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Lästiges Kleingeld  Lästiges Kleingeld : Deutsche wollen 1- und 2-Cent-Münzen loswerden

Von Stephan Kaufmann 12.08.2015, 14:37
Wie lange wird es die Ein- und Zwei-Centstücke noch geben?
Wie lange wird es die Ein- und Zwei-Centstücke noch geben? dpa Lizenz

Berlin - Es verstopft unsere Taschen, beult Geldbörsen aus, füllt heimische Spardosen und Marmeladen-Gläser, sorgt für Schlangen an den Supermarkt-Kassen und ist ökonomisch eher nutzlos: das Kleingeld, insbesondere das Kleinstgeld.

Immer wieder wird die Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Münzen gefordert, viele Länder haben diesen Schritt bereits getan. In Deutschland jedoch scheiterte dies bislang an der Liebe der Bevölkerung zum Kupfergeld. Das könnte sich ändern: Laut einer neuen Umfrage haben die Cent-Münzen inzwischen mehr Gegner als Freunde.

Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert. Kleinvieh macht auch Mist. Ein gefundener Pfennig bringt Glück – all diese Lebensweisheiten zeigen: Kleinstmünzen sind nur attraktiv als Vorbote eines Zugewinns an Geld oder Glück.

Jeder Deutsche besitzt im Durchschnitt 175 Ein- und Zwei-Cent-Münzen. Als Zahlungsmittel sind sie allerdings unpraktisch, Fahrkartenautomaten akzeptieren sie nicht, an der Kasse sorgen sie für Rechnerei und Verzögerungen – „Moment, ich habe es passend“. Notwendig sind die Mini-Münzen nur, um die Schwellen- und Lockpreise des Handels zu bezahlen, die stets auf X,99 Euro enden.

Mehr als die Hälfte für die Abschaffung

Dazu kommt die Last des Metalls: 30.000 Tonnen an Kleinmünzen tragen die Deutschen mit sich herum oder lagern sie daheim. Das entspricht dem Gewicht von 6000 ausgewachsenen Elefantenbullen. Selbst der Berliner Fernsehturm wiegt nur 26.000 Tonnen.

Bis zum Jahr 2013 wurden in der Euro-Zone 46 Milliarden Einer und Zweier in Umlauf gebracht. Da sie häufig in Brunnen, Sofaecken oder Sparschweinen verschwinden, muss ständig nachgeprägt werden. Ökonomisch ist das ein Verlustgeschäft für die Länder. Denn die Produktions- und Transportkosten von Ein- und Zwei-Cent-Münzen sind höher als ihr Wert. Den Verlust bezifferte die EU-Kommission bis 2013 auf 1,4 Milliarden Euro. Kleingeld ist unökonomisch. In Ländern wie  Australien, Kanada und Norwegen hat man sich von ihm bereits verabschiedet.

Vor zwei Jahren legte die EU-Kommission daher eine Untersuchung vor und stellte die Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Münzen zur Debatte. Ohne Erfolg, die Mehrheit der Euro-Zonen-Bewohner wollte die Abschaffung nicht. Eine Umfrage der Bundesbank von 2011 zeigte das gleiche Ergebnis für Deutschland.

Doch inzwischen scheint man hierzulande umzudenken. Das zumindest legt eine repräsentative Erhebung des Umfrageportals MyMarktforschung unter 1000 in Deutschland lebenden Personen nahe. Nach ihr sind 52,7 Prozent für eine Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Münzen, knapp ein Fünftel ist unentschieden, 28 Prozent sind dagegen. Besonders groß ist die Cent-Gegnerschaft unter den 18- bis 29-Jährigen.

Andere Länder machen es vor

Die Ostdeutschen sind laut der Umfrage flexibler: 62 Prozent der Sachsen wollen die kleinen Münzen loswerden, (Sachsen-Anhalt: 53,6 Prozent, Berlin: 52,4 Prozent, Nordrhein-Westfalen: 50,7 Prozent, Hessen: 46,2 Prozent), in Bremen ist es nur ein Viertel der Bevölkerung. Insgesamt können sich knapp 49 Prozent der Westdeutschen vom Kleingeld verabschieden, im Osten – inklusive Berlin – sind es dagegen fast 53 Prozent.

Bis es soweit ist, dürfte allerdings noch eine Weile vergehen. In den Gremien des Deutschen Bankenverbandes sei die Abschaffung des Kleingelds kein Thema, teilte eine Sprecherin mit. Der Deutsche Handel findet die kleinen Münzen nützlich. Die Ein- und Zwei-Cent-Münzen „leisten einen wichtigen Beitrag zur Preisdifferenzierung“, sagt Ulrich Binnebößel vom Einzelhandelsverband HDE.

„Wenn die Kleinmünzen nicht mehr zur Verfügung stünden, müssten konsequenterweise alle Preise im Einzelhandel auf fünf Cent oder null Cent enden.“ Nur dann könne der Handel jederzeit auch im Endbetrag genau und transparent auszahlen. „Eine Preisdifferenzierung auch in den Zwischenlagen zwischen null und fünf Cent würde im harten Wettbewerb der Anbieter fehlen“, so Binnebößel.

Das ist jedoch nicht unbedingt zutreffend. Das zeigen Länder wie Finnland, Belgien, Irland oder die Niederlande. Sie haben Einser und Zweier verbannt, es gibt sie nur noch als Sammlerstücke. Preise wie 1,99 Euro gibt es noch. Doch beim  Bezahlen wird auf- oder abgerundet: Aus 1,99 werden 2,0 Euro, aus 3,93 werden 3,95 und aus 5,92 werden 5,90 Euro. Ein Verlust entsteht im Durchschnitt nicht, weder für Verkäufer noch für Käufer.