs Serien an. Da erreichte der Verein, der sich seit 1935 nach Zusammenschluß mit den Schwimmern als Brandenburger Sport Club (BSC 05) präsentierte, seine Blütezeit.

Tausende Fans

Tausende Enthusiasten kamen zu den Spielen. Mehrmals mußten zusätzlich provisorische Traversen errichtet werden, so bei Partien gegen den späteren Deutschen Meister Hertha BSC und weitere Berliner Mannschaften.
„Das Barometer steht in Brandenburg auf Schönwetter“ schrieb die „Fußball-Woche“ vor dem Start zur Saison 1939/40, „und das Spielermaterial ist ja so reichhaltig beim einzigen Vertreter aus der Provinz“. 

Umjubelte Lieblinge

Zu den hiesigen umjubelten Lieblingen auf dem Rasen gehörten der exzellente Mittelstürmer Erich „Muckel“ Bertz, Otto Hage, Wilhelm Kausmann, Willi Kissel, Erich „Küken“ Domres, Torwart- Legende Fritz Münscher, Frank Praßnikar oder der unvergessene Stürmer Werner Schuder, der bis Mitte der 50-er Jahre das Trikot für Motor Süd trug.
Selbst während des Zweiten Weltkrieges war es lange Zeit noch gelungen, immer wieder eine Mannschaft aufzubieten. Noch ungleich schwerer dann wohl die Aufgabe nach 1945.

Aufgeben keine Option

Aber die Fussballbesessenen ließen sich nicht abschrecken, starteten mit notdürftig reparierten, meist offenen Lastwagen sogar bald wieder zu ersten Auswärtsbegegnungen. Oftmals reizte dort dann ein kräftiges Eintopfessen!
In der damaligen Landesklasse startete 1949 nach längst erfolgter, von der sowjetischen Besatzungsmacht befohlenen Zwangsauflösung der alten Vereine die Zentralsportgemeinschaft (ZSG) „Werner Seelenbinder“ bzw. dann die Betriebssportgemeinschaft Traktorenwerke als Voräufer der Motor Süd-Elf. Ihr gelang 1952 der Sprung in die DS-Liga, so dass nun der Name Brandenburg erneut weithin  getragen wurde.

Verein wächst über mehrere Sektionen

Und bis Ende der 60-er Jahre blieb diese Mannschaft  d e r Fussball-Repräsentant unserer Stadt. Denn die BSG Motor Süd verkraftete vor allem dank ihrer hervorragenden Nachwuchsabteilung noch für recht lange Zeit die schon 1953 beginnenden Spieler-“Abwerbungen“, auch seitens der inzwischen gegründeten hiesigen BSG Stahl.
Übrigens, zu Süd gehörten inzwischen mehrere andere Sektionen, so z. B. Radsport mit den Lokalmatadoren Erwin Rüdiger und Erich Peter auf dem 1951 eingeweihten Zementoval, die Schwimmer, eine Wasserball-Sieben in der DS-Liga, ja, sogar eine Frauen-Feldhandball-Elf.

Unzählige Engagierte

Aber zurück zu den Kickern. Es ist unmöglich, all jene Spieler, Trainer, Übungsleiter und engagierten Mitstreiter zu nennen, die bis heute über viele Fußballgenerationen zum guten Ruf von Motor Süd - nach 1990 als BSC Süd 05 die Traditionen weiterführend -, beigetragen haben.
Deshalb seien stellvertretend für viele andere hier nur aus der jüngeren Vergangenheit die „Eigengewächse“ wie Lutz Eigendorf oder der eine Riesenkarriere hinlegende Steffen Freund  stehen.

Bitterste Stunde 1958

Hier aber noch einige denkwürdige Ereignisse aus der Chronik des Jubilars BSC. Mit einem 2:0 gegen Einheit Pankow sicherte sich die Süd-Elf am Karfreitag 1954 vor 8000 Zuschauern auf eigenem Platz den Klassenerhalt in der DDR-Liga.
Im Dezember 1958 gab es dann die wohl bitterste Stunde, als das Entscheidungsspiel um den Aufstieg in die I. Liga  gegen  Dynamo Dresden unter „Mithilfe“ von Schiedsrichter Köhler (Leipzig) und gewisser staatlicher Organe in Bitterfeld mit 2:4 nach Verlängerung verloren ging.

Viele vergebliche Anläufe

Schließlich aber konnten die Brandenburger nach dem Titelgewinn 1961/62 (Trainer Helmut Marx) dann lediglich eine Saison diese Klasse halten. Bedingt durch die Auflösung der II. Liga folgte der Sturz gleich bis in die Bezirksregion. Nach 15 (!) Jahren und mehreren vergeblichen Anläufen ging es ab 1978 zwar dreimal in die DDR-Liga, postwendend aber auch immer wieder hinunter.

Jahrtausendwechsel bringt die Wende

Schließlich holten sich die Süd-Kicker dann kurz vor dem Jahrtausendwechsel die Dominanz in  der Stadt zurück und waren – zunächst – für fünf Spielzeiten in der Oberliga präsent (Trainer Eckart Märzke). Zu jener Zeit entstand auch die attraktive Tribüne.
Nach zwischenzeitlichem Abstieg vertritt der BSC Süd 05 nun unser Brandenburg bereits wieder die 13. Saison in der vorgenannten Spielklasse. Und so soll es auch über 2020/21 hinaus bleiben. Wir jedenfalls wünschen dem Traditionsverein im 115. Jahr seines Bestehens dazu alles Gute.