Rohrbruch sorgte für Unterspülung : Rohrbruch sorgte für Unterspülung in Hergisdorf : Anwohner retten Pkws vor dem Abrutschen

Hergisdorf - Der Wind pfeift durch die Straße Neumarkt in Hergisdorf. Ein Mann zieht sich den Kragen enger zu und schaut besorgt auf das, was da einige Meter von seiner Haustür entfernt passiert. Mitarbeiter der Midewa sind mit Baufahrzeugen und schwerem Gerät an der Arbeit, verlegen Schläuche, Leitungen, bewegen Erdreich. Hier hat sich am frühen Montagmorgen, ganz ohne Ankündigung, die Erde aufgetan.

Ein Zusteller der Mitteldeutschen Zeitung hatte das mehrere Meter große Loch bei seiner Tour am frühen Morgen gegen 4 Uhr entdeckt. „Ich habe gleich den Nachbarn aus dem Bett geklingelt und gesagt, zieh dich schnell an, dein Auto stürzt ab“, erzählt der Mann. Auch andere Nachbarn klingelte er aus dem Schlaf. Drei Fahrzeuge standen auf einer Parkfläche zwischen Straße und Grundstücksgrenze.

Was sich dann abspielte, war wohl eine waghalsige Rettungsaktion: Zwischen Parkfläche und Straße war die Bordsteinkante einfach nach unten in das tiefe Loch gefallen. „Ich habe von da vorne ein Zaunfeld geholt“, sagt der MZ-Zusteller und zeigt in Richtung eines Nachbargrundstücks. „Das haben wir über den breiten Spalt gelegt, dann konnten alle Autos darüber fahren“, schildert der Mann. „Die Zaunlatten haben das nicht überlebt, aber die Autos sind heil geblieben.“ Dabei konnten die Helfer hören, wie unter ihren Füßen Erdklumpen ins Wasser stürzen, mit dem das Loch gefüllt war.

Wie durch ein Wunder hielt die unterspülte Straße dem Gewicht der Pkw stand, es wurde niemand verletzt. „Die Asphaltschicht war lediglich fünf Zentimeter stark“, schildert Steffi Schwan, Pressesprecherin des Polizeireviers Mansfeld-Südharz. Wie sie weiter mitteilt, waren die schmale Straße und die angrenzende Parkfläche auf einer Fläche von etwa zehn mal zehn Metern unterspült worden. Anwohner hatten die Polizei gegen fünf Uhr morgens informiert.

Eine erste Meldung, dass Bewohner eines angrenzenden Hauses evakuiert wurden, kann Meinolf Thorak, Fachdienstleiter Bau- und Ordnungsverwaltung bei der Verbandsgemeinde Mansfelder Grund - Helbra, widerlegen. „Zum Glück musste niemand sein Haus verlassen“, sagt er gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung. Das Bauamt des Landkreises sowie das Bergamt in Halle hätten Kontrollen durchgefühlt und zunächst Entwarnung gegeben. „Was genau passiert ist, werden wir natürlich untersuchen und alles weiter beobachten“, so Thorak.

Fest steht, dass ein Rohrbruch der Trinkwasserleitung, die unter der Straße verläuft, für die Unterspülung verantwortlich ist. In den Mittagsstunden reparierten Mitarbeiter der Midewa zunächst die Wasserleitungen, damit alle Anwohner wieder mit Trinkwasser versorgt werden können. „Es handelt sich hier um eine Ringleitung, so dass die Anwohner von der anderen Seite versorgt werden können“, sagt Niederlassungsleiter Heiko Rach. Am Morgen schickte das Unternehmen zwei Wasserwagen nach Hergisdorf. Auch ein Gutachter der Midewa war am Montag vor Ort, um sich ein Bild von der Lage zu machen.

Unklar ist laut Meinolf Thorak, was mit den schätzungsweise 30 bis 50 Kubikmetern Erde passiert ist, die das Wasser ausgespült hat. „Sie sind wie vom Erdboden verschwunden“, sagt der Fachdienstleiter. Demnach soll die Straße aufgerissen werden, um das ganze Ausmaß des Schadens zu begutachten.

Es ist nicht das erste Mal, dass im Neumarkt die Straße unterspült wird. „2017 gab es dort unterhalb der jetzigen Stelle auch ein großes Loch“, erinnert sich Thorak. „Damals konnten zum Glück auch alle Häuser gerettet werden und es kam niemand zu Schaden.“ (mz)