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Landwirtschaft Landwirtschaft: Milchautomat in Vockerode findet seine Anhänger

Von Marcel Duclaud 09.06.2016, 17:24
So funktioniert der Frischmilch-Automat in Vockerode: Um Milch zu zapfen, muss Rüdiger Schmidt den Knopf dauerhaft drücken. So kann nichts daneben gehen.
So funktioniert der Frischmilch-Automat in Vockerode: Um Milch zu zapfen, muss Rüdiger Schmidt den Knopf dauerhaft drücken. So kann nichts daneben gehen. Klitzsch/Archiv

Vockerode - Der Anfang Mai eröffnete „Frischmilchautomat“ der Agrargenossenschaft Wörlitz findet Anklang. „Wir sind im kostendeckenden Bereich, mehr wollten wir nicht erreichen“, sagte am Donnerstag Vorstand Volker Ziegler. Um die 50 Kunden pro Tag nutzen gegenwärtig die Möglichkeit, sich superfrische, unbehandelte Milch zu besorgen.

Der Agrargenossenschaft geht es darum, ein Zeichen zu setzen, nicht zuletzt angesichts der desaströsen, bei weitem nicht kostendeckenden Preise, die die Erzeuger für ihre Milch erhalten. „Wir kommen mit den Leuten ins Gespräch, können Wissen vermitteln.“ So sei es möglich, auf das Verhältnis zur Landwirtschaft Einfluss zu nehmen, erklärt Ziegler die Gründe für die Investition am Standort Vockerode: „Wir müssen dringend etwas für den Berufsstand tun, das Image der Landwirtschaft fördern.“ Das Feedback sei rundum positiv.

Ziegler zögert allerdings bei der Frage, ob dieses Modell der Direktvermarktung auch anderen Agrargenossenschaften zu empfehlen sei. Ein Vorteil in Vockerode sei die Lage: an der Bundesstraße und nicht weit vom Wörlitzer Park entfernt. „Zu uns kommen bisweilen auch Touristen, um hier Milch zu holen.“ Der Landwirt verweist auf nicht unerhebliche Investitionen: „Es muss passen.“ Wasser und Abwasser braucht es, die hygienischen Standards müssen stimmen. In Vockerode ist eine einstige Garage zum Verkaufsraum umgebaut worden.

Dass der „Frischmilchautomat“ nicht die Rettung ist für die von Sorgen geplagten Bauern, ist der Agrargenossenschaft klar. Allerdings habe auch der „Milchgipfel“ in Berlin nicht viel gebracht, um die Lage zu entspannen: „Er verlief erwartungsgemäß“, formuliert Volker Ziegler vorsichtig. Bei 78.000 Milchbauern seien die in Rede stehenden 100 Millionen Euro Soforthilfe ein Tropfen auf den heißen Stein. „Am unkalkulierbarsten“, bemerkt Ziegler sarkastisch, „ist für Landwirte nicht das Wetter, sondern die Agrarpolitik.“ Bei den aktuellen Preisen gehe sehr viel Wertschöpfung verloren.

Festhalten an der Milchproduktion, bei der seit Monaten Defizite erwirtschaftet werden, will die Agrargenossenschaft Wörlitz gleichwohl: „Da ist viel Enthusiasmus dabei, viel Liebe zum Beruf“, sagt der Vorstand der Genossenschaft.

Der Milchautomat ist von Montag bis Sonntag von 6 bis 19 Uhr geöffnet. Die Milch wird tagesfrisch in den Automaten gefüllt, gefiltert und gekühlt. Ein Liter Milch kostet einen Euro. (mz)