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Baumschnitt Baumschnitt: Gekappte Schönheiten in Cochstedt

Von thorsten köhler 24.11.2015, 17:12
Die Linden in der Böklinger Straße in Cochstedt wurden stark beschnitten.
Die Linden in der Böklinger Straße in Cochstedt wurden stark beschnitten. Frank Gehrmann Lizenz

cochstedt - „Wer hat das denn so geschnitten? Das ist ja schon fast eine Verstümmelung“, schüttelt Frank Thume nur mit dem Kopf und zeigt auf die Linden in der Böklinger Straße in Cochstedt. Die ersten drei Bäume aus Richtung Schneidlingen haben keine Äste mehr. Auch einige andere in der langen Baumreihe sehen ähnlich aus.

„Vorher waren hier Freileitungen. Da musste geschnitten werden. Die Leitungen wurden aber mittlerweile in die Erde verlegt. War das dann so nötig?“, fragte er sich.

Die Linden dürften 70 bis 80 Jahre alt sein, schätzt Thume. Er hofft, dass sie den radikalen Schnitt verkraften. Zudem sind dadurch auch Weiden für Bienen verschwunden, weiß Thume, der auch Imker ist.

Seit dem 1. März 2010 gelten für den Schutzzeitraum zwischen dem 1. März und 30. September bundeseinheitlich Fäll- und Schnittverbote für alle Bäume, die außerhalb des Waldes oder gärtnerisch genutzten Grundflächen stehen. Vor jeder Fällung sind die Bäume deshalb stets daraufhin zu untersuchen, ob sie als Brut- und Nistplätze geschützter Arten dienen. Dann bedarf die Fällung der Genehmigung durch die zuständige Naturschutzbehörde. Das gilt auch dann, wenn die Fällung aus Gründen der Verkehrssicherheit des Baumes erfolgen soll.

Auch die zuständigen Naturschutzbehörden sind in der Pflicht. Sie haben verantwortungsvoll alle Anträge auf Fällungen zu prüfen.

„Wenn einem Baum ein größerer Teil seiner Krone genommen wird, werden ihm zunächst große Wunden zugefügt, durch die Fäulnis eindringen kann. Darüber hinaus wird dem Baum die Möglichkeit genommen, sich ausreichend mit Nährstoffen zu versorgen. Das natürliche Gleichgewicht zwischen Wurzeln, Stamm und Krone wird zerstört“, heißt es in der Fachliteratur. Und weiter: „Oft kommt es zu einer umfangreichen Kappung der gesamten Krone oder von Kronenteilen. Dabei wird nicht auf den Erhalt der natürlichen Kronenform geachtet. Auch wenn der Baum die Kappung zunächst überlebt, wird er nie wieder die Schönheit eines natürlich gewachsenen Baumes erreichen.“

Auch Ortsbürgermeister Wolfgang Weißbart gefällt die Art und Weise des Baumschnitts nicht unbedingt. „Ich gehe aber davon aus, dass die Arbeiten von einer anerkannten Fachfirma ausgeführt worden sind. Ich weiß auch nicht, inwieweit eine unmittelbare Gefahr von herabfallenden Ästen ausgegangen ist. Hier weiß das Bauamt sicher mehr“, so Weißbart.

„Es wurden nur die Bäume, bei denen schon ein Kronenschnitt vorgenommen worden ist, so stark beschnitten. Bei den anderen wurde nur ausgeästet. Sie hätten einen solchen Beschnitt nicht überlebt“, erklärt Sigrid Bleile, Bauamtsleiterin der Stadt Hecklingen, auf MZ-Nachfrage.

„Die Baumschnittarbeiten hat eine Fachfirma für uns übernommen, mit der wir schon längere Zeit zusammenarbeiten und mit der wir auch noch keine schlechten Erfahrungen gemacht haben“, so die Amtsleiterin. Für die Stadt Hecklingen sei es auch wichtig, dass von den Bäumen nun keine Gefahr mehr ausgeht. (mz)