1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Einzugsbereiche für Grundschulen: Einzugsbereiche für Grundschulen: Schüler neu gemischt in Wittenberg

Einzugsbereiche für Grundschulen Einzugsbereiche für Grundschulen: Schüler neu gemischt in Wittenberg

Von Irina Steinmann 23.01.2021, 09:13
Hier dreht sich was: Die Grundschule im Nudersdorfer Schloss soll Schüler hinzugewinnen.
Hier dreht sich was: Die Grundschule im Nudersdorfer Schloss soll Schüler hinzugewinnen. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Lange war es angekündigt worden, jetzt liegt dazu tatsächlich ein Vorschlag der Verwaltung auf dem Tisch: Die Einzugsbereiche der Wittenberger Grundschulen sollen verändert werden. Konkret betroffen sind vier der insgesamt acht kommunalen Bildungseinrichtungen, gelten sollen die neuen Regelungen für die Erstklässler ab dem Schuljahr 2021/2022. Ziel ist eine bessere Verteilung des Bildungsnachwuchses vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung.

Zwar wird die Grundschülerzahl bis 2030 insgesamt im Stadtgebiet steigen - um voraussichtlich etwa 150 bei derzeit 2.305 -, dieser Zuwachs ist aber schon heute ungleich verteilt: Schulen in den Ortschaften erreichen gerade mal so die Mindestschülerzahl in den Eingangsklassen oder müssen sogar mit Ausnahmegenehmigungen operieren.

Auf der Negativ-Seite betrifft diese Unwucht die Grundschulen von Nudersdorf und Abtsdorf, wohingegen Reinsdorf und auch die Grundschule „Geschwister Scholl“ in Friedrichstadt Entlastung bräuchten. Für diese vier Schulen wird das nächste Schuljahr Veränderungen bringen.

Ab nach Abtsdorf

So sollen die künftigen Erstklässler aus dem Osten der Stadt künftig nicht mehr in der „Geschwister Scholl“-Schule sondern in der Abtsdorfer „Ferdinand Freiligrath“ eingeschult werden - für Labetz, Luthersbrunnen und Wiesigk entfällt damit die bisherige Wahlfreiheit. Betroffen von diesem Neuzuschnitt des Schuleinzugsbezirks sind auch Wohnadressen zwischen Trift- und Zahnaer Straße.

Künftige Schüler aus der Ortschaft Mochau samt deren Ortsteil Thießen sollen statt in die Reinsdorfer Grundschule „Heinrich Heine“ dann in Nudersdorf zur Schule gehen. Die Entfernung sei in etwa gleich, sagte dazu Stefan Polzer vom Fachbereich Stadtentwicklung, der maßgeblich an der Erstellung des Papiers beteiligt war.

Nudersdorf soll nach den Vorstellungen der Verwaltung übrigens auch die Erstklässler aus Braunsdorf aufnehmen. Braunsdorf ist der nördliche Teil der Ortschaft Reinsdorf, wo die Kinder bisher auch zur Schule gehen. In diesem Fall gebe es ebenfalls „nur geringfügige Unterschiede bei den Fahrstrecken“.

Griebo hat die Wahl

Außerdem sollen Eltern im westlichsten Wittenberger Ortsteil Griebo künftig wählen dürfen, ob sie ihre Kinder statt nach Reinsdorf lieber in die deutlich nähere Coswiger Fröbelschule schicken wollen; hierzu wäre dann allerdings noch eine entsprechende Schulträgervereinbarung zwischen beiden Städten notwendig, wie es sie zwischen Wittenberg und Kemberg zur Grundschule in Dabrun bereits gibt und auch weiterhin geben soll.

Soweit die wichtigsten Änderungen. Nicht in die aktuelle Umverteilung einbezogen wurde die - gerade im Neubau befindliche - Grundschule „Katharina von Bora“ in Pratau. Angesichts deren Lage südlich der Elbe wäre hier eine Änderung „nicht logisch“, sagte Polzer.

Ziel des Neuzuschnitts der Schuleinzugsbezirke sei, die Bildungseinrichtungen in den Ortschaften zu erhalten, erklärte Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos), freilich ohne dabei „Unsinn zu machen“, also nicht um jeden Preis. Der Erhalt der Standorte dürfte insbesondere nicht dazu führen, dass Kinder dann „stundenlang durch die Gegend gefahren“ würden, betonte Zugehör und bemühte den altbekannten Slogan „Kurze Beine, kurze Wege!“

Für das Funktionieren der Gesellschaft auf dem Land sei es wichtig, dass es die Schule im Ort gibt, sagte er mit Blick insbesondere auch auf die Nachwuchs-Rekrutierung der freiwilligen Feuerwehren. Polzer zufolge will die Stadt die Stabilisierung der Schülerschar - und damit der Einwohnerzahl - in den Orten auch durch die Ausweisung von Wohngebieten forcieren.

Am 10. März im Stadtrat

Das Papier wurde am Freitag der Presse im Rahmen einer Videokonferenz vorgestellt und sollte am selben Tag als ausführliche Vorlage auch den Stadträten zugehen, die über den Neuzuschnitt der Schuleinzugsbezirke dann voraussichtlich in der nächsten Ratssitzung am 10. März entscheiden werden, sowie „unmittelbar“ auch dem Schulelternrat. Zudem wird das Vorhaben Zugehör zufolge eine Rolle bei der Beratung mit den Ortsbürgermeistern am kommenden Donnerstag spielen.

Dass die Angelegenheit komplett konfliktfrei abläuft, glaubt der Oberbürgermeister, wie er auf Anfrage sagte, freilich nicht. Auch wenn es sich, wie er betonte, um eine „vernünftige Lösung für den Großteil“ handele, die zudem „für jeden Standort nachvollziehbar“ sei, so werde es im Detail, sprich, in Einzelfällen, doch zu Kritik und Unmut kommen.

Er verwies in diesem Zusammenhang auf die unverändert bestehende Möglichkeit, sein Kind auf der Grundlage einer Einzelfalllösung anderswo beschulen zu lassen als eigentlich vorgesehen. Mit dem Landkreis und dem Verkehrsbetrieb hat die Stadt eigenen Angaben zufolge bereits Einvernehmen gesucht und gefunden.

Entlastung auch für die Horte

Auch die Horte sollen, wie insbesondere der in Reinsdorf, durch die Neuaufteilung entlastet werden. Darauf hat die Leiterin des Eigenbetriebs „KommBi“, Anett Brachwitz, hingewiesen. In Reinsdorf seien die Plätze „immer richtig knapp“. Seit langem arbeite man dort mit einer Ausnahmegenehmigung: 66 Plätze sind belegt und es gibt eine Warteliste - die normale Betriebserlaubnis lautet auf „60“.

Auch in Nudersdorf, belegt sind dort 33 von 35, und in Abtsdorf (68:70) seien die Horte „relativ voll“. Insgesamt seien die Gespräche zur Doppelnutzung von Schulen gut gelaufen.

2019 hatte die Geschwister-Scholl-Schule zwecks besserer Verteilung Erstklässler an zwei andere Schulen abgegeben, mit Erfolg, wie es heißt. Das Hort-Problem habe man dadurch allerdings nicht beseitigen können. (mz)