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DDR-Reklame in Leipziger Südvorstadt DDR-Reklame in Leipziger Südvorstadt: Leipziger Löffelfamilie wird 40

Von Gitta Keil 03.09.2013, 06:03
Nach ihrer Erneuerung leuchtet die denkmalgeschütze Löffelfamilie am 09.10.2011 wieder von einer Giebelwand in der Südvorstadt in Leipzig (Sachsen).
Nach ihrer Erneuerung leuchtet die denkmalgeschütze Löffelfamilie am 09.10.2011 wieder von einer Giebelwand in der Südvorstadt in Leipzig (Sachsen). dpa Lizenz

Leipzig/DPA. - Seit rund vier Jahrzehnten löffelt sie und die Suppe ist noch immer nicht alle. Die „Leipziger Löffelfamilie“ - ein Leuchtreklame-Relikt aus DDR-Zeiten - sollte bis 1990 in der Leipziger Südvorstadt die Produkte des Volkseigenen Betriebes (VEB) Feinkost anpreisen. Heute sind die vier bunt leuchtenden Gestalten ein Denkmal, haben eine eigene Telefonnummer und sind Helden eines Hörspiels. Der 40. Geburtstag der Neonreklame wird zum Tag des offenen Denkmals am 8. September mit einem Bühnenfest gefeiert.

Fans der Familie

Die löffelnde Familie - Mutter, Vater und zwei Kinder - gibt es noch, weil Leipziger Bürger für den Erhalt der beliebten Reklame eintraten. Seit 1993 steht sie unter Denkmalschutz und ist ein beliebter Treffpunkt, wie die Betreiberin des Filmkunsttheaters „Kinobar Prager Frühling“, Miriam Pfeiffer, berichtet. Sie veranstaltet auf dem Areal an der „Löffelfamilie“ ein Sommerkino. „Weil es überdacht ist, kommen die Leute auch im Regen“. Bevor es losgeht mit dem Kino, spielen häufig auch noch freie Theatergruppen.

„Zu DDR-Zeiten sollte die Messestadt Leipzig ein gewisses weltstädtisches Flair bekommen, deshalb wurden viele Gebäude mit Leuchtreklamen ausgerüstet“, sagt Uwe Teichert, Vorstandsmitglied des Vereins Löffelfamilie. Überhaupt, die ganze DDR sollte nachts mit bunten Neonreklamen einen gewissen Glamour-Effekt haben. „Plaste und Elaste aus Schkopau“, diese Reklame prangte etwa an der Autobahn.

„Tradition und Fortschritt für modernes Wohnen“ leuchtet heute noch am Leipziger Roßplatz, betrieben vom Hauseigentümer. Die Reklame der Pinguin-Eisbar wird von der hiesigen Wohnungsgesellschaft betrieben. Und das Doppel M auf dem Wintergartenhochhaus in der City dreht sich im Auftrag der Leipziger Messe.

Abbau der Reklame

Sogar bis ins Museum der Bildenden Künste hat es die Zündkerze „Isolator“, geschafft, die einst für eine DDR-Zündkerzenfirma warb. In Dresden hat der Getränkehersteller Margon die alte DDR-Reklame für das Getränk wiederbelebt. Doch vielerorts wurden die Neonreklamen auch abmontiert, wie Teichert sagt. Ungewiss ist in der Messestadt noch das Schicksal der ebenfalls unter Denkmalschutz stehenden Leuchtreklame mit dem berühmten Goethe-Zitat „Mein Leipzig lob ich mir“.

Zurück zur Löffelfamilie: Heute leuchtet sie nach Sonnenuntergang für 90 Minuten. „Für mehr reicht das Geld nicht, das wir als Verein einsammeln“, sagte Teichert. Deshalb hat sich der Verein eine pfiffige Idee einfallen lassen. Die Leuchtreklame kann per Anruf eingeschaltet werden. Davor gibt es ein kleines Hörspiel, das der Schauspieler Michael Trischan („In aller Freundschaft“) zusammen mit seiner Frau eingesprochen hat. Die ursprüngliche Idee war, dass die Abrechnungszeit für das Hörspiel als Spende an den Verein geht.

Allerdings gilt das Hörspiel als Warteschleife, erläuterte ein Sprecher des Telefonanbieters Vodafone. Und die sind laut Gesetz seit einiger Zeit kostenlos. Deshalb habe der Anbieter keine Spenden an den Verein abrechnen können. Es habe sich gezeigt, dass dieses Geschäftsmodell so nicht funktioniere. Als Ausgleich habe das Unternehmen dem Verein eine Spende über 1500 Euro überwiesen. Jetzt werde überlegt, ob sich eventuell ein anderes Modell finden lasse.

Ein neues Projekt des Löffelfamilienvereins: Eine Webcam und eine eigene App für das Denkmal. „Damit man auch die Familie leuchten sieht, wenn man gerade in Australien ist“, sagt Teichert.