Unterhaltung

Ludwigshafener "Tatort" Reif für den Gnadenschuss

Odenthal und der Hauptverdächtige: Ist er jetzt ein Psycho oder nicht?

Odenthal und der Hauptverdächtige: Ist er jetzt ein Psycho oder nicht?

(Foto: SWR/Alexander Kluge)

Ihr 25-jähriges Dienstjubiläum hat Lena Odenthal zwar geradewegs in die Reha geführt, doch nicht einmal dort kommt die Ermittlerin zur Ruhe. In ihrem neuen Fall bekommt sie es mit einem Psychopaten mit Vorliebe für Messer und Pferdehintern zu tun.

Odenthal muss zwischendurch auch mal als Abdeckerin fungieren.

Odenthal muss zwischendurch auch mal als Abdeckerin fungieren.

(Foto: SWR/Alexander Kluge)

Breitbeinig steht Lena Odenthal vor dem tödlich verwundeten Pferd, Pistole im Anschlag: Die Waffe gehört nicht der Kommissarin in Jogginghose, sondern dem Streifenpolizisten, der sie geradewegs aus der Reha aufgesammelt hat. Zwar nicht, um einem sterbenden Pferd den Gnadenschuss zu geben, sondern um sich einen ermordeten Tierpfleger anzuschauen. Aber wenn die ausgebrannte Odenthal schon mal auf dem Hof ist, muss sie eben zu Ende bringen, was der Tierarzt mangels Spritzen und die Streifenpolizisten wegen bürokratischer Hürden nicht können. Die Kommissarin bringt die Waffe in Anschlag und erlöst das Tier, dem ein brutaler Ripper sägezahnförmige Messer in den Anus geschoben hat.

Bereits der Anfang des neuen Ludwigshafener "Tatorts" dürfte bei den meisten Zuschauern für weit hochgezogene Augenbrauen sorgen. Wer sich tatsächlich dazu entschließt, den restlichen Abend mit Lena Odenthal zu verbringen, sollte sich daran besser gewöhnen. Wie schon zum 25-jährigen Dienstjubiläum der Kommissarin bemüht sich Regisseur Patrick Winczewski darum, möglichst viele Abgründe in 90 Minuten zu quetschen.

"Von der Titte zur Mitte zum Sack"

Um zu beschreiben, wie traurig das Ergebnis ausfällt, reicht eine kurze Zusammenfassung der Rahmenhandlung: Psychisch angeknackste Ermittlerin jagt psychopathischen Pferdeschlitzer. Der ist erst heimlich und später nicht mehr so heimlich in eine Verkäuferin verknallt. Der Zuschauer lernt derweil auf die harte Tour, warum der Pfälzer Dialekt nicht unbedingt als romantischste aller Mundarten gilt. Und dann ist da noch die Gutshofbesitzerin, die mehr um das tote Pferd als um den toten Tierpfleger zu trauern scheint - bis sich herausstellt, dass der sie mit ihrer Vergangenheit als Pornodarstellerin erpressen wollte.

Außerdem noch mit an Bord: Odenthals Kollege Kopper, der in schlechtem Italienisch mit seiner neuen Geliebten skypt; die kühle und ach so coole Fallanalytikerin Johanna Stern, die frischen Wind im angegrauten Ermittlerteam verbreiten soll; ein esoterischer Reha-Chef mit einem unerschöpflichen Reservoir an schwurbeligen Lebensweisheiten sowie unheilsschwangere Musik für gleich drei Filme.

Irgendwann in diesem "Tatort", der so viel sein will und so wenig davon ist, hat dann auch noch eine Bürgerwehr ihren großen Auftritt - und spätestens jetzt muss auch der treueste Odenthal-Fan vor Scham in seinem Sessel versinken: Da führt Kopper doch allen Ernstes eine Handvoll mittelalter und schwerbewaffneter Männer in den Kampf gegen den Pferderipper, angetrieben von Selbstgebranntem und einem urdeutschen Schlachtruf: "Von der Titte zur Mitte zum Sack". Na dann: Prost, Mahlzeit.

Quelle: ntv.de

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